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Ferrari sucht am Tiefpunkt den Strohhalm

Keine Suche nach Schuldigen, nur weitere Baustelle für die Verantwortlichen:

Ferrari sucht am Tiefpunkt den Strohhalm Foto: © getty

Wie es nach einem verpatzten Qualifying für Ferrari beim Grand Prix der Steiermark am Red Bull Ring in Spielberg noch schlimmer hätte kommen können?

So: Mit einer Kollision der beiden Teamkollegen, die das Rennen des Scuderia-Duos schon in der Anfangsphase beendete (HIER nachlesen >>>). Der Desaster-Start für das stolze Team aus Maranello in die Formel-1-Saison 2020 ist perfekt.

Charles Leclerc rauschte im Übermut und wohl zusätzlich angestachelt von seiner schlechten Startposition - nach einer Strafe ging es nur von Rang 14 los - in die dritte Kurve und hatte plötzlich keinen Platz mehr. Er rasierte Vettel den Hinterflügel ab und trug selbst so schwere Beschädigungen davon, dass auch bald Schluss war.

Der junge Monegasse nahm die Schuld für den Zwischenfall voll und ganz auf sich: "Es war mein Fehler. Keine Schuld bei Seb. Ich habe das Team enttäuscht, das tut mir leid. Ich weiß, dass es nicht genug ist, sich zu entschuldigen. Ich hatte eine Menge Motivation, aber vielleicht war es zu viel", meinte der Jungstar im ORF reuig.

Im französischen Fernsehen wurde er noch deutlicher: "Heute war ich ein Arschloch, ich finde kein anderes Wort."

Auch für Vettel war die Schuldfrage klar, er konnte das Malheur nur nüchtern hinnehmen: "Ich habe mich vorne raushalten wollen, weil schon zwei Autos neben mir waren. Mir ist nicht ganz klar, wo Charles hin wollte."

Trotz dieser Einigkeit ging Ferrari gegenüber den Medien keine Risiken ein und sagte das Briefing nach dem Rennen gleich ganz ab.

Was das neue Paket bringt? Weiß man nicht

"Das war das schlimmste Ende für uns", sagte Teamchef Mattia Binotto zur Causa. Ruhig werden die nächsten Tage für ihn ganz bestimmt nicht.

 

(Text wird unterhalb fortgesetzt)

Die Italiener hatten für das zweite Spielberg-Rennen extra ein Upgrade-Paket mit neuem Frontflügel und neuem Unterboden vorgezogen, das eigentlich erst am kommenden Wochenende in Ungarn zum Einsatz kommen sollte. Doch einen Tag nach der turbulenten Regen-Qualifikation gab es weder für Leclerc noch für Sebastian Vettel eine Möglichkeit auszutesten, was in dem Paket steckt.

In der Vorwoche hatte sich Leclerc im offensichtlich unterlegenen Ferrari mit reichlich Glück noch auf den zweiten Platz hinter Sieger Valtteri Bottas geschummelt. Diesmal wollte es der von Startplatz 14 ins Rennen gegangene Monegasse mit der Brechstange erzwingen.

Keine Zeit für Schuldsuche

Sein Verhalten nach dem Unfall ehrt Leclerc zwar, ändert aber nichts am Super-GAU. "Es gibt nicht viel zu sagen", konstatierte Binotto, "es ist einfach schade". Speziell für ihn wird der Druck nun größer werden, wenn es auf wundersame Weise nicht rasch gelingt, die Performance des lahmenden Autos zu steigern. Auch unangenehme Fragen von der Konzernspitze warten auf ihn.

"Es ist nicht die Zeit, Schuldige zu suchen, wir müssen weiterarbeiten", blockte Binotto diese in Österreich noch ab.

"Heute wäre es viel besser gewesen als letzte Woche, das habe ich schon gemerkt", meinte Vettel. "Aber dazu kam es ja nicht." In der kommenden Woche in Ungarn hat Ferrari auf einer Strecke mit anderer Charakteristik zwar die Chance, es besser zu machen.

Von der Spitze sind die Italiener aber derzeit weit entfernt.

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