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Roberto Carlos: "Jugend hat's heute leichter"

3-facher CL-Champion Roberto Carlos über Nachwuchsarbeit und Liverpools Vorteil.

Roberto Carlos:

Wer erinnert sich nicht an das unglaubliche Freistoßtor im Juni 1997 im Testspiel zwischen Brasilien und Frankreich bzw. hat dieses zumindest mehrfach bestaunt?

Die Flugkurve des Balles war unbeschreiblich, rief sogar Physiker auf den Plan, die Theorien aufstellten, wie dieser Ball mehrmals die Flugkurve verändern konnte und neben einem ungläubigen Fabien Barthez einschlug.

Der Architekt dieses Wunder-Freistoßes damals: Roberto Carlos. Der brasilianische Zauberfuß mit den berühmt-berüchtigten 58-Zentimeter-Oberschenkeln.

Jener Mann weiß, wie man Weltmeister wird. Jener Mann weiß, wie man drei Mal Champions-League-Sieger wird, was ihm mit Real Madrid 1998, 2000 und 2002 gelang. Und jener Mann weiß, wie viel Arbeit dahinter steckt. Diese Botschaft vermittelte er in Madrid, dem Austragungsort des heurigen Königsklassen-Endspiels zwischen Tottenham Hotspur und dem FC Liverpool (Samstag, ab 21 Uhr im LIVE-Ticker und LIVE-Talk) im Rahmen des Kindersozialprojekts „Football for Friendship“. Der Nachwuchs habe es heute leichter als damals, und bei Liverpool sieht er einen kleinen Vorteil für das Finale.

„Sehe einen kleinen Vorteil für Liverpool“

„Ich hätte mir gewünscht, dass Real Madrid ins Finale kommt, das war aber leider nicht möglich. Aber nächstes Jahr wieder“, scherzte der stets lächelnde Ex-Linksverteidiger, der von 1996 bis 2007 das Trikot der damals „Galaktischen“ trug.

Zu Tottenham gegen Liverpool meint er: „Das sind zwei sehr starke Teams. Aber ich sehe einen kleinen Vorteil für Liverpool, weil sie schon letztes Jahr ein Finale gespielt haben gegen Real Madrid. Diese Erfahrung könnte ihnen diesmal helfen. Es wird für beide ein schwieriges Finale, eine ganz enge Partie.“

LAOLA1-Redakteur Alexander Karper traf Roberto Carlos in Madrid

Diesem Endspiel im Wanda Metropolitano Stadion in Madrid dürfen auch die Kinder beiwohnen, die beim Sozialprojekt „Football for Friendship“ teilnehmen. Fußballtrainer, Ärzte der Kindermannschaften aus verschiedenen Ländern, eingeladene Stars, internationale Journalisten sowie Vertreter internationaler Fußballakademien und Föderationen sind dabei, um Erfahrungen auszutauschen, die richtigen Werte zu vermitteln und sich auch sportlich zu messen.

In gesundheitsbedingter Abwesenheit von Schirmherr Franz Beckenbauer nahm deshalb Carlos am Forum teil und wurde von den Journalisten, Jung-Journalisten und Kindern am von Gazprom organisierten Projekt ausgequetscht.

Strukturen heutzutage machen es für Nachwuchs leichter

In Brasilien aufgewachsen hegte der mittlerweile 46-Jährige wie tausende Kinder auch in Brasilien den Wunsch, Fußball-Profi zu werden. Die Bedingungen waren schwierig, doch Carlos hat es geschafft.

Die Zeiten haben sich geändert und Nachwuchsspieler haben es seiner Meinung nach heute leichter, ihre Ziele zu erreichen, da schon viel mehr in diese Richtung gemacht wurde.

„Ich denke, dass die Klubs nun Strukturen haben, die es zu meiner Zeit noch nicht gab. Es gibt eine bessere Ausbildung, besseres Equipment, Infrastruktur, es gibt viele verschiedene Trainingsarten“, plaudert die Fußballgröße aus dem Nähkästchen.

Carlos hat den Einblick, arbeitet er doch aktuell als Nachwuchstrainer für Real Madrids Castilla-Mannschaft. „Es gibt mittlerweile Physios für den Nachwuchs, Schulen, ausreichend Spielfelder für alle Teams, die Kinder können beim Verein in Internaten bleiben und sind lange Zeit beim Verein. Außerdem haben sie die besten Lehrer. Dadurch wachsen und entwickeln sich die jungen Spieler schneller“, ist sich Carlos sicher.

„Es gab sicher welche, die besser waren als ich, aber…“

Oft stellt sich die Frage, ob Talent entscheidend ist oder doch, was man durch harte Arbeit aus seinem fußballerischen Können macht.

„Ich habe hart arbeiten müssen als Kind“, gibt Carlos offen und ehrlich zu. „Es gab sicher welche, die eigentlich besser waren als ich, aber vielleicht geglaubt haben, dass sie viel besser als alle anderen sind und dadurch weniger gemacht haben.“

Der Außenverteidiger und 125-fache brasilianische Teamspieler ist aber seinen Weg gegangen, weil er über die Jahre konstant Leistungen abgeliefert, viel gearbeitet und dadurch eine stolze Karriere hingelegt hat.

Worauf es ankommt, liegt für Carlos auf der Hand. Es gebe viele erfolgreiche Spieler, die sich jedoch durch ihr Wesen und ihren Weg dorthin unterscheiden.

Riesiger Beitrag für Entwicklung des Fußballs

Entscheidend sei es, stets korrekt zu sein, Respekt vor jedem an den Tag zu legen, Respekt vor den Eltern und Trainern zu haben, hart zu arbeiten und ein Vorbild zu werden.

Demut ist ein weiteres Schlagwort, denn abzuheben und sich über andere zu stellen, bremst meist den Höhenflug.

Deshalb unterstützt Carlos auch „Football for Friendship".

„Diese soziale Initiative der Gazprom leistet einen riesigen Beitrag für die Entwicklung des Fußballs unter Kindern und Jugendlichen weltweit. Indem es Teilnehmer in 211 Ländern und Regionen der Welt vereint, trägt das Programm zur globalen Förderung des Sports in der jungen Generation bei. Die auf die Ausbildung der jungen Trainer gerichtete Initiative ermöglicht es, die Vorbereitung junger Spieler weltweit auf ein höheres Niveau zu heben“, lobt der ehemalige Freistoß-Spezialist.

Wunder-Freistoßtor kein Zufall, sondern harte Arbeit

Welches er als sein schönstes Tor erachtet? Wenig überraschend jenes Freistoß-Tor gegen Frankreich, das eingangs erwähnt wurde.

„Aber ich habe sehr viel trainiert dafür. Immer und immer wieder bis das so funktioniert hat. Das Wichtigste ist, fleißig zu sein, Spaß dabei zu haben und konstant zu bleiben.“

Und trotz jeglicher Rivalität die Fairness zu wahren. Dabei leistet sich Carlos einen kleinen Seitenhieb auf Barcelonas CEO der Jugendakademie, Miguel Puig, der ebenfalls an dem Projekt teilnimmt.

Denn als Madridista schlägt sein Herz für den Erzrivalen. Trotzdem hält er fest, dass Respekt und Freundschaft alles bedeutet im Fußball.

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