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Was von der legendären "46“ auf vier Rädern zu erwarten ist

Motorrad-Superstar Valentino Rossi steigt in den Autorennsport ein. Das kann man sich von ihm erwarten:

Was von der legendären Foto: © BMW

Jetzt nimmt Valentino Rossis Karriere im Autorennsport noch einmal richtig Fahrt auf.

Denn aus der GT World Challenge Europe (Langstreckencup) steigt der 44-jährige „Doktor“ 2024 in das World Endurance Championship um.

Der neunfache Weltmeister auf zwei Rädern (in allen drei Klassen) und 115-fache Sieger in WM-Läufen macht also seinen ersten Anlauf auf einen WM-Titel auf vier Rädern, in der LMGT3-Klasse der Langstrecken-WM.

Was Rossi zweifellos helfen wird: Er hat als offizielles Mitglied des Werkfahrerkaders jede Unterstützung von BMW.

Rossi fährt für das Team WRT von Vincent Vosse, das im WEC bisher LMP2-Prototypen einsetzte (u. a. mit Ferdinand Habsburg am Volant), in der GTWCE schon Erfahrung sammelte und jetzt die WM-Einsätze von BMW sowohl bei der Premiere mit dem LMDh-Hypercar als auch mit dem M4 GT3 managt.

Rossi kennt also sein Dienstgerät und sein Einsatzteam, seine Teamkollegen in dem am 2. März auf dem Losail-Kurs von Katar beginnenden WEC sind noch nicht offiziell zugeteilt. „Es ist für mich der nächste Schritt, in einer Weltmeisterschaft anzutreten, und nicht mehr nur in Europa, sondern wieder weltweit Rennen zu bestreiten. Das Fahrzeug kenne ich nach dieser Saison bereits gut, aber das Format mit drei Fahrern aus drei verschiedenen Leistungs-Kategorien wird neu für mich sein. Insgesamt denke ich, dass wir sehr gut aufgestellt sein werden“, erklärte Rossi.

Ambitionen für Einsätze im Autorennsport liegen bei ihm – auch auf dem BMW wird er die in der MotoGP zurückgezogene Nummer 46 haben – weit zurück. Seit 2004 wurde er mit Ferrari und der Formel 1 in Zusammenhang gebracht (bei Testfahrten in Fiorano 1,5 Sek. hinter Michael Schumacher), nach einem Abstecher zur Monza-Rallye (3. Platz) sahen ihn viele in einem Rallyeauto. 2006 absolvierte Rossi einen Test im DTM-Mercedes in Hockenheim.

Ende November 2009 fuhr er sein erstes Langstreckenrennen in Vallelunga. Mit dem Ende der Zweiradlaufbahn 2021 war der Weg zum Autosport endgültig frei. Die heurige Saison in der GTWCE schloss er auf Platz sechs ab. Er ist also kein Rookie mehr im GT-Sport – man darf wohl einiges, aber nicht alles von ihm erwarten.

John Surtees, der Einzigartige

Motorrad-Stars, die auf vier Räder wechselten, gab es bisher zahlreiche – mit höchst unterschiedlichen Erfolgen. An John Surtees (1934-2017) kam keiner heran: sieben Mal Motorrad-Weltmeister (drei Mal 350, vier Mal 500 ccm) mit unglaublichen 38 Siegen in 49 WM-Rennen, und dann 1964 Formel-1-

Champion mit Ferrari. Von 111 WM-Läufen zwischen 1960 und 1972 beendete er sechs als Sieger. Im Weltmeisterjahr 1964 wurde er zudem Dritter in den 24 Stunden von Le Mans an der Seite von Ferrari-Kollegen Lorenzo Bandini.

1970 startete er sein eigenes F1-Team, anfangs mit McLaren-Chassis, dann mit eigenen Konstruktionen – ohne einen GP-Sieg. Unter seinen F1-Piloten waren auch der Motorrad-Champion Mike Hailwood (1971 bis 1973) sowie drei Österreicher: Dieter Quester in seinem einzigen GP (Österreich 1974, 9.), Helmut Koinigg, der Quester nach einem Vertragsdisput ersetzte (10. in Kanada, im US-GP tödlich verunglückt) und Hans Binder (neun Rennen 1977).

Bemerkenswerte weitere Umsteiger

Mike „The Bike“ Hailwood (1940-1981): Vielleicht der Nachfolger von Surtees als britischer Zweiradgigant: Neun WM-Titel in drei Klassen 1961 bis 1967, 76 Siege in 152 Rennen, dazu 14 Erfolge auf der Insel Man in den TT-Rennen. Hailwood versuchte sich schon von 1963 bis 1965 sporadisch in der Formel 1 mit dem Team von Reg Parnell, ernst wurde es ihm aber mit dem F2-EM-Titel 1972: zwei Saisonen bei Surtees und die letzte, 1974, bei McLaren. 29 Punkte in 50 WM-Läufen stehen zu Buche, darunter ein Podestrang (Zweiter in Monza 1972). Berühmt wurde Hailwood auch als Lebensretter von Clay Regazzoni, den er in Kyalami 1973 aus dem brennenden BRM zog. Ein schwerer Unfall 1974 auf dem Nürburgring beendete seine F1-Karriere. Hailwood starb noch vor seinem 41. Geburtstag bei einem unverschuldeten Verkehrsunfall in Warwickshire gemeinsam mit seiner neunjährigen Tochter Michelle.

Johnny Cecotto (geb. 1956): Der Venezolaner schaffte zwei Motorrad-WM-Titel (1975 auf Anhieb in der 350er-Kategorie, in der Formel 750 1978). Von 1980 bis 1982 fuhr Cecotto in der Formel-2-EM, 1983 folgte der F1-Einstieg. Es blieb bei 18 Rennen 1983/84 für Theodore und Toleman. Ein Unfall mit schweren Beinverletzungen im Training zum britischen GP in Brands Hatch beendete seine kurze F1-Karriere. Viel erfolgreicher waren die Einsätze im Tourenwagensport: Macao-Sieger, italienischer Meister, zwei Mal Meister im deutschen Supertourenwagen-Cup, immer mit BMW. Sein Sohn Johnny jun. (geb. 1989), deutsch-venezolanischer Doppelbürger, kam bis in die GP2-Serie und zwei Mal zu F1-Young-Driver-Tests in Abu Dhabi für Force India und Toro Rosso (2011/12).

Giacomo Agostini (geb. 1942): An die Traumkarriere auf zwei Rädern mit 15 WM-Titeln und 122 GP-Siegen kam er als Autorennfahrer nicht annähernd heran. Nach der WM-Niederlage gegen Barry Sheene 1977 entschied sich „Ago nazionale“ für den Autosport. 1978 war ein achter Platz das beste Ergebnis in der Formel-2-EM. 1979/80 bestritt er die britische F1-Meisterschaft („Aurora Series“) in einem Williams und erreichte sieben Podestplätze, aber keinen Sieg. Er wurde Gesamt-Achter bzw.-Fünfter – und nachher Manager in der Motorrad-WM.

Einige erfolgreiche F1-Piloten hatten eine wenig bekannte Motorrad-Vergangenheit, wie Jo Siffert, Jean-Pierre Baltoise oder Patrick Depailler.

Formel-1-Autos durften mit Marco Lucchinelli, Barry Sheene und Franco Uncini drei Motorrad-Weltmeister testen. In Tourenwagen- oder GT-Rennen versuchten sich die weiteren Champions Wayne Gardner (auch kurz in der DTM), Gregg Hansford (1993 Sieger im Bathurst 1000) und Sheene. Eddie Lawson fuhr eine Saison bei den Indycars mit einem sechsten Rang als bestes Ergebnis.

Und Michael Schumacher versuchte nach dem Ferrari-Abschied 2006 eine Zweiradkarriere, fuhr 2008 in der deutschen Superbike-Meisterschaft. Ein Testunfall im Februar 2009 in Cartagena (Rippen- und Halswirbelbruch, Frakturen an der Schädelbasis und an der Halswirbelsäule) verhinderte ein Comeback bei Ferrari, konnte ihn aber vom F1-Kehraus bei Mercedes (ab 2010) nicht abhalten. Sein Skiunfall mit tragischen Folgen jährt sich am 29. Dezember zum zehnten Mal.

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