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Fans: So arbeitet szenekundiger Dienst der Polizei

Der szenekundige Dienst ist mit den heimischen Fans "gut bedient".

Fans: So arbeitet szenekundiger Dienst der Polizei Foto: © GEPA

30 szenekundige Beamte (SKB) der Wiener Polizei kümmern sich um den möglichst reibungslosen Ablauf von Fußballspielen mit Vereinen aus der Bundeshauptstadt. "In Österreich sind wir noch gut bedient mit unseren Fans", betont SKB-Chef Oberst Wolfgang Lang bei einem Medientermin in Wien.

Die Beamten bräuchten aber "hohe soziale Kompetenz" im Umgang mit dem harten Kern der Anhänger.

"Es ist ein Schauspiel", erläutert Lang den Kontakt zu den organisierten Fangruppen. Wichtig sei ein respektvoller Umgang miteinander.

"Obwohl es vielleicht nicht so wahrgenommen wird, ist uns da schon viel gelungen", sagt Christian Doneis, der seit 2002 SKB ist und hauptsächlich die Anhänger von Rapid Wien bei Heim- und Auswärtsspielen begleitet. Mögliche Auseinandersetzungen seien durch Beobachtungen der SKB verhindert und Empfehlungen der Polizisten von den Fans ernst genommen worden.

"Wir zwei werden nie Freunde, das willst du nicht und das will ich nicht"

"Nach außen hin gibt es keinen Kontakt zur Polizei", sagt Doneis auf den Einwand, wonach Ultra-Gruppierungen die Exekutive als Feindbild betrachten.

Bei den Spielen gibt es aber sehr wohl Gespräche mit der Fanszene. Laut Doneis gilt hier: "Durch's Reden kommen die Leut' zam." Wichtig sei für ihn "Kontakt auf Augenhöhe" und, dass er sich die richtigen Ansprechpartner suche - nämlich die Fanklub-Leiter.

"Sie haben natürlich auch begriffen, dass ihr Ultra-Dasein nicht mit Gewalt allein aufrecht zu erhalten ist." Durch Videoüberwachung in den Stadien und die Personenkenntnis der SKB werden Täter oft ausgeforscht.

Aber auch Distanz ist angebracht. Einem "Capo" der Ultras Rapid habe er im ersten Gespräch gesagt: "Wir zwei werden nie Freunde. Das willst du nicht und das will ich nicht", berichtet Doneis. Es ist auch nicht das Ziel, dass sich Polizisten, die Fußballfans sind, zu ihrem Lieblingsverein als SKB melden, erläutert Lang.

Die Beamtinnen und Beamten müssen zunächst eine Probezeit von einem halben Jahr bis zu einer Bundesliga-Saison absolvieren. Den Job im szenekundigen Dienst machen sie dann meist nebenberuflich zu ihrem normalen Polizeidienst.

In Zivil mit Weste unterwegs

"Unsere Aufgabe ist eine rein präventive", sagt Lang zur Arbeit der SKB. Die Beamten sammeln Informationen zu den Fanszenen - etwa auch im Internet - und geben diese an andere Sicherheitsbehörden weiter.

Innerhalb der Polizei wird österreichweit ebenso regelmäßig kommuniziert wie mit den Verantwortlichen der großen Vereine. Aus den Erhebungen wird etwa auch die Personalstärke am Matchtag abgeleitet.

Bei den Spielen selbst sind die SKB in ziviler Kleidung mit einer Weste unterwegs, auf der "Polizei - Szenekundiger Dienst" zu lesen ist. Wie ihre uniformierten Kollegen sind die oft als "Fan-Cops" bezeichneten Beamten mit Pistole und Pfefferspray bewaffnet.

"Bei Gewaltsituationen sind die SKB aber die ersten, die dann gehen", betont Lang, nachdem seine Mitarbeiter keine Helme oder Protektoren tragen.

Auch andernorts schaut man vorbei

"Wir sind zu Beginn kritisch beäugt worden", sagt Lang zu den Anfängen, als in Österreich Ende der 1990er-Jahre entschieden wurde, Fußballspiele zu begleiten. "Ihr seid keine richtigen Polizisten", sei etwa von Kollegen zu hören gewesen. "Da hat sich die letzten Jahre viel geändert", meint Doneis.

Den anderen Einheiten wurde die Tätigkeit der SKB nähergebracht und die Kollegen wurden auf Dinge hingewiesen, die sie im Umgang mit Fans besser machen können.

Auch Eishockey-Fans und Großereignisse sowie einzelne Spiele anderer Sportarten in Österreich werden regelmäßig von den SKB beobachtet. Bei Konzerten von Bands, die Fußballpublikum anziehen, schauen die Fan-Cops ebenfalls präventiv vorbei.

In der ersten und zweiten Fußball-Liga müssen alle Vereine von speziellen Beamten betreut werden. Laut Lang arbeiten damit bundesweit rund 120 Polizisten im szenekundigen Dienst - und "es wird immer mehr".

Der Fußballplatz ein Spiegel der Gesellschaft

Während sich Auseinandersetzungen im Stadion oder in dessen Umfeld oft abzeichnen und verhindern lassen, geht es bei "Drittort-Auseinandersetzungen" oft zu schnell für die Polizei, erläutert Doneis. "Ich kann ja nicht in die Fans reinschauen", sagt Lang. Außerdem sieht er auch die Gesellschaft "sehr gefordert".

Unter den organisierten Rapid-Anhängern finden sich intelligente Personen, betont er, im Weg stehe ihnen ihr Fanatismus.

Der Fußballplatz sei ein Spiegel der Gesellschaft. "Wir merken, dass die Fans immer jünger werden. Die Fanszene ist die Familie", erklärt Lang.

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