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Thomas Preining: Der DTM-Titel kann ihm viele Türen öffnen

Der Linzer hat Motorsport-Geschichte geschrieben. Sein großes Potenzial war schon früh erkennbar. Ob er seinen DTM-Titel 2024 auch verteidigt, ist noch offen.

Thomas Preining: Der DTM-Titel kann ihm viele Türen öffnen Foto: © GEPA

Man kann sich das breite Grinsen vorstellen, mit dem Walter Lechner (1949-2020) dem jüngsten Meister aus seiner Schule gratuliert hätte.

Denn wie schon viele später höchst erfolgreiche Rennfahrer zuvor hatte der 25-jährige Linzer unter den Fittichen des Faistenauers und dessen Söhnen Robert und Walter jun. die Basis für eine Profikarriere auf höchstem Niveau legen können, die mit dem allerersten DTM-Titel eines Österreichers ihren vorläufigen Höhepunkt gefunden hat.

Auffangbecken Markenpokal war Sprungbrett für Porsche-Vertrag

Preining kam 2016 im zweiten Jahr in der Formel 4 zum Salzburger Team, doch nach dem vierten Gesamtrang mit zwei Rennsiegen fehlte den Eltern (Vater Andreas arbeitete nach seiner Zeit als Profi in der Motorrad-WM als Detektiv) das Geld, das für einen Aufstieg in höhere Monoposto-Klassen nötig gewesen wäre.

Das Auffangbecken war ein Markenpokal, und so setzten die Lechners 2017 den jungen Thommy in Porsche-Cups ein: Platz 17 im Supercup, Rang sieben im deutschen Carrera-Cup. In Letzterem wurde Preining ein Jahr später das Maß der Dinge: Mit zehn Siegen in 14 Rennen wurde er überlegen Champion.

Im Supercup wurde er Dritter und holte gemeinsam mit Michael Ammermüller den Mannschaftstitel für BWT Lechner.

Preining sorgt für ein Porsche-Highlight im Rennsport nach dem anderen

Die Erfolge hatten längst den Weg nach Stuttgart geebnet: Porsche stattete Preining nach der beinharten Sichtung, zu der ihn die Lechners angemeldet hatten, schon 2017 mit einem Juniorvertrag aus.

2019 wurde er als Young Professional von Porsche in die Langstrecken-WM, die amerikanische Sportwagenmeisterschaft (IMSA) und sogar als Testfahrer in die Formel E geschickt. In den sechs Stunden von Fuji, den 1000 Meilen von Sebring und in den 24 Stunden von Le Mans belegte Preining mit seinen Teamkollegen jeweils vierte Ränge.

Seit 2021 ist er Werkfahrer und trug zu Porsche-Highlights im Rennsport bei – mit dem ersten Porsche-Sieg in der DTM (Norisring 2022 im Team von Timo Bernhard) und nun mit dem ersten Meisterschaftsgewinn in der DTM eines Porsche-Fahrers, mit dem auch die Marken- und Teamtitel gelangen.

Apropos Team: Sein Partner bei Porsches werkunterstütztem Manthey-Team ist Dennis Olsen, der Samstag hinter dem Linzer Zweiter geworden war und den ersten Porsche-Doppelsieg in der DTM fixierte. Auch der Norweger ging durch die Lechner-Schule, war 2017 Vizemeister im Supercup.

In Hockenheim schon einmal Meisterfeier

Hockenheim scheint für Preining immer Besonderes bereitzuhalten.

Vor fast genau fünf Jahren (23. September 2018) zwei Siege im Carrera-Cup als neuer Meister, nun DTM-Champion ebenda. Da kann der Horrorunfall vor einem Jahr nach Kollision mit David Schumacher fast vergessen werden. Und nun der doppelte Streich im Finale mit den Saisonsiegen zwei und drei.

"Dass wir Samstag die Teammeisterschaft mit einem Doppelsieg feiern konnten, ist fantastisch. Darauf haben wir diese Saison hingearbeitet. Dass ich bis zum letzten Rennen um den Fahrertitel kämpfen musste, spielt keine Rolle. Ich bin meiner Mannschaft und allen Partnern dankbar", freute sich der Linzer nach dem Samstag-Rennen.

"An diesem Wochenende sahen wir den besten Thommy, den es je gab"

Dem nicht nur Porsche-Prominenz von Technikvorstand Michael Steiner bis Sportchef Thomas Laudenbach gratulierte, sondern auch "Lehrmeister" Robert Lechner.

Der beurteilt seinen Ex-Schützling so: "Er fiel uns früh durch sein Talent und seinen Speed auf, deshalb holten wir ihn zu uns. Wie er dann bei Porsche zum Werkfahrer aufstieg und wo er nun steht, das ist beeindruckend. Er hat den nötigen Instinkt beim Überholen, er hat mittlerweile auch das Selbstvertrauen, das einen Champion auszeichnet. An diesem Wochenende sahen wir den besten Thommy, den es je gab."

Preining in Hockenheim in der Form seines Lebens

Nicht nur der erste DTM-Titel für einen Österreicher ist ein Novum, sondern auch, dass er durch die Zusatzpunkte in der Qualifikation auch mathematisch fixiert wurde.

Der einzig verbliebene Rivale, der Wiener Lamborghini-Werksfahrer Mirko Bortolotti, legte eine scheinbar kaum zu knackende Bestzeit vor, doch der in der Form seines Lebens fahrende Preining unterbot Bortolotti um sechs Tausendstel – der eine Punkt mehr machte den Porsche-Werkfahrer noch vor dem letzten Saisonrennen zum Champion.

"DTM-Meister zu werden ist eine Visitenkarte, die viele Türen öffnen kann."

Ex-DTM-Chef Gerhard Berger

Dass auch da der Einlauf Preining vor Bortolotti lautete, bestätigte die Ausnahmestellung der beiden. "Ich bin mega happy und auch erleichtert. Ich möchte mich bei allen bedanken, beim Team und bei meiner Familie, die mir so viel Unterstützung gab", erklärte Preining.

Bortolotti war der erste, sehr herzliche Gratulant. Danach erklärte er: "Es gibt Tage, an denen man gewinnt, und solche, an denen man nicht gewinnt. Die letzten Rennen liefen nicht wirklich für uns, aber gestern gelang uns ein grandioses Rennen, auch wenn es nur Platz fünf gab. Ich bin stolz, dass wir im Titelkampf bis zum letzten Tag der Saison dabei waren."

Berger: "Visitenkarte öffnet Türen"

Der frühere F1-Pilot und DTM-Chef Gerhard Berger gehörte zu jenen, die Preinings Leistung ganz hoch einschätzen: "DTM-Meister zu werden ist eine Visitenkarte, die viele Türen öffnen kann. Er machte einen extrem tollen Job und war über die Saison konstant schnell. Mit Bortolotti schlug er den härtesten Gegner, das beweist seine Klasse."

Und Porsches Sportchef Thomas Laudenbach lobte den Werkpiloten nicht nur für seine aktuelle Form, sondern auch für seine Entwicklung über die vergangenen Jahre: "Es freut mich besonders, dass ein 'Eigengewächs' von uns Champion wurde."

Preining künftig in der Langstrecken-WM?

Damit deutet der Sportchef wohl auch an, dass der Linzer für noch höhere Aufgaben gerüstet wäre.

Ob Thomas Preining seinen DTM-Titel 2024 verteidigen wird, ist noch offen. Denn Porsche will die Fähigkeiten des erst 25-Jährigen auch auf höchster Ebene nützen.

So könnte der Linzer einen Tag nach dem WEC-Finale in Bahrain (4. November) am Rookie-Test in einem Porsche 963 seine ersten Erfahrungen in einem LMDh-Prototypen sammeln – für ein Cockpit im WEC 2024?

Red Bull zurück in der DTM

Am Finalwochenende wurde in Hockenheim auch die Wiederbelebung einer Erfolgspartnerschaft besiegelt: Die Kemptener Abt-Mannschaft wird ab 2024 wieder mit Red-Bull-Unterstützung und gleichem Fahrerduo (Kelvin van der Linde, Riccardo Feller) antreten.

Und auch weiter mit dem Audi R8 GT3, obwohl die Ingolstädter die Kunden-Unterstützung gegen Null reduzieren. "Eine so lange Partnerschaft kann man auch unter geänderten Voraussetzungen nicht so einfach fallenlassen", sagte dazu Teamchef Thomas Biermaier.

Sportdirektor Martin Tomczyk, DTM-Champion 2011 und selbst früher mit Abt und Red Bull unterwegs, freute sich über die frühe Klarheit für nächste Saison: "Das erleichtert unsere Vorbereitung, gibt Sicherheit."

Und Marketingchef Harry Unflath verwies auf die Tradition, denn der österreichische Energy-Drink-Gigant unterstützte die "Äbte" schon 1997 im Supertourenwagencup und dann von 2002 bis 2018 in der DTM – mit zwei Meistertiteln für Mattias Ekström und 27 Rennsiegen.

Dass Red Bull wieder groß in der DTM vertreten ist (nach den beiden Saisonen 2021/22 mit AF Corse und Ferrari), ist nicht nur der Hartnäckigkeit von Unflath (der mit dem Ötztaler Tourismusverband einen weiteren österreichischen Partner fand) zuzuschreiben, sondern auch dem Einsatz von Red-Bull-Urgestein Robert Hohensinn und Motorsportmanager Niki Ruhstorfer.


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