Am Samstag (18.00 Uhr) kann Norwegen gegen Israel den großen Schritt Richtung Fußball-Weltmeisterschaft 2026 machen.
Die Skandinavier, die ihre erste Endrunde seit der EM 2000 anpeilen, sind neben Österreich und England das einzige Nationalteam aus einer Fünfergruppe, das noch ohne Punktverlust dasteht.
Doch die Partie in Oslo steht im Schatten der Sorgen vor einem Skandalspiel, gigantischen Sicherheitsvorkehrungen und Ausschluss-Debatten.
Hohe Sicherheitsvorkehrungen
Norwegen setzt angesichts der Vorgeschichte und im Wissen um jüngste Proteste bei Sportveranstaltungen für Palästina und gegen Israel auf ein umfassendes Sicherheitskonzept rund um das Spiel im Ullevaal-Stadion.
"Wir tun zehnmal mehr als bei einem normalen Länderspiel", sagte Lise Klaveness dem Rundfunksender NRK. Die Präsidentin des norwegischen Fußballverbands NFF hatte sich in der Vergangenheit deutlich für einen Ausschluss des Staates aus dem Fußball ausgesprochen.
"Persönlich bin ich der Meinung, dass - wenn Russland ausgeschlossen worden ist - auch Israel ausgeschlossen werden sollte", sagte Klaveness.
"Sind herzlich willkommen"
Am Freitag begrüßte sie aber auch den jüngsten Friedensplan für den Gazastreifen, betonte die Notwendigkeit des Dialogs und versicherte die israelischen Fans ihrer Unterstützung.
"Sie sind herzlich willkommen. Nichts, was wir sagen, sollte jemals als an sie gerichtet interpretiert werden, oder so, dass wir kein Mitgefühl für das zeigen, was sie angesichts dieses grausamen Traumas des 7. Oktober 2023 mitmachen mussten", betonte Klaveness.
Torverhältnis spricht für Norwegen und gegen Italien
Während FIFA-Präsident Gianni Infantino die Fans am Rande der Generalversammlung der europäischen Klub-Vereinigung in Rom zur Ruhe aufrief, herrscht sportlich gesehen Euphorie in Norwegen. Das 11:1 gegen Moldawien war der achte Sieg in Folge, mit fünf Toren erhöhte Superstar Erling Haaland seine unglaubliche Ausbeute im Nationalteam auf 48 Tore in 45 Partien.
Mit drei Verlustpunkten und 16 Toren Vorsprung auf den härtesten Widersacher ist die WM zum Greifen nah.
Im Normalfall reicht es dank des hervorragenden Torverhältnisses. Das wäre im Fall einer Punktgleichheit entscheidend, wenn die Norweger in den zwei Heimspielen gegen Israel und Estland (am 13. November) die Pflicht erfüllen, um ohne größeren Druck zum Abschluss am 16. November nach Mailand zum Duell mit Italien zu reisen - das Hinspiel gewann Norwegen 3:0.
Es kündigen sich Frühlingsgefühle im November und eine Riesenparty auf den Straßen von Oslo an, die Haaland im Fall einer erfolgreichen Qualifikation versprochen hat.
Endlich stimmt die Mischung
Die letzten Endrunden-Teilnahmen liegen eine kleine Ewigkeit zurück.
Zwischen 1994 und 2000 nahmen die Norweger an drei großen Turnieren teil. Seither blieben sie immer in der Qualifikation hängen. Nie stimmte die Mischung, meistens war man defensiv einigermaßen stabil, aber offensiv zu harmlos und manchmal - wie in der letzten EM-Qualifikation - war man künstlerisch gut gerüstet, aber zu wenig resistent.
Nationalcoach Stale Solbakken forderte von seinen Spielern zum Start der laufenden WM-Kampagne den Willen, sich aufzuopfern. "Ein norwegisches Nationalteam wird immer ab und zu an die Wand gedrückt werden. Wir können das Leiden in diesen Perioden genauso gut genießen", wird Solbakken von "The Athletic" zitiert.
Der kämpferische Aspekt, der früher für ein oftmals spielerisch beschränktes norwegisches Nationalteam selbstverständlich war, ist es heute mit vielen technisch hervorragenden Akteuren nicht mehr.