Emma Felbermayr hält derzeit Österreichs Fahne in der F1 Academy hoch.
Die junge Oberösterreicherin ist seit heuer in der Rennserie am Start und die erste rot-weiß-rote Fahrerin überhaupt, die in dieser fährt. Sie wird vom Formel-1-Team Sauber unterstützt.
In Montreal feierte die 18-Jährige ihren ersten Sieg in der F1 Academy - ein ganz besonderer Erfolg, denn nur Stunden zuvor wurde ihr erstes Podium aberkannt, sie wurde disqualifiziert.
Im Gespräch mit LAOLA1 erzählt die Welserin über ihre bisherige Saison, die Balance zwischen Schule und Motorsport und noch viel mehr:
LAOLA1: Bevor du in die F1 Academy gestartet bist, bist du in der Eurocup-4 Spanish Winter Championship gefahren. Wie würdest du deine Erfahrungen dort zusammenfassen?
Emma Felbermayr: Es waren meine ersten Rennkilometer in einem Formel-4-Auto. Von Rennen zu Rennen war es einfach eine riesige Lernkurve, es hat auch recht positiv begonnen. Von der F1 Academy waren ebenfalls zwei Mädels dabei, Lia Block und Aurelia Nobels. Die zwei konnte ich direkt hinter mir lassen, weshalb es ein super Start war.
LAOLA1: Das hat dann bestimmt auch ein wenig Auftrieb für die F1 Academy gegeben, oder?
Felbermayr: Definitiv, ja.
LAOLA1: Wie schon angesprochen, ging es danach in der F1 Academy weiter. Du hast vier von sieben Stationen hinter dir. Wie fällt dein Fazit bisher aus?
"Ich will unbedingt das richtige Rennen gewinnen. Also nicht das Reverse-Grid-Rennen, sondern vom im Qualifying eine starke Leistung bringen, von aus weit vorne starten und dann den Sieg einfahren."
Felbermayr: In Shanghai hat es recht gut begonnen, in Jeddah gab es dann eine kleine Niederlage, da hat es einfach nicht gepasst oder wir waren nicht schnell genug. In Miami haben wir wieder Verbesserungen gesehen, danach kam das Highlight in Kanada.
LAOLA1: Du sprichst es schon an, in Kanada hast du deinen ersten Sieg gefeiert. Beschreibe mir diesen Tag, wie ging es dir?
Felbermayr: Es war zunächst ziemlich hart, nach Platz drei disqualifiziert zu werden, vor allem, weil es mein erstes Podest gewesen wäre. Im nächsten Rennen bin ich von Platz drei gestartet. Dann den Sieg heimzufahren, ist ein unbeschreibliches Gefühl.
LAOLA1: Da gerät die Disqualifikation eher in den Hintergrund, wenn man am Tag darauf ganz oben steht.
Felbermayr: Ja. Ich finde, man kann einfach nicht besser zurückschlagen als mit einem Sieg.
LAOLA1: Welche Ziele hast du dir für den Rest der Saison gesetzt, was möchtest du noch erreichen?
Felbermayr: Ich will unbedingt das richtige Rennen gewinnen. Also nicht das Reverse-Grid-Rennen, sondern im Qualifying eine starke Leistung bringen, von weit vorne starten und dann den Sieg einfahren.
LAOLA1: Was war für dich in deiner Zeit in der F1 Academy bisher die größte Herausforderung?
"Ich will immer besser sein, deswegen gibt es auch keine Freunde auf der Strecke, wie man so schön sagt."
Felbermayr: Definitiv die Medienarbeit am Anfang. Das war einfach eine große Umstellung mit all den Interviews, da ich das vom Kartsport gar nicht gewohnt war. Aber mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt und fühle mich mittlerweile auch vor der Kamera gut.
LAOLA1: Wo siehst du bei dir persönlich am meisten Verbesserungspotenzial?
Felbermayr: In der Startphase des Rennens - sowohl der Start selbst, als auch in den ersten Runden, in denen ich ein bisschen aggressiver sein muss.
LAOLA1: Was würdest du sagen funktioniert schon ziemlich gut?
Felbermayr: In Kanada haben wir einen Vorsprung gesehen, würde ich sagen. Da hat es schon viel besser funktioniert. Es hat vielleicht auch geholfen, dass auch die anderen Mädchen noch nicht auf dieser Strecke gefahren waren, es hatte also jede die gleiche Voraussetzung. Das war schon viel besser.

LAOLA1: Welche Strecke hat dir bis jetzt am meisten zum Fahren gefallen?
Felbermayr: Miami war richtig cool, die gesamte Strecke. Es ist ein richtig technisch anspruchsvoller Part dabei, und auch das Rundherum war richtig cool zu erleben.
LAOLA1: Wie würdest du den Konkurrenzkampf in der F1 Academy allgemein beschreiben?
Felbermayr: Für mich ist er hart. Nicht nur in der F1 Academy, sondern in jeder Serie, die ich fahre. Ich will immer besser sein, deswegen gibt es auch keine Freunde auf der Strecke, wie man so schön sagt.
LAOLA1: Trifft das Dasein als Fahrerin in der F1 Academy deine Vorstellungen, oder gab es irgendetwas, was dich vielleicht überrascht hat?
Felbermayr: Tatsächlich nicht, ich habe es mir eigentlich genau so vorgestellt. Die Leute von der F1 Academy sind alle sehr lieb, man bekommt wirklich viel Unterstützung. Nicht nur von der F1 Academy, sondern auch von dem Team, für das ich fahre. Es ist deswegen ein richtig cooles Erlebnis.
LAOLA1: Was macht die Rennserie für dich besonders, was sie von anderen abhebt?
Felbermayr: Dass man im Rahmen der Formel 1 fährt. Das ist auf jeden Fall etwas Besonderes und etwas, was nur wenige erleben können. Es ist wirklich cool, auf Formel-1-Strecken zu fahren.

LAOLA1: War das vielleicht auch eine Art "Wow"-Moment, als du das erste Mal im Paddock warst und dann auch die Formel-1-Fahrer dort herumgegangen sind?
Felbermayr: Voll! Ich war davor auch noch nie bei der Formel 1, deswegen war es ein sehr cooles Gefühl.
LAOLA1: Du wirst, wie du schon angesprochen hast, von Sauber unterstützt. Auf YouTube bist du mit Gabriel Bortoleto bei der "Rookie5"-Serie zu sehen. Wie empfindest du diese Zusammenarbeit?
Felbermayr: Voll entspannt. Ich kann das machen, was ich will. Ich muss nichts machen, wo ich mich nicht wohlfühle. Auch die Leute sind alle sehr lieb. Was ich persönlich gerne mag, ist, dass viele auch Deutsch sprechen. Das gibt mir in einer gewissen Hinsicht ein Gefühl von Familie. Ich fühle mich einfach wohl.
LAOLA1: Gabriel Bortoleto hat mir bereits erzählt, dass ihr euch gelegentlich mal austauscht. Das ist bestimmt hilfreich.
Felbermayr: Auf jeden Fall. Wie du gesagt hast, machen wir das Rookie5 immer gemeinsam, wenn wir beide am selben Wochenende fahren. Da tauschen wir uns immer aus und reden ein bisschen.
LAOLA1: Wie wertvoll ist die Zusammenarbeit mit Sauber für dich, in allerlei Hinsicht?
Felbermayr: Ich glaube, es gibt nichts Besseres, als von einem Formel-1-Team unterstützt zu werden. Dass ich von dem Team im Kartsport entdeckt worden bin, war für mich sehr überraschend. Ich bin sehr froh, dass es Sauber geworden ist, weil ich mich hier jetzt schon richtig wohlfühle.
LAOLA1: Wie empfindest du die Wertschätzung dir gegenüber, vor allem in Österreich?
Felbermayr: Ich finde es super, wie viel Support ich bekomme. Von allen, daheim, meine Freunde und Bekannte unterstützen mich alle so sehr. Auch auf Instagram bekomme ich viele Nachrichten von Österreichern. Es ist super, so viel Unterstützung zu spüren.
"Ich glaube, es gibt nichts Besseres, als von einem Formel-1-Team unterstützt zu werden."
LAOLA1: Wie würdest du den Weg für junge Motorsportlerinnen im internationalen Vergleich einschätzen? Ist er schwerer?
Felbermayr: Vielleicht, weil wir in Österreich nicht so viele richtige Kartbahnen haben. Wenn man nach Deutschland schaut, gibt es eine große Anzahl von guten und bekannten Kartstrecken. Dort beginnt der Rennsport. Deswegen ist das in Österreich vielleicht ein Nachteil. Sonst gibt es aber keinen richtigen Unterschied zu anderen Ländern.
LAOLA1: Bist du vielleicht mit anderen Rennfahrerinnen aus Österreich im Austausch?
Felbermayr: Tatsächlich gar nicht.
LAOLA1: Du hast die Matura vor kurzem geschafft, herzlichen Glückwunsch dazu! Jetzt fällt damit für dich eine Last weg, wenn nun die Schule fertig ist und du dich voll auf das Racing konzentrieren kannst, oder?
"Ich habe zum Beispiel viel mehr Zeit für das Fitnessstudio. Das ist auch ausschlaggebend. Einfach nicht mehr in die Schule gehen zu müssen, denn es war oft stressig, am Sonntagabend von einem Rennen nachhause zu kommen, und am Montag von der Früh bis am Nachmittag direkt wieder in die Schule gehen zu müssen."
Felbermayr: Definitiv. Speziell die Kombination mit der F1 Academy war echt stressig und vor allem anders als davor. Ich musste mir die Schule anders einteilen, als ich noch Kartsport betrieben habe. Dass ich mich jetzt nur auf das Rennfahren fokussieren kann und nicht mehr an die Schule denken muss, ist richtig cool. Deswegen bin ich richtig glücklich darüber.
LAOLA1: Dein Alltag hat sich dadurch bestimmt auch verändert. Du hast jetzt mehr Zeit fürs Training?
Felbermayr: Genau. Ich habe zum Beispiel viel mehr Zeit für das Fitnessstudio. Das ist auch ausschlaggebend. Einfach nicht mehr in die Schule gehen zu müssen, denn es war oft stressig, am Sonntagabend von einem Rennen nachhause zu kommen, und am Montag von der Früh bis am Nachmittag direkt wieder in die Schule gehen zu müssen. Deswegen bin ich jetzt sehr glücklich.
LAOLA1: Was würdest du einem jungen Mädchen sagen oder raten, das auch davon träumt, Rennfahrerin zu werden?
Felbermayr: Einfach immer alles zu geben. Es kommt nicht darauf an, ob man ein Mädchen oder ein Junge ist. Im Endeffekt muss man beide schlagen können, wenn man das große Ziel erreichen will.
LAOLA1: Was ist dein größtes Ziel?
Felbermayr: Natürlich träumt jeder von der Formel 1, aber ich sehe es realistisch. Nach der Formel 4 muss ich schauen, ob die Formel 3 möglich ist, und was die nächsten Schritte sind.