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ÖFB-Rückkehrer Andi Weimann: "Wie am 1. Schultag"

Nach 7 Jahren zurück im ÖFB-Team! Weimann will Erfolgs-"Welle weiter reiten".

ÖFB-Rückkehrer Andi Weimann: Foto: © GEPA

Robert Almer, Florian Klein, Christian Fuchs, Sebastian Prödl, Martin Harnik, Zlatko Junuzovic, Marc Janko.

Nur einige Namen, die längst in ÖFB-Pension sind. Sie alle standen aber noch im Kader, als Andreas Weimann letztmals das Trikot der österreichischen Nationalmannschaft überstreifen durfte. Sieben Jahre ist das mittlerweile her, zuletzt wurde der heute 30-Jährige am 31. März 2015 eingewechselt.

"Da sieht man, wie lange ich nicht mehr dabei war"

Nun ist Weimann zurück, spielt in der englischen Championship bei Bristol City die nach eigenen Angaben "beste Saison seiner Karriere" und wurde von Teamchef Franco Foda - zuerst nur auf Abruf - für das so wichtige WM-Playoff-Duell in Wales (Donnerstag, ab 20:45 Uhr im LIVE-Ticker) nachnominiert.

"Natürlich war ich ein wenig nervös, es war ein bisschen so wie am ersten Schultag, dass ich wieder alle kennenlerne", grinst der Stürmer bei einem Medientermin - der erste nach Ewigkeiten in deutscher Sprache.

Nur mehr sieben, acht Spieler sind noch dabei, mit denen Weimann schon 2015 die Kabine teilte. Auch im Betreuerstab hat sich viel verändert.

"Gestern haben wir erst darüber gelacht, dass Robert Almer damals noch die Nummer 1 war und jetzt ist er Tormanntrainer. Da sieht man, wie lange ich nicht mehr dabei war", freute sich der Rückkehrer über das Wiedersehen. Doch auch von den für ihn neuen Gesichtern wurde er gut aufgenommen und fühlt sich nach zwei Tagen bereits wohl.

15 Jahre auf der "Insel"! Abruf-Enttäuschung wich Comeback-Freude

Dabei hat es ihn schon ein wenig gewurmt, dass er es nicht auf Anhieb ins Aufgebot geschafft hat. "Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich schon ein bisschen gehofft, dass ich dabei bin. Ich habe bisher die beste Saison meiner Karriere gespielt, zumindest von den Toren und Assists her", spielt Weimann auf seine stolzen 18 Saisontreffer und neun Vorlagen für Bristol an.

"Ein bisschen enttäuscht war ich anfangs schon, dass ich nur auf Abruf war, dafür habe ich mich umso mehr gefreut, als der Teamchef am Samstag angerufen und mir gesagt hat, dass ich doch noch dabei bin."

Mit Weimann hat sich Foda noch einen echten "Insel"-Experten geangelt. Unglaubliche 15 Jahre ist es her, dass der damals 15-Jährige den Nachwuchs des SK Rapid verließ und England seither nicht mehr verließ. Stationen bei Aston Villa, Watford, Derby County, Wolverhampton und Bristol City zeichneten seinen Weg.

Die Gründe für den sensationellen Torriecher

Weimann spielte in der Premier League, doch richtig wohl fühlt er sich in der Championship. Obwohl der bis dato 14-fache ÖFB-Teamspieler im Nationalteam noch auf seinen Premierentreffer wartet, war er immer für Tore gut. So gut wie aktuell lief es aber noch nie.

Woher dieser plötzliche Torriecher und diese Selbstverständlichkeit kommt, erklärt der Offensivspieler auf LAOLA1-Nachfrage: "Es kommt vielleicht auch auf die Position an, wo ich jetzt spiele. Ich habe in den letzten Jahren - eben weil ich auf vielen Positionen spielen kann - am Flügel gespielt, um der Mannschaft zu helfen. Wobei ich früher schon immer gesagt habe, dass durch die Mitte meine beste Position ist."

Dieses Jahr agiert er sehr oft als hängende Spitze hinter den zwei Stürmern. "Vielleicht hat mir das geholfen, dass die zwei Stürmer die Verteidiger beschäftigen und ich hinten reinlaufen kann, ohne dass mich wer deckt oder mit mir mitrennt. Auch die Chancen, die ich bekomme, sind etwas anders, wenn man über die Mitte spielt. Über den Flügel hat man vielleicht die Chance von der Seite und aus anderen Winkeln."

Für den Höhenflug hat Weimann viel investiert, die vergangene Saison verpasste er großteils mit einem Kreuzbandriss, doch die harte Arbeit und der Weg zurück zu alter Stärke hat sich nun mehr denn je ausgezahlt.

"Will die Welle so lange wie möglich weiterreiten"

In all den Jahren der Abwesenheit vom Nationalteam hat Weimann aber eines nie verloren - den Glauben an sich selbst, sonst hätte er sich auch nicht in der durchaus herausfordernen Championship nicht durchgeschlagen und als absoluter Führungsspieler etabliert. Zuletzt lobte ihn auch sein Coach in den höchsten Tönen und meinte, ein Spieler wie Weimann sei "ein Genuss für jeden Trainer" (Hier geht's zur Story >>>).

Dementsprechend genießt Weimann den Moment. "Ich habe eigentlich immer gewusst, dass ich Tore schießen kann. Aus den Chancen, die ich diese Saison bekommen habe, habe ich immer Tore gemacht. Es läuft halt sehr gut im Moment und natürlich will ich so lange wie möglich die Welle weiterreiten."

Seine Überform will der Offensivakteur auch dem Teamchef unter Beweis stellen, das setzt er sich zum Ziel, obwohl es kaum Trainings gibt, um sich zu beweisen. Natürlich würde Weimann gerne spielen, noch dazu in Wales.

"Hexenkessel" - nur über die Brücke nach Cardiff

Cardiff liegt nur 40 bis 45 Autominuten von Weimanns derzeitiger Wahlheimat Bristol entfernt, "man muss nur über die Brücke fahren und ist schon drüben." Im Cardiff City Stadium hat er diese Saison schon gespielt und einen 2:1-Auswärtssieg mit Bristol gegen Cardiff City einfahren können.

Weimann verbindet positive Erinnerungen damit, erwartet sich aber ein tolle Stimmung eine von der Euphorie getragene walisische Mannschaft. "Es erwartet uns ein Hexenkessel", ist sich der England-Legionär sicher. Viele der Gegenspieler kennt er aus der Championship, mit Mittelfeldspieler Joe Morrell spielte er sogar bei Bristol zusammen, ehe dieser zu Portsmouth wechselte.

Die geringe Distanz zu seiner Heimat hat Vorteile, auch wenn er zur Vorbereitung den Umweg über Wien nehmen musste, wo seine Eltern bis heute wohnen. Dafür werden am Donnerstag Weimanns Frau, deren Vater und Bruder im Stadion sein, um ihm zuzujubeln.

Endlich darf er auch wieder Deutsch reden, eine Seltenheit in all den Jahren in England. Die Kinder werden zweisprachig erzogen, ansonsten unterhält er sich mit seinen Eltern in der Muttersprache - ansonsten ist alles auf Englisch ausgerichtet, kein Wunder nach 15 Jahren auf der Insel. Obwohl im englischen TV auch fast nur die englische und schottische Liga zu sehen sind, hat er sich immer dafür interessiert, wie es den anderen ÖFB-Teamspielern ergeht. Am Donnerstag darf er erstmals wieder mit ihnen zusammen alles für Österreich herausholen.

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