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Sieg verschenkt? Red Bull wehrt sich

Diskussionen um Red-Bull-Strategie und Überholmanöver. Mercedes aus "Fast-Krise" zum Sieg:

Sieg verschenkt? Red Bull wehrt sich Foto: © GEPA

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Zwar steht mit Lewis Hamilton einmal mehr der Dominator der letzten Jahre beim ersten Rennen in Bahrain ganz oben auf dem Podest, Mercedes musste um den Sieg - sehr zur Freude vieler Fans - aber bis zum Schluss kämpfen. Pole-Setter Max Verstappen im Red Bull erwies sich bis zu den letzten Metern als hartnäckiger Gegner (Rennbericht). 

"Max hat mich so unter Druck gesetzt am Ende. Es war eines der härtesten Rennen, das ich seit Langem gefahren bin, daher bin ich wirklich dankbar", sagt Hamilton nach seinem 96. GP-Sieg. Verstappen meint: "Es ist enttäuschend, nicht gewonnen zu haben, aber wir haben Mercedes wirklich einen Kampf geliefert und wir müssen daher insgesamt zufrieden sein." 

Aber kann Red Bull wirklich zufrieden sein? Oder haben die "Roten Bullen" das Rennen mit der falschen Strategie trotz guter Ausgangsposition verloren?

RBR-Teamchef Christian Horner wehrt sich gegen die Behauptung, man habe das Rennen an der Boxenmauer verschenkt. "Definitiv nicht!", meint Horner. "Mercedes hatte zu Beginn des Rennens eine sehr starke Pace. Wir konnten nicht weg und eine Lücke herausfahren. Max konnte nie mehr als zwei Sekunden von Lewis wegfahren. Dann haben sie früh für den Undercut gestoppt."

Verstappen verärgert: "Warum habt ihr mich nicht fahren lassen?"

Der angesprochene Undercut brachte Mercedes am Ende den Sieg. Hamilton stoppte relativ früh zum erstem Reifen-Wechsel und war mit einem Satz Hard-Reifen danach vorerst der Schnellste auf der Strecke. Bottas und Verstappen zogen wenig später nach, Hamilton schaffte aber gegenüber Verstappen den Undercut und führte das Feld an. Der Niederländer absolvierte seinen zweiten Stint auf den weicheren Medium-Reifen. Bei Halbzeit des Rennens holte sich Hamilton noch einmal die harte Mischung ab, um damit durchzufahren.

Red Bull reagierte 16 Runden vor Schluss und steckte Verstappen ebenfalls einen frischen Satz Hard auf. Fünf Runden vor der Zielflagge hatte er zu Hamilton aufgeschlossen, überholte den Engländer in weiterer Folge sogar - dabei verließ der Niederländer aber die Strecke. In Erwartung einer Zeitstrafe wegen eines möglichen Vorteils wies die Red-Bull-Mannschaft Verstappen an, Hamilton wieder vorzulassen. Nachher gaben seine Reifen Verstappen nicht mehr die Gelegenheit zu passieren, obwohl er wahrscheinlich im schnelleren Auto saß.

Unmittelbar nach Rennende machte Verstappen seinem Ärger über die Aktion beim Überholmanöver Luft. "Warum habt ihr mich nicht fahren lassen? Ich hätte die fünf Sekunden locker herausgeholt", funkt er an sein Team. Gemeint war eine mögliche Strafe für das Überholen außerhalb der Strecke.

Die Rennleitung hatte eine Bestrafung kurz vorher schon angekündigt. "Er war noch nicht mal wieder auf der Strecke zurück, da kam schon die Ansage, wir müssen Hamilton vorbeilassen", berichtet Red-Bull-Berater Helmut Marko im "ServusTV"-Interview. "Weiß nicht, was passiert wäre, wenn wir es nicht gemacht hätten. Max ist der Meinung, es wäre die sportlichere Lösung gewesen."

Auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner ist sich nicht sicher: "Es ist schwer zu sagen, ob wir einfach hätten vorne bleiben sollen und ob wir dann fünf Sekunden rausgefahren hätten, wenn das dann die Strafe gewesen wäre", sagt der Brite. 

Diskussionen um Track Limits: "Regeln sind im Rennen geändert worden" 

Ob Verstappen es wirklich geschafft hätte, den Vorsprung herauszufahren, wird man nie erfahren. Das Überholmanöver sorgte aber auch so für genügend Diskussionen. Red Bull weist darauf hin, dass Hamilton mehrmals selbst über die Streckenbegrenzung hinausgefahren war und ungestraft davonkam. 

"Wir brauchen Konstanz. Man kann nicht sagen, dass es im Rennen okay ist, sie zu überfahren, aber dass man dort nicht überholen darf. Es sollte schwarz oder weiß sein - und nicht grau", fordert Horner. 

Ähnlich äußert sich Mercedes-Teamchef Toto Wolff, der über die Situation beim Überholmanöver auch nicht glücklich ist. "Plötzlich musste man Track-Limits einhalten, wo es vorher geheißen hat 'nein'. Das hat Max schlussendlich das Rennen gekostet", sagt Wolff bei "Sky" und erklärt: "Ich denke, der entscheidende Punkt war, dass er beim Überholmanöver genauso weit drüber war wie wir vorher. Mir wurde am Funk von Michael (Masi, Anm.) erklärt: Wenn man einen Vorteil gewinnt, dann ist es nicht okay. Ich denke, er hatte einen Vorteil."

"Aber man muss es sportlich nehmen. Die Regeln sind im Rennen geändert worden", sagt Wolff, "Am Ende des Tages geht es um die Action. Ich glaube, es braucht konsistente Regeln. Schlussendlich müssen die Fahrer wissen, was sie tun können und was nicht. Aber ich bin nicht frustriert deswegen, wir haben ein Rennen gewonnen."

Mercedes aus der "Fast-Krise" zum Sieg

Der Teamchef erinnert nochmal an die durchwachsenen Leistungen bei den Testfahrten vor zwei Wochen. "Da war wirklich fast Krise angesagt", meint Wolff bei "Sky". "Da haben wir uns jetzt langsam rausgearbeitet. Auf eine Runde fehlt es nach wie vor, aber im Rennen waren wir relativ ebenbürtig, denke ich. Mit dem ersten Stopp haben wir einen mutigen Call gemacht und dann auch einen zweiten, weil wir den Undercut befürchtet hatten."

Während bei Mercedes zumindest auf Seiten Hamiltons alles nach Plan verlief, hadert man bei Red Bull mit dem einen oder anderem Problem. "Am Beginn war es das Differenzial, das hat sich dann aber gelöst. Zum Schluss konnten wir nicht mehr die volle Motorleistung abrufen", erklärt Marko bei "ServusTV". "In Summe: Wir waren dran, aber um Mercedes zu schlagen, da muss man perfekt sein. Ich glaube auch, dass uns die tieferen Temperaturen eher geschadet haben als Mercedes", erklärt er.

Horners Resümee: "Es war ein großartiges Rennen für die Formel 1, aber ein hartes Rennen zu verlieren."

Auch Wolff sieht unterm Strich die Formel 1 als Gewinner: "Genau das wollen wir die nächsten 22 Rennen, so macht das Spaß. Nicht nur, weil wir gewonnen haben oder Erster und Dritter geworden sind, sondern auch, weil die Formel 1 diesen Kampf braucht."

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