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Wo steht Österreichs Motorsport-Nachwuchs?

Charlie Wurz als Speerspitze, aber wo steht der rot-weiß-rote Speed-Nachwuchs?

Wo steht Österreichs Motorsport-Nachwuchs? Foto: © ADAC/HOCH ZWEI

Österreichs Motorsport-Nachwuchs fährt 2022 sowohl im Formel- als auch im GT-Sport mit, gar in der EuroNASCAR versucht der Nachwuchs, eine Duftmarke zu setzen.

Der Fakt, dass zuletzt Christian Klien als HRT-Pilot 2010 drei WM-Rennen bestritt und damit weiterhin der letzte rot-weiß-rote GP-Pilot ist, zeigt die Durstrecke auf. Als letzter Österreicher saß DTM-Pilot Lucas Auer 2017 bei einem F1-Test im Force India am Hungaroring in einem Cockpit der schnellsten Rennwägen der Welt.

In die Nähe der Formel 1 scheint auf den ersten Blick aber keiner der rot-weiß-roten Nachwuchspiloten zu schnuppern. Wo stehen die wichtigsten Zukunftaktien momentan?

Charlie Wurz, Mick Wishofer, Patrick Schober und Co. wissen im LAOLA1-Check durchaus zu überzeugen. Ein genauerer Blick verrät, wie es um die Zukunft der "U23-Fahrer" bestellt ist und was vom Nachwuchs in den nächsten Jahren erwartet werden darf:

Charlie Wurz: Erster F1-Pilot seit 2010?

Mit dem Namen Wurz hat der 16-jährige Charlie (Header-Bild) sicherlich kein leichtes Erbe. Denn Papa Alex fuhr 69 F1-Rennen und erzielte drei Podest-Ergebnisse. Zudem gewann der Niederösterreicher zwei Mal in Le Mans (1996, 2009).

Die Augen sind durchaus auf den in Monaco geborenen Nachwuchs gerichtet, der heuer in der ADAC Formel 4 im Cockpit von Prema Racing seine Premierensaison absolviert. In den ersten neun Läufen (jeweils drei in Spa-Francorchamps, Hockenheim und Zandvoort) holte er zu drei dritten Plätzen aus und landete bislang acht Mal in den Top Ten, fünf Mal davon gar in den Top 5.

Zudem raste der Meister der Formel 4 UAE Championship 2022 in der Italian F4 Championship in Misano zu einem zweiten und in Vallelunga zu zwei dritten Plätzen.

Wurz junior hat aber bereits 47 F4-Rennen auf dem Kerbholz, zudem liegt er als Gesamtfünfter der ADAC Formel 4 bereits 122 Punkte hinter dem Leader in der Gesamtwertung und Prema-Teamkollegen Andrea Kimi Antonelli. Und das Business der Formel-Nachwuchsserien ist knallhart.

Zwar ist Wurz "immer bei der Spitze dabei", wie Papa Alex nach dem Vallelunga-Wochenende vermerkte, allerdings bleibt der Weg zur Formel 3 äußerst schwierig. Denn am Ende des Tages wird eine Meisterschaft fast ausschließlich durch den talentiertesten und siegreichsten Fahrer gewonnen, der im folgenden Formel-3-Jahr das Rampenlicht auf sich zieht.

Auch wenn eigentlich noch Zeit bis zum Aufstieg in die Formel 1 ist, wird sich der Weg dorthin als steinig und mühsam präsentieren.

Mick Wishofer: Tritt er das GT-Erbe von Richard Lietz an?

Der 22-jährige Wiener feierte 2017 als Pilot von Lechner Racing den Rookie-Titel in der ADAC Formel 4. Zwei Jahre später wechselte Wishofer ins ADAC GT Masters, wo er in seiner Debüt-Saison 2019 im Zakspeed-Mercedes auf's Podest fuhr. 2020 folgte die Bestätigung des Gezeigten, als er mit Teamkollege Dorian Boccolacci den zweiten Lauf auf dem Lausitzring gewann.

Mick Wishofer im ADAC GT Masters in Spielberg 2022
Foto: © GEPA

Nach dem einjährigen Engagement im MRS-Porsche im Jahr 2021 folgte für die Saison 2022 der Wechsel in den Emil-Frey-Lamborghini. Die Sensation der Saison gelang ihm zusammen mit seinem finnischen Teamkollegen Konsta Lappalainen beim ersten Zandvoort-Lauf, als das Duo das insgesamt fünfte Saisonrennen für sich entscheiden konnte. 

Der Formel-Zug ist für den Wiener zwar abgefahren, dennoch hat der Youngster noch eine über 20 Jahre lange Fahrer-Karriere im GT-Sport vor sich. Der erfolgreichste österreichische GT-Pilot ist Richard Lietz, der durch seine insgesamt vier Le-Mans-Siege ein Maßstab für Wishofers Karriere sein könnte.

Wishofer hat ein schweres Erbe vor sich, doch mit seinen 22 Jahren noch alle Zeit der Welt. Aktuell fährt der Wiener zwar "nur" beim ADAC GT Masters mit, sollten die Ergebnisse allerdings zum Jahresende passen, könnte sich das ein oder andere für 2023 durchaus ergeben.

Neben Lietz könnte sich Wishofer auch beim einfachen Daytona-Sieger Philipp Eng, GT3-Ass und zweifachen Daytona- sowie einfachen Sebring-Sieger Mirko Bortolotti, und dem seit jüngstem als DTM-Laufsieger betitelten Thomas Preining etwas abschauen, die allesamt in diesem Bereich schon ihre Erfolge feierten.

Mischt Patrick Schober die EuroNASCAR auf?

Patrick Schober ist zwar erst 17 Jahre alt, doch siegen kann er allemal. Noch hat er seinen 18. Geburtstag (30.7.) nicht bejubelt, doch feierte er sowohl die Meisterschaft in der FIA Formula 4 Central European Zone (2021), als auch die österreichische Staatsmeisterschaft in selbiger Formel-Klasse.

Der Austro-Slowake startet 2022 in der EuroNASCAR-2-Klasse für das italienische Team Double V Racing durch, bei seinem Debüt in Valencia holte Schober zu einem vierten und einem achten Platz in der Rookie-Wertung aus. Auch in Brands Hatch wusste der Youngster zu überzeugen. In der Rookie-Wertung erzielte er in beiden EuroNASCAR-2-Rennen zwei vierte Plätze.

Zu seinen Ergebnissen in der Neuling-Klasse passt auch sein gesetztes Saisonziel: "Top 3 ist das Ziel in der Rookie-Wertung", erklärt er gegenüber LAOLA1 in Brands Hatch. Er fügt zur Freude aller Österreicher an, auch 2023 in der NASCAR Whelen Euro Series bleiben zu wollen. Am kommenden Wochenende in Vallelunga (9./10.7.) will Schober seine Leistungen bestätigen und nochmal eine Schippe drauflegen.

Nico Gruber in TCR-Diensten am Nürburgring 2020
Foto: © GEPA

Neben Schober starten auch Andreas Kuchelbacher (Marko Stipp Motorsport) in der "Club Challenge" (dt. Gleichmäßigkeits-Prüfung) und Alina Loibnegger in der EuroNASCAR 2 für Racingfuel Motorsport durch.

Ein Sieg in der EuroNASCAR 2 bzw. PRO wäre für rot-weiß-rot allerdings keine Neuheit, denn bereits zwei Österreicher feierten am höchsten Treppchen: Matthias Lauda (Tours 2, 2014) und Florian Rennauer (Brands Hatch 1, 2015).

Stefan Fürtbauer: Österreichs Formel-Rennfahrer des Jahres 2021

Etwas überraschend wurde der 19-jährige Wolfsegger Österreichs Formel-Rennfahrer des Jahres 2021. Doch der Oberösterreicher strafte seine Kritiker lügen, denn er holte im vergangenen Kalenderjahr in seiner Rookie-Saison zum Meistertitel in der Formel-3-Meisterschaft FIA Central European Zone aus.

Sein Cockpit in der Formel-3-Serie hatte sich Fürtbauer durch seinen Gesamtsieg in der österreichischen Formel 4 2019 verdient, nachdem er als Kart-Champion 2018 in die Formel-Serie aufstieg.

GT-Erfahrung durfte Fürtbauer ebenfalls bereits sammeln, denn im Mai 2020 testete der Oberösterreicher den GT4-Boliden von KTM am Red Bull Ring.

Nico Gruber: GT4 Germany nach Aufstieg aus der TCR

Mit seinen noch 20 Jahren kann Gruber auf Erfolge in Deutschland zurückblicken. Nach dem Gewinn des Junioren-Titels in der TCR Germany, fährt der Schlüßlberger (Oberösterreich) 2022 in der ADAC GT4 Germany im Drago-Racing-Mercedes und heimste in sechs Rennen 30 Punkte und drei Top-Ten-Ergebnisse ein.

Gruber ist zwar nicht wie Wishofer oder Reicher beim ADAC GT Masters unterwegs, hat allerdings bereits sein Können unter Beweis gestellt.

Lukas Dunner beim Formel-3-Rennen am Spielberg 2020
Foto: © GEPA

Denn beim genaueren Blick auf die TCR Germany 2021 wird klar, dass Gruber im Hyundai-Renner von Team Engstler auf ganzer Linie überzeugte. In 14 Rennen holte er zu zehn Klassensiegen in der Junioren-Wertung aus und fuhr in der Gesamtwertung fünf Mal aufs Podest. Damit stellte er seine Landsleute Günter Benninger (2xTrophy-Sieger), Christian Voithofer und Peter Gross (jeweils 1xTrophy-Sieger) klar in den Schatten.

Gruber vertritt in der ADAC GT4 Germany zusammen mit Daniel Drexel, Horst Felix Felbemayr (beide Razoon-KTM) und GT-Talent Leo Pichler (W&S-Porsche) die rot-weiß-rote Fraktion.

Lukas Dunner: Vom Formel-Nachwuchs in den Rallye-Sport

Der 20-jährige Wiener überzeugte in den Nachwuchs-Formelserien, als Dunner 2019 Meisterschafts-Dritter in der Euroformula Open Championship wurde und sich im Jahr darauf mit fünf Saisonsiegen als Vizemeister aus der Serie verabschiedete.

2020 sammelte er neben den Open-Erfolgen auch Formel-3-Erfahrung in der FIA Formula 3 Championship, denn für MP Motorsport bestritt der Youngster alle 18 Saisonrennen und fuhr vier Mal in die Top 15.

Nach seinem Formel-Abenteuer wechselte Dunner in den Rallye-Sport, wo er 2021 die Blaufränkischland Rallye für Skoda Motorsport bestritt und Siebter wurde.

Tim Miedl: Formel 4, aber nicht mit Wurz

Der 16-jährige Miedl startet nach einer erfolgreichen Kart-Zeit 2022 für das österreichische Traditionsteam Renauer Motorsport in der ACCR Formel 4. Das Cockpit verdiente er sich bei Testfahrten am ungarischen Pannoniaring im vergangenen Winter.

Simon Reicher im ADAC GT Masters am Spielberg 2021
Foto: © GEPA

In seinen zarten Teenager-Jahren herrscht keine Eile, die Zukunft für den Youngster hält vieles offen. Erst muss die ACCR-Saison mit Siegen beendet werden, bevor ein Aufstieg in einer Formel-3-Serie in Erwägung gezogen werden kann.

Simon Reicher: Der zweite Österreicher bei den Masters

Zusammen mit Norbert Siedler (39) fährt der 22-jährige Reicher bei den GT Masters für das österreichische Eastalent Racing Team, und hat in sechs Läufen insgesamt 32 Meisterschafts-Punkte eingefahren. Gar ein zweiter Platz in Oschersleben stand ihm zu Buche.

Der Kirchberger startete klassisch mit acht Jahren im Kartsport, 2014 entscheid er die 43. Trofeo delle Industrie im italienischen Lonato für sich. 2020 schnupperte Reicher als Co-Pilot von Siedler am Red Bull Ring bereits GT-Masters-Luft.

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