news

Sergio Pérez: Warum Red Bull zum Glücksfall wurde

Mexikaner bestreitet beim Grand Prix von Österreich sein 200. F1-Rennen.

Sergio Pérez: Warum Red Bull zum Glücksfall wurde Foto: © getty

Der Herbst 2020 war nicht einfach für den Routinier, den alle nur "Checo" nennen. Sergio Pérez wusste, dass aus Racing Point Aston Martin wird und Sebastian Vettel an Bord kommt. Er musste weichen, seine Zukunft war gefährdet.

Doch mit Red Bull Racing tat sich für den 31-jährigen Mexikaner plötzlich eine Riesenchance auf. Mittlerweile ist er der fünfte Fahrer, der für den österreichisch-britischen Rennstall einen Grand Prix gewinnen konnte (nach Vettel, Webber, Ricciardo, Verstappen – Gasly siegte für AlphaTauri).

Nach dem Erfolg in Baku will er noch mehr. Auf dem Red Bull Ring bestreitet er Sonntag im Grand Prix von Österreich seinen 200. Grand Prix, damit ist er in der Reihe der Langzeit-Piloten der Formel 1 die Nummer 19 und der Fünfte der aktiven Fahrer.

Im Interview mit LAOLA1 nennt er seine Ziele und spricht über seine Beziehungen zu Österreichern.

LAOLA1: Im vergangenen Herbst war noch höchst unsicher, ob du heuer in der Formel 1 sein wirst. Hast du befürchtet, die F1-Karriere könnte zu Ende sein?

Sergio Pérez: Ich war immer überzeugt, dass etwas geschehen wird. Ich hatte schon einiges erreicht und war überzeugt, es wird ein neues Kapitel in meinem Leben geben. Es dauerte etwas, aber es traf ein. Ich bin froh, weiter in diesem Sport zu sein, dem ich noch viel geben kann.

LAOLA1: Hat es lang gedauert, bis du im Auto und im Team heimisch wurdest?

Pérez: Um ehrlich zu sein ja, eigentlich länger als gedacht. Aber jetzt geht es schnell, es wird immer besser.

LAOLA1: Hat Max (Teamkollege Verstappen) dich unterstützt?

Pérez: Max schaut ganz klar auf sich selbst. Aber er ist eine gute Referenz, an der man sich messen kann. Wie er das Auto abstimmt, wie er es bewegt, das ist alles eine Messlatte für mich. Mich mit Max zu messen ist eine immens gute Gelegenheit für mich.

LAOLA1: Du giltst als "Reifenflüsterer". Wieso bist du da besser als fast alle anderen? Kann man das lernen?

Pérez: Ich fokussiere mich stets sehr auf das Rennen mit allen Aspekten. Das wurde meine Stärke. Wahrscheinlich hatte ich deswegen auch eine sehr gute Karriere. Allerdings liegt die Konzentration manchmal zu sehr auf der Rennperformance. Aber ich lerne immer noch dazu, mit dem für mich neuen Auto besonders.

LAOLA1: Das hieße im Umkehrschluss, dass eine schnelle Runde im Qualifying noch verbesserungswürdig ist…

Pérez: Definitiv. Da muss ich mich wirklich steigern.

LAOLA1: Was lerntest du in den anderen Teams, wodurch konntest du dich verbessern?

Pérez: In jedem Team lernst du etwas. Ich hatte das Glück, mit vielen außergewöhnlichen Leuten zu arbeiten. Es geht Schritt für Schritt. Und das Lernen ist nicht vorbei, es geht noch weiter.

LAOLA1: Welche Erwartungen hast du für den Rest der Saison, für dich selbst und fürs Team?

Pérez: Ich will noch mehr Rennen gewinnen und im WM-Kampf eine Rolle spielen. Dafür arbeiten wir ja alle hart.

LAOLA1: Ist das 200. F1-Rennen eines wie jedes andere oder ganz speziell?

Pérez: Ich komme hierher um zu gewinnen. Das ist das Ziel, und das ist so in jedem Rennen. Wenn es ein fantastisches wird, werde ich mich daran erinnern. Also hoffen wir, dass es ein solches wird.

LAOLA1: Red Bull ist bekannt für außerordentliche Marketingaktivitäten, auch mit den F1-Piloten. Das ist wohl neu für dich?

Pérez: Das war wirklich neu für mich. Aber ich war mir dessen bewusst. Ich muss zugeben, seit ich für Red Bull unterschrieben habe, kennen mich viel mehr Leute in der Welt. Das ist auch auf das Marketing und die Medienpräsenz zurückzuführen. Ich gewann an Profil, keine Frage, wurde viel bekannter als ich es vorher war.

LAOLA1: Warst du schon im Hangar-7 oder im Trainingszentrum von Red Bull in Thalgau?

Pérez: Ja, ich war dort. Thalgau war arg (lacht), ich brach mir beim Trainieren fast das Genick! Hangar-7 ist wirklich beeindruckend. Red Bull ist eine einzigartige Marke. Ich kann mich glücklich schätzen, Teil der Red-Bull-Familie zu sein.

LAOLA1: Ist die Unterstützung für dich in der Heimat jetzt noch größer?

Pérez: Meine Landsleute haben mich immer voll unterstützt, das wurde jetzt noch mehr. Ich freue mich auf den Grand Prix in Mexiko, da wird alles blau (Red-Bull-Farbe, Anm.) sein. Wir erwarten ein Rennen vor vollen Rängen.

LAOLA1: Dein Tipp für Sonntag, sollte es wie vorhergesagt regnen oder gewittrig sein?

Pérez: Egal wie, ich will gewinnen. Das ist das Ziel.

LAOLA1: Was denkst du über die Sprintrennen als Qualifikation, die in Silverstone Premiere haben werden?

Pérez: Ich bin da sehr offen. Mal abwarten, ob sie mehr Unterhaltung für die Fans bringen.

LAOLA1: BWT-Chef Andreas Weißenbacher, der dich bei Racing Point unterstützte, schwärmt noch immer von dir. Hast du weiter Kontakt?

Pérez: Ja klar. Er ist ein großartiger Charakter und guter Freund. Er hat viel Leidenschaft für den Sport.

LAOLA1: Hast du deinen obersten Boss Dietrich Mateschitz schon persönlich kennengelernt?

Pérez: Nein, noch nicht. Aber ich freue mich darauf.

LAOLA1: Und wie geht es dir mit Red Bulls "grauer Eminenz" Helmut Marko?

Pérez: Ich komme mit ihm sehr gut aus. Ich habe ihm gleich klargemacht, ich bin Mexikaner, und er möge mich bitte nicht in aller Früh anrufen! Bei uns läuft der Tag anders. Er ist viel lustiger als man glaubt. Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu ihm.

Kommentare