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Xaver Schlagers "schmaler Grat" zum Comeback

Von 0 auf 100! Doch Xaver Schlager bremst, Verletzung hat etwas mit ihm gemacht.

Xaver Schlagers Foto: © GEPA

Xaver Schlager is back - und mit ihm wieder neue Möglichkeiten für das ÖFB-Team!

Seit dem EM-Achtelfinal-Schlager gegen Italien stand der 24-Jährige nicht mehr in Fodas Aufgebot, ein Ende August 2021 erlittener Kreuzbandriss kostete ihm einige Monate. Erst vor knapp vier Wochen feierte der Mittelfeldmotor sein Comeback für den VfL Wolfsburg und absolvierte seither vier Einsätze.

Prompt steht er wieder im ÖFB-Kader, noch dazu im so wichtigen WM-Playoff in Wales (Donnerstag, ab 20:45 Uhr im LIVE-Ticker) - die Erwartungshaltung ist groß. Schließlich bringt der bei RB Salzburg ausgebildete Linzer Qualitäten mit, die nur schwer zu ersetzen sind.

Doch Schlager steigt auf die Euphoriebremse. Für sein junges Alter war der ambitionierte Kicker schon immer sehr reif, seine Antworten waren gut überlegt.

Gedanken ans Karriereende

Auch diesmal. Die Verletzungspause hat etwas in ihm bewirkt, er selbst sieht sich noch nicht als der Alte. "Jedes Spiel ist derzeit wie ein Bonus für mich. Es hätte auch anders laufen können, dass ich gar nicht mehr spielen kann", ließ Schlager beim ÖFB-Medientermin tief blicken.

Gelegentliche Gedanken ans Karriereende seien während einer so langen Verletzungspause nicht gänzlich auszublenden.

Schlager wählte einen anderen Zugang zu dieser Thematik. "Man kann sich nie sicher sein im Leben, auch wenn von der Außenwelt erwartet wird, dass man nach sechs Monaten wieder spielen kann. Aber jede Verletzung ist auf ihre Weise unterschiedlich, jeder Körper reagiert anders darauf. Deshalb ist es nicht sicher, ob man wieder spielen kann."

Das unterstreicht der Oberösterreicher mit einem Beispiel: "Es gibt auch Fälle, wo etwa ein Knorpel beschädigt wurde - den kann man nicht einfach operieren, den gibt es dann einfach nicht mehr. Deshalb muss man auch für solche Sachen bereit sein. Man kann nicht sagen: Das wird schon wieder und dann wird es nichts - und dann ist das Leben vorbei. Man muss wissen, dass es auch anders laufen kann."

"Das Knie ist sehr stabil - das ist das Wichtigste"

Umso größer ist die Freude und Erleichterung, dass Schlager wieder Fußball spielen kann. Nach so langer Zeit, ohne seine Leidenschaft ausüben zu können, ist er nun jeden Tag umso dankbarer, wieder zurück zu sein - auch wenn der Schalter nicht vom einen auf den anderen Tag umgelegt werden kann.

Generell fühle er sich schon wieder fit, freut sich über seine Rückkehr in der deutschen Bundesliga und die Chance, beim so wichtigen ÖFB-Spiel in Cardiff mit dabei zu sein. Zudem betont Schlager, dass er schmerzfrei sei - eigentlich zumindest.

"Ich habe jetzt mal vier Spiele gemacht, habe mich immer gesteigert. Es wird immer besser, ob es jetzt für 90 oder 120 Minuten reicht, ist eine andere Frage, wie es mir körperlich gehen sollte und ob ich überhaupt spiele", will der Wolfsburger keine Prognose abgeben. "So geht es mir körperlich sehr gut, ich habe keine großen Probleme, das Knie ist sehr stabil - das ist das Wichtigste."

"Alle denken, er ist fit und hat keine Probleme mehr, aber das dauert noch"

Trotzdem bringen vor allem Knieverletzungen noch Nachwirkungen mit sich, die Schlager auf LAOLA1-Nachfrage auch bestätigt: "Es gibt schon noch Reaktionen. Letzte Woche war es wieder dick, war wieder Flüssigkeit drin, weil ich im Spiel zwei, drei Mal auf die Kniescheibe gefallen bin. Das ist wieder ein komplett neuer, ungewohnter Reiz fürs Knie, da kommt sehr viel Druck, wenn man mit ganzem Körpergewicht drauffällt. Da muss man sofort entgegenwirken."

Auch deshalb schärft der ÖFB-Legionär das Bild, dass nach Reha, Team-Rückkehr und den ersten Einsätzen wieder alles gut ist.

"Das sind Kleinigkeiten, die oft vergessen werden. Wenn man das erste Spiel macht, denken alle, er ist jetzt fit und hat keine Probleme mehr. Aber das dauert noch. Bis das Knie wieder so vollständig intakt ist, wie es mal war, muss ich noch ein paar Schritte gehen. Das sind Belastungsproben, wenn man drauffällt, einen Schlag bekommt...aber im Moment schaut es ganz gut aus."

Vertrauen von allen Seiten ehrt, aber...

Balsam für die Seele war es allemal, dass keiner so recht das Comeback Schlagers erwarten konnte. Wolfsburg-Trainer Florian Kohfeldt wurde wöchentlich in deutschen Medien zitiert, dass er sehnsüchtig auf die Rückkehr Schlagers hoffe, bis es endlich soweit war. Auch im ÖFB-Team scheint man durch die sofortige Wiedereinberufung nicht ohne den Vollgas-Profi zu können.

"Auf der einen Seite ist es natürlich sehr schön und überragend, dass es so funktioniert hat, ich wieder spielen konnte und eingesetzt wurde. Trotzdem muss man aufpassen und darf es nicht übertreiben. Es ist immer wieder ein schmaler Grat, dass das Knie nicht zu viel Belastung hat und nicht überreagiert. Aber es freut mich sehr, gleich wieder dabei sein zu können."

Deshalb macht sich Schlager keinen Druck - er muss nicht, er kann wieder auf dem Platz stehen. Trotzdem würde er gerne zusammen mit seinen Teamkollegen die einmalige Chance nützen, sich für die WM zu qualifizieren.

Alles oder nichts - mit Schlager oder nicht?

Zwar ist der Rackerer mit 24 Jahren noch weit davon entfernt, von der letzten Chance zu sprechen, wie es etwa Marko Arnautovic schon getan hat. Trotzdem könne man seiner Meinung nach nie sagen, ob sich die Möglichkeit in vier Jahren wieder auftut.

"Es wird nicht einfach, aber die Chance besteht - das ist das Wichtigste. In einem Spiel kann viel passieren, aber wir werden bereit sein und versuchen, das Spiel zu gewinnen", blickt Schlager optimistisch auf die bevorstehende Aufgabe in Cardiff.

Die Konzentration gelte voll und ganz dem Duell mit Wales, kein Gedanke schweift zu einem möglichen Endspiel im Juni. "Es ist ein Spiel - entweder wir kommen weiter oder nicht. Es gibt kein Rückspiel zum Aufholen, deshalb legen wir den vollen Fokus darauf."

Welche Rolle Schlager dabei einnehmen wird, entscheidet sich zusammen mit Teamchef Franco Foda. Die Bedeutung des jungen Mittelfeldmotors für das ÖFB-Team ist aber bekannt, auch so kurz nach der langen Verletzungspause.


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