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Bottas vs. Russell: "Willst du uns umbringen?"

Schuldzuweisungen: Nach Crash in Imola gehen die Wogen bei Bottas und Russell hoch.

Bottas vs. Russell: Foto: © getty

Der Crash zwischen Valtteri Bottas und George Russel beim Grand Prix in Imola erhitzt die Gemüter!

Nachdem sich Williams-Pilot Russell unmittelbar nach dem Unfall bereits lautstark bei Bottas beschwerte, reagierte der Finne noch in seinem Mercedes sitzend mit dem Mittelfinger. Zum VIDEO >>>

Auch nach dem Rennen gehen die Diskussionen um die Schuldfrage weiter, die Piloten sparen nicht mit gegenseitigen Unterstellungen. Russel geht sogar so weit und meint in der ersten Emotion in Richtung Bottas: "Willst du uns umbringen?" Der Konter des Finnen lässt nicht lange auf sich warten: "Er hat doch versucht, uns beide umzubringen."

Für Bottas ist eindeutig Russell der Schuldige an dem Unfall. "Ich habe versucht, meine Position zu verteidigen und habe genug Platz für zwei Autos gelassen. Da war genug Platz für zwei. Er ist dann nach außen gekommen und hat sein Auto verloren. Eindeutig, sein Fehler", erklärt der Mercedes-Pilot bei "RTL".

Russell ortet fehlenden Respekt

Russell sieht das naturgemäß völlig anders. "Ich kam von hinten mit DRS, war bei etwa 340 km/h als die Strecke nach links knickte und habe zum Überholen angesetzt. Er hat das Lenkrad dann leicht bewegt, ich habe reagiert und kam auf den nassen Teil der Strecke. So habe ich das Auto verloren."

Der Brite verweist auch auf das Gentlemen's Agreement zwischen den Fahrern. Dieses besagt, "dass man Platz lässt, wenn von hinten einer mit viel Überschuss kommt. Die Kurve ging nach links, aber er ist einfach ganz gerade weitergefahren. Im Trockenen wäre das kein Problem gewesen, aber es war ja nass. Ich hatte keine Chance", so Russell. "Er hat ja nichts getan, was gegen die Regeln war, aber er hat eine Verantwortung und muss auch die Bedingungen berücksichtigen. Wenn du einen bei mehr als 200 km/h ins Gras drückst, gibt es ein hohes Risiko für einen Unfall. Deshalb war ich sehr enttäuscht. Denn da fehlte es an Respekt. Nicht gegenüber mir, sondern gegenüber diesen Autos."

Nichtsdestotrotz hält Russel fest: "Er trägt nicht die volle Schuld, aber ich auch nicht."

Russell: Bei anderem Fahrer hätte Bottas anders reagiert

Besonders brisant: Russell ist heißer Anwärter auf ein Mercedes-Cockpit und steht damit in direkter Konkurrenz zu Bottas, der bei den Silberpfeilen die klare Nummer zwei hinter Lewis Hamilton ist und nur über einen Einjahres-Vertrag verfügt. 

Für Russell ist diese Situation durchaus ein Grund für eine gewagte These. "Ich kämpfe um Platz neun, und ein neunter Platz ist für ihn absolut nichts, fast bedeutungslos. Trotzdem reitet er so ein Manöver. Das wirft für mich die Frage auf, warum er das für Platz neun macht. Ich bin frustriert, denn wäre ich ein anderer Fahrer gewesen, hätte er vielleicht anders reagiert."

Auf Russells Vermutung angesprochen, gibt sich Bottas ungewohnt sarkastisch. "Ich habe meinen Aluhut nicht dabei", grinst der Finne, der nichts von Verschwörungstheorien hält. Er hätte "exakt das gleiche" auch gegen jeden anderen Fahrer gemacht. Er betont außerdem, dass er grundsätzlich kein Problem mit Russell habe. Alles in allem sei der Vorfall "nicht ideal" gewesen. 

Wolff sauer auf Bottas und Russell

Nicht ideal ist wohl gelinde ausgedrückt, zumindest aus der Sicht von Mercedes. Teamchef Toto Wolff deklariert den Unfall im ORF als "leider total unnötig". 

Russells Vermutung, Bottas hätte sich gegen einen anderen Gegner vielleicht nicht so aggressiv verhalten, bezeichnet der Wiener als "Bullshit". "Ich will nicht, dass er versucht, uns etwas zu beweisen."

Wolff nimmt beide Fahrer in die Pflicht: "Erstens hätte Valtteri da nicht durch die Gegend fahren sollen und zweitens hätte George nicht dieses Risiko gehen müssen. Bei einer auftrocknenden Strecke brauchen wir uns nichts zu beweisen."

Zumindest für die Rennkommissare ist die Sache eindeutig, sie sehen von einer Strafe ab. In der Begründung heißt es, Bottas habe Russell genug Platz gelassen, Russell hingegen sei auf eine nasse Stelle gekommen und habe dadurch das Auto verloren. Letztendlich sei es ein normaler Rennunfall gewesen.

Und Russell meint mit ein wenig Abstand: "Ich bin mir sicher, dass wir in dieser Woche telefonieren und die Sache hinter uns lassen werden."

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