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Wolff: "Es sind die Ausfälle, die dich beißen"

Mit einem guten Auto muss man gewinnen. Toto Wolff im Interview:

Wolff: Foto: © getty

Im Kampf um den Weltmeistertitel in der Formel 1, der wohl zwischen Max Verstappen (Red Bull Racing) und Lewis Hamilton (Mercedes) entschieden werden wird, ist es für Toto Wolff essentiell, nicht auszufallen.

"Ein Ausfall kostet einfach so viele Punkte, dass es dich zurückwirft. Das ist es, was es zu vermeiden gilt", meint der Teamchef von Mercedes im Interview mit der APA (Austria Presse Agentur). "Es sind die Ausfälle, die dich beißen."

Der Wiener hat nicht nur die aktuelle Saison, sondern auch die nächsten im Blick, agiert er doch auch als Entscheider in Hinblick auf die Fahrerpaarung bei Mercedes in der Zukunft. Die Verträge von Hamilton und Valtteri Bottas, der zuletzt in der Kritik stand, die Gerüchte um sein Aus aber dementierte, laufen nur noch bis Ende 2020.

Auf welche Kriterien es bei der Wahl ankommt und was er über dem WM-Zweikampf denkt, erzählt der 49-Jährige im Gespräch mit der APA.

"Keine Einjahresverträge mehr"

Frage: Wir erleben derzeit eine spannungsgeladene Formel-1-Saison, wie es sie schon lange nicht mehr gegeben hat. Mit Red Bull und Mercedes sind zwei Teams praktisch auf Augenhöhe. Glauben Sie, dass das bis zum Ende so bleiben wird?

Wolff: "Davon muss man ausgehen. Es ist so knapp, es schwingt das Pendel selbst zwischen einzelnen Sessions. Hier etwa war Red Bull im Vormittagstraining deutlich schneller, am Nachmittag waren es wir wieder, auch wenn die Rundenzeitentabelle das nicht so aussagt."

Frage: Wird es auch beim WM-Zweikampf zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton bleiben oder könnte sich ein Sergio Perez oder ein Valtteri Bottas noch einschalten, obwohl der schon weit zurückliegt?

Wolff: "Nein, Verstappen und Lewis sind schon zu weit weg. Das ist jetzt ein Match zwischen diesen beiden, und die anderen sind die beste zweite Waffe, auch für die Konstrukteursmeisterschaft. Es sind einfach diese vier Autos, die im Moment sehr konkurrenzfähig sind und auch in Le Castellet eine Minute vor allen anderen waren."

Frage: Worauf wird es letztlich ankommen? Auf die Klasse und Erfahrung der Piloten? Darauf, wer weniger Fehler macht?

Wolff: "Es sind die Ausfälle, die dich beißen. Wenn das Auto nur gut ist für einen dritten oder vierten Platz, dann musst du das nehmen. Aber an dem Tag, an dem das Auto gut ist, musst du gewinnen. Ein Ausfall kostet einfach so viele Punkte, dass es dich zurückwirft. Das ist es, was es zu vermeiden gilt."

Frage: Wie muss man sich die technische Weiterentwicklung der Autos in diesem Jahr vorstellen? Durch die finanziellen Reglementierungen kann das ja nicht so ablaufen wie in den Jahren zuvor.

Wolff: "Nein, es ist erstens die Kostengrenze, die dich einschränkt. Das gilt für Red Bull sowie für uns, da wir circa die gleiche Größe haben als Team. Und außerdem musst du deine Ressourcen schon zwischen jetzt und 2022 switchen. Es ist ein völlig neues Reglement, das allerdings für einige Jahre gelten wird. Deswegen kann dich jede Woche, die man jetzt in der Entwicklung verliert, am Saisonanfang nächstes Jahr richtig Zeit, richtig Performance kosten."

Frage: Stimmt es, dass Lewis Hamilton auf einen weiteren Einjahresvertrag aus ist, und wie gerne würden Sie ihm einen längerfristigen Kontrakt geben?

Wolff: "Wir machen keine Einjahresverträge mehr und auch keine Verträge, die wir erst einen Monat vor Saisonanfang unterschreiben. Im letzten Jahr war es kaum anders möglich. Wir hatten beide Corona, als wir verhandeln wollten, dann waren die Weihnachtsferien, und dann ist es einfach in den Jänner gerutscht. Wir haben zwar ein gutes Verhältnis, dass wir das jederzeit machen können, aber jetzt haben wir früher begonnen."

Frage: Könnte es da um einen längerfristigen Vertrag gehen, vielleicht den letzten für ihn, mit einer anschließenden Rolle nach der Karriere?

Wolff: "Nein, das ist zu weit weg. Es geht nur ums Rennfahren jetzt. Und es geht um die nächsten Jahre - nicht um ein Jahr, nicht um fünf. Irgendwo dazwischen."

Frage: Es gibt derzeit eine sehr vielversprechende junge Garde an Formel-1-Piloten: Charles Leclerc, George Russell, Lando Norris, Mick Schumacher, und auch Max Verstappen ist ja mit 23 noch jung. Wer davon, glauben Sie, könnte am ehesten zu einem Serienweltmeister reifen, wie es Hamilton jetzt ist?

Wolff: "Rekorde sind da, um gebrochen zu werden. Aber so, wie sich das Reglement entwickelt, mit der Angleichung der Fahrzeuge, kann ich mir schwer vorstellen, dass ein Fahrer in der Zukunft sieben Weltmeisterschaften gewinnen kann. Das hat man aber nach Michael Schumacher auch gesagt. Es kommt jedenfalls eine super Generation, die können alle in einem guten Auto Weltmeister werden."

Frage: Zurück zur Gegenwart: An den zwei Wochenenden jetzt steht der Doppelpack in Spielberg auf dem Programm. Was ist das Ziel von Mercedes?

Wolff: "So viele Punkte wie möglich. Wenn wir gut sind, gewinnen wir. Wenn wir nicht ganz so gut sind, müssen wir die bestmöglichen Punkte mitnehmen und einfach einen soliden Job machen. Es sind hier aber ganz enge Abstände zwischen den Teams insgesamt."

Frage: Wäre ein Regenrennen eher ein Vorteil für Mercedes oder für Red Bull?

Wolff: "Wenn es regnet, wünsche ich mir niemand anderen in unserem Auto als Lewis. Wenn einer das kann, dann er."

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