Österreich gegen Deutschland im Franz Horr Stadion. Das Duell am letzten Spieltag in der UEFA Womens Nations League versprach Brisanz, auch wenn das Spiel sportlich keine Relevanz mehr hatte.
Optimisten hofften sogar auf einen neuen österreichischen Zuschauerrekord im zehnten Wiener Gemeindebezirk. Die bisherige Bestmarke von über 10.000 Zuschauern wurde deutlich verpasst.
Die 5.150 Fans, die den Weg nach Favoriten fanden, wurden am Ende des Tages dennoch Zeugen eines historischen Ereignisses. Die Österreicherinnen erlitten gegen furios aufspielende Deutsche eine 0:6-Klatsche (Spielbericht >>>), die höchste Niederlage in der Geschichte des ÖFB-Frauennationalteams.
Horrorstart für Schriebl-Elf
Denkbar schlecht startete der Abend für die Elf von Alexander Schriebl. Nach 13 Sekunden zappelte der Ball bereits im Netz von Debütantin Mariella El Sherif.
"Gescheitert ist es daran, dass wir es verschlafen haben ins Spiel zu kommen", meint Schreibl nach der Partie. Dabei fingen sich die Österreicherinnen eigentlich ganz gut. Mit mutigem Angriffspressung sollen die Deutschen unter Druck gesetzt werden, in dieser Phase mit Erfolg.
In den folgenden Minuten findet die Heim-Elf dadurch gleich zwei Großchancen vor. In der 9. Minute nimmt das Unheil dann aber seinen Lauf, die DFB-Frauen erhöhen auf 2:0.
Taktische Mängel
"Spätestens nach dem 2:0 oder 3:0 sind sie ins Rollen gekommen. Dann kommt es auf die Zweikämpfe an, Deutschland hat da eine ganz andere Qualität", so Zadrazil.

Was danach folgte, war bis zum Pausenpfiff eine alles andere als ansehnliche Leistung der ÖFB-Frauen. Vier Treffer wurden noch gefangen - 0:6!
"Wir haben richtig große Löcher bekommen", bemängelte Schriebl die fehlende Umsetzung einer erfolgreichen Taktik. Seine dynamische Idee eines Wechsels zwischen Raute und Fünferkette wollte in dieser Spielphase nicht mehr klappen.
"Es hat irgendwie nichts funktioniert, was wir uns ausgemacht haben. Deutschland hat es eiskalt ausgenutzt. Ich kann gar nicht so richtig sagen, was erste Halbzeit los war. Wir waren machtlos und hilflos. Wir wollten mehr. Nichts ist uns gelungen", gibt es klare Worte von Sahra Zadrazil.
"Ich bin der Meinung, anschreien bringt überhaupt nichts."
Der Zugriff auf das Spiel war nicht mehr vorhanden. "Sie haben uns taktisch ausgecoacht. Wir waren in der Raute, das haben sie gewusst. In der ersten Halbzeit hatten wir das Problem, zwischen den zwei Systemen zu wechseln", erkennt Feiersinger taktische Gründe.
England-Legionärin Verena Hanshaw meint: "Ich bin immer noch sprachlos. Wir hatten ein Ziel und einen Plan, der ist ab der ersten Sekunde in die Hosen gegangen."
Ohne Anschreien in Halbzeit zwei
Mit gesenkten Köpfen ging es entsprechend in die Katakomben. Zur Pause schien eine zweistellige Blamage im Bereich des Möglichen.
Laut wurde es dort wohl nicht. Schreibl beschreibt die Ereignisse wie folgt: "Sie haben versucht, sich gegenseitig aufzufangen. Ich bin der Meinung, anschreien bringt überhaupt nichts."
So packten sich die ÖFB-Kickerinnen an der Ehre. "Es war ganz klar das Ziel, dass wir in der zweiten Halbzeit kein Tor bekommen", verrät Hanshaw.
Ein noch höheres Debakel konnte dann auch verhindert werden, die zweite Hälfte blieb torlos. "Das einzige Positive ist die Moral in der zweiten Halbzeit", so Zadrazil.
Für viele ÖFB-Spielerinnen war der Abend zumindest einer der schlimmsten ihrer Karriere. "Sowas habe ich noch nie erlebt, das tut echt weh", befindet Hanshaw.
Lehren ziehen für das Playoff
Jetzt gilt es in einem anderen Rahmen die Lehren daraus zu ziehen. "Es gibt viele Sachen, die uns nützlich sein können in der Zukunft. Wenn wir bereit sind zu lernen, kann das für die Zukunft eine positive Wirkung haben", so der Teamchef, der die Niederlage weder über- noch unterbewerten möchte.
Sportlich war der dritte Platz in der Gruppe zumindest bereits vor dem Spiel bezogen, jetzt geht es im Herbst in den Playoffs um den Verbleib in der höchsten Gruppe des Bewerbs.
Die Österreicherinnen können vorerst auf Urlaub. Die EM in der Schweiz wartet nur für die Deutschen, die ÖFB-Kickerinnen scheiterten in der Qualifikation im Playoff-Duell gegen Polen.