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Fittipaldi ist Rindt noch immer dankbar

"Emmo" ruft Erinnerungen an Jochen Rindt ins Leben:

Fittipaldi ist Rindt noch immer dankbar Foto: © getty

Dass Jochen Rindt, dessen Todestag sich am Samstag (5.9.) zum 50. Mal jährt, seinen WM-Titel auch Emerson Fittipaldi durch dessen Sieg im US-Grand Prix 1970 verdankt, ist bekannt. Damit wurde Ferrari-Rivalen Jacky Ickx die Chance genommen, den Grazer noch zu überholen.

Zwei Mal war er Formel-1-Weltmeister (1972 im Lotus und 1974 im McLaren), beim ersten Mal der jüngste zur damaligen Zeit – bis ihn Fernando Alonso 2005 unterbot. Nach 14 Grand-Prix-Siegen in zehn Jahren wechselte Emerson Fittipaldi in die USA.

1989 gewann er die damals hochkarätig besetzte CART-Meisterschaft, zwei Mal deren Juwel, die 500 Meilen von Indianapolis (1989 und 1993 im dramatischen Duell zweier F1-Champions mit Nigel Mansell). Doch auch als 73-jähriger kommt "Emmo" nicht vom Rennsport los.

Enkel Enzo fährt aktuell in der FIA-Formel 3 (18. Platz), er kümmert sich aber mehr um seinen jüngsten Sohn aus dritter Ehe, Emerson jun. (13). "Emerson fährt in Italien und Mitteleuropa Kartrennen, deshalb leben wir derzeit nahe Desenzano am Gardasee und nicht in Süd-Florida", schildert Fittipaldi sen. bei einem Besuch auf dem Salzburgring.

Salzburg? Ja, die Legende kam nach Einladung zu "Sport & Talk" von ServusTV hierher. Bevor er mit Helmut Marko und Jackie Stewart Episoden mit Rindt in Erinnerung rief, "wollte ich mir den Besuch auf der Strecke nicht nehmen lassen, wo ich 1970 Vierter in der Formel 2 geworden war", erklärte der Brasilianer. Der Besuch geschah exakt am Jahrestag, dem 30. August. Es war das letzte Rennen von Jochen Rindt, der in Lauf eins ausgeschieden war und Lauf zwei gewonnen hatte.

Rindt in der Formel 2 "der König"

Die Ring-Chefs Alex Reiner und Ernst Penninger hießen Fittipaldi, Gattin Rossanna, Emerson jun. und Tochter Vittoria willkommen. "Der Salzburgring war sehr schnell. Dazu kam, dass die Piste bergauf, bergab ging. Sie erinnerte mich an Clermont-Ferrand, auch eine schwierige Strecke – die eigentlich zu gefährlich war."

Über seine Anfangszeit in Europa (ab 1969) und den Einstieg in die Formel 1 spricht Fittipaldi, als sei es gestern gewesen. Und vergisst nicht, wie ihn Rindt als Teamleader bei Lotus unterstützte. "Ich war ein unerfahrener Rookie. Jochen half mir in der Formel 2, er war schließlich der ‚König‘ dieser Serie. Und natürlich auch in der Formel 1, wo ich im britischen GP in Brands Hatch als dritter Lotus-Fahrer debütieren durfte."

Fittipaldi fand Rindt "schnell sehr sympatisch"

Der Brasilianer erzählte, wie es dazu kam: "Wir testeten in Silverstone, die Strecke war damals unheimlich schnell, flößte Respekt ein. Jochen setzte eine Zeit im 49er, dann kam ich an die Reihe. Es war das Chassis, mit dem Rindt in Monaco gewonnen hatte. Ich sagte, der Wagen untersteuere, aber Jochen meinte, ‚Bleib einfach voll am Gas‘. Dann war ich wirklich schneller." Fittipaldi wurde Achter im Debüt in England, in Hockenheim dann schon Vierter mit den ersten Punkten.

"Ich lernte Jochen schon zuvor kennen, als ich 1970 zu einer Fahrer-Versammlung bei Joakim Bonnier am Genfer See kam, der war damals Präsident der Vereinigung. Ich fand Jochen schnell sehr sympathisch." Fittipaldi übersiedelte nach Norwich in die Nähe der Lotus-Fabrik.

"Du musst vor Ickx bleiben, unbedingt"

(Text wird unter dem Video fortgesetzt.)

Am Samstagmorgen in Monza hatten Rindt und Fittipaldi ein Gespräch. "Jochen sagte zu mir: Ich werde nächstes Jahr nicht mehr Formel 2 fahren, ich möchte, dass du in unserem Team (das Rindt mit Bernie Ecclestone gehörte, Anm.) fährst. Doch das war Stunden später obsolet."

Monza wurde ein schreckliches Wochenende. Nachdem Rindts Tod bestätigt war, wies Boss Colin Chapman alle Teammitglieder an, das Autodrom und Italien sofort zu verlassen. Danach wusste niemand, wie es weitergehen würde. Auf das Antreten in Mosport verzichtete Lotus. Fittipaldi erinnert sich: "John Miles, der zweite Fahrer, verließ nach Jochens Tod Lotus. So war ich plötzlich Teamleader, mit Reine Wisell im zweiten Auto."

In Watkins Glen, seinem erst vierten Grand Prix, stand Fittipaldi "unter enormem Druck. Colin (Chapman) sagte immer wieder, ‚du musst vor Ickx bleiben, unbedingt‘. So konnte ich den Titel für Jochen sichern, was durch meinen ersten Sieg auch gelang." Ferrari-Star Ickx wurde "nur" Vierter hinter Rodriguez (BRM) und Wisell – und Rindt war posthum Champion.   

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