news

Formel 1: Wenn der Auftakt zum Albtraum wird

AlphaTauri-Chef Franz Tost und Pressesprecherin Jennifer Seeber über die Farce beim Melbourne-Grand-Prix:

Formel 1: Wenn der Auftakt zum Albtraum wird Foto: © GEPA

Wenn sich der erste Grand Prix zur Albtraumreise entwickelt…

Eigentlich hat sich Jennifer Seeber sehr auf ihre dritte Saison in der Formel 1 gefreut. Die junge Innsbruckerin ist seit 2018 im Medienteam von AlphaTauri, der bisherigen Toro-Rosso-Equipe. Doch der Firmensitz in Faenza in der Emilia Romagna liegt nahe an den Zentren der Virusepidemie in Italien, dementsprechend ungewiss sieht sie auch die nächsten Wochen.

Genauso wie ihr Chef Franz Tost, der seine Landsfrau nach deren Studium (Kommunikation/Italienisch) und einem Praktikum beim Team sofort engagiert hatte.

Anreise für Logistiker "eine echte Herausforderung"

Dass es in allen Formel-1-Teams noch schwierigere Jobs gibt als Presseanfragen zu behandeln, weiß Seeber mittlerweile ganz genau: "Allein schon die Anreise nach Melbourne war für unsere Logistiker eine echte Herausforderung."

Denn ursprünglich war das gesamte Team von Bologna über Singapur nach Australien gebucht, ehe Singapur Reisebeschränkungen für Italiener veranlasste – also wurde die Mannschaft über Dubai umgebucht. Sie traf noch vor dem kompletten Reisebann für Italiener (und dem seit vorigen Mittwoch geltenden Einreiseverbot in Australien) in Melbourne ein.

Der Letzte war der Chef, Franz Tost, der aus dem Tiroler Gschnitztal stammt: "Ich konnte nur mit ärztlicher Bestätigung meiner Gesundheit aus Italien ausreisen." Der österreichische Pass half da nicht mehr. 

Genauso wie bei Seeber bei der Einreise in Melbourne: "Alle Teammitglieder wurden auf Fieber kontrolliert, unabhängig von der Nationalität, weil wir ja aus Italien anreisten. Aber es gab kein einziges Problem."

AlphaTauri-Chef Franz Tost mit Tiroler Landsfrau Jennifer Seeber

Auch wenn sich alle auf den Saisonstart konzentrieren wollten, "war das Gefühl doch anders als sonst", wie Tost zugibt. Seeber bestätigte: "Man denkt doch immer darüber nach, was noch kommt." Statt zum "Geisterrennen" nach Bahrain, wo der zweite Saisonlauf unter Ausschluss von Zuschauern stattfinden sollte, ging es nun nach Hause – und in die mehr oder weniger freiwillige Quarantäne, denn auch die Teams machen "dicht".

Kolleritsch: "Bin Froh, wenn ich halbwegs normal nach Hause kann"

Was danach kommt, ist nicht nur für die AlphaTauri-Crew (die mit 70 Personen nach Melbourne gekommen war) völlig offen. Denn von Italien wird es keine Ausreise in den nächsten Wochen mehr geben. Das trifft auch die bei Ferrari als Pressebetreuerin von Charles Leclerc tätige Wienerin Mia Djacic, egal, ob sie sich in der Nähe von Maranello oder bei Leclerc in Monaco aufhält.

Keine Probleme bei der Reise nach Melbourne hatte Haas-Teamchef Günther Steiner: Der Meraner besitzt nach langer Tätigkeit in den USA auch einen amerikanischen Pass und reiste mit diesem statt seinem italienischen nach Australien. Bei Red Bull Racing sprach Hospitality-Chef Christian Kolleritsch, wie Steiner ein Südtiroler, das aus, was sich wohl alle nach dem Fiasko in Australien dachten: "Ich bin froh, wenn ich halbwegs normal nach Hause kann."

Kommentare