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Wann Stefan Posch eine auf den Deckel kriegt

Mitspieler bestaunen Startelf-Debütanten. Er selbst erklärt seine Kaltschnäuzigkeit:

Wann Stefan Posch eine auf den Deckel kriegt Foto: © GEPA

"Ich denke, wir haben eine so breite Innenverteidigung wie kaum eine Nationalmannschaft", streicht Julian Baumgartlinger hervor.

Neben dem überragenden Aleksandar Dragovic hat Stefan Posch beim 0:0 in Polen den Beweis dafür angetreten, dass Österreich ein "Land der Innenverteidiger" ist.

Der Hoffenheim-Legionär steht im Nationalteam bis dato für Spontanität. Bei seinem Länderspiel-Debüt in Nordmazedonien musste er nach der Pause kurzfristig den verletzten Dragovic ersetzen.

Auf sein Startelf-Debüt in Warschau konnte er sich nach dem Ausfall von Martin Hinteregger eine Spur länger vorbereiten, allerdings wirklich nur eine Spur. "Es war sehr kurzfristig, ich habe es beim Abendessen erfahren", verrät der Steirer, für den es eine emotionale Angelegenheit war, die Hymne erstmals auf dem Feld zu hören:

"Das erste Länderspiel von Beginn an ist etwas Besonderes. Jeder träumt davon, einmal für sein Land aufzulaufen. Ich bin sehr glücklich, dass ich von Anfang an ran durfte, das Vertrauen des Trainers bekommen habe. Ich denke, ich habe es ganz gut zurückbezahlt."

Highlights: Die vielen ÖFB-Chancen gegen Polen!

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

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Selbstvertrauen aus Hoffenheim

Dieser Selbsteinschätzung kann man zustimmen. Posch hat eine kaltschnäuzige Leistung abgeliefert, hatte auch seine Nerven bestens im Griff.

"Allzu viel Nervosität habe ich nicht verspürt. Angespannt ist man vor einem Spiel immer, aber Anspannung ist auch gut und wichtig", findet der 22-Jährige, dem die Erfahrung auf diesem Niveau aus der deutschen Bundesliga zu Gute kommt:

"Diese Erfahrung hilft natürlich. Ich habe viel Selbstvertrauen aus dem Verein mitgenommen und hier auf den Platz gebracht. Dass man sich in der Mannschaft wohl fühlt, ist auch sehr wichtig."

Dragovic als Vorbild

Posch kennt Robert Lewandowski aus der deutschen Bundesliga. Es gibt dennoch leichtere Aufgaben, als es beim Startelf-Debüt im Nationalteam mit einem der besten Stürmer der Welt zu tun zu bekommen. Dem Bayern-Star galt jedoch nicht seine komplette Konzentration:

"Ich finde, man muss immer aufmerksam sein - egal gegen wen man spielt, es kann immer etwas passieren. Deshalb schaue ich nicht extra auf Lewandowski, sondern auf meinen jeweiligen Gegenspieler. Wenn das gerade Lewandowski ist, muss man eben besonders auf ihn schauen."

Stefan Posch

"Ich finde, man muss immer aufmerksam sein - egal gegen wen man spielt, es kann immer etwas passieren. Deshalb schaue ich nicht extra auf Lewandowski, sondern auf meinen jeweiligen Gegenspieler. Wenn das gerade Lewandowski ist, muss man eben besonders auf ihn schauen."

Abgesehen von seiner Kopfball-Chance in der ersten Halbzeit ließ die ÖFB-Innenverteidigung den Superstar kaum aus den Augen. Dafür, dass Posch und Dragovic erstmals miteinander gespielt haben, haben sie bestens miteinander harmoniert.

"Ich verstehe mich sehr gut mit Drago. Ich denke, das hat man auch auf dem Platz gesehen. So viele Länderspiele wie Drago schon hat, kann man ihn sich natürlich zum Vorbild nehmen. Von ihm kann man immer etwas lernen", meint Posch.

Dragovic: "Sonst kriegt er eine am Deckel"

Der 76-fache Internationale gibt die Komplimente zurück: "Wenn er nach diesem Spiel nicht die beste Note bekomt, dann weiß ich nicht. Er hat überragend gespielt."

Dragovic, Hinteregger, Posch, dazu noch Philipp Lienhart im Kader. Auf Abruf befinden sich mit Kevin Danso, Marco Friedl, Maximilian Wöber, Sebastian Prödl, Albert Vallci und Gernot Trauner weitere Innenverteidiger. Vielleicht arbeitet sich mit Kevin Wimmer auch ein langjähriges Kadermitglied wieder auf Nationalteam-Niveau zurück. Baumgartlingers Einschätzung, dass Österreich in der Abwehrzentrale kaum Personalmangel hat, kann man so stehen lassen.

"Er muss am Boden bleiben, sonst kriegt er eine am Deckel von mir. Dann hat er sicherlich eine große Karriere vor sich."

Aleksandar Dragovic

Hinteregger und Dragovic sind mometan relativ unangefochten das Stamm-Duo in der Innenverteidigung. Posch hat jedoch den Nachweis erbracht, dass man jederzeit auf ihn bauen kann, und das ist viel wert. Vor allem ist seine Entwicklung noch nicht abgeschlossen.

"Er muss am Boden bleiben, sonst kriegt er eine am Deckel von mir. Dann hat er sicherlich eine große Karriere vor sich", glaubt Dragovic, "er muss einfach so weitermachen bei Hoffenheim, dort kriegt er immer seine Einsatzminuten. Man sieht, dass er ein sehr guter Innenverteidiger ist."

Die Mitspieler sind beeindruckt

Was ihn besonders auszeichnen würde? "Man hat gesehen, dass er gegen den Ball sehr stark ist - auch beim Zweikampf in letzter Minute im Duell mit Lewandowski. Außerdem ist er am Ball sehr ruhig geblieben."

Für Baumgartlinger haben beide Innenverteidiger vollends überzeugt: "Es war ein tolles Zusammenspiel, Poschi und Drago haben es sehr souverän gemacht, waren auch im Ballbesitz sehr ruhig. Man merkt die Breite im Kader und spürt auch, dass Poschi in der deutschen Bundesliga schon Erfahrung gesammelt hat. Bei der U21-EM war er einer der besten Spieler. Er war physisch total da. Ich glaube, es hat ihm ganz gut gefallen, gegen Lewandowski so eng am Mann zu sein."

"Ich habe gegen Polen nicht ein einziges Mal das Gefühl gehabt, dass er das nicht packt. Er war vom Anfang bis zum Schluss immer da, hat das super gemacht, sein Startelf-Debüt ganz ruhig runtergespielt - ein perfektes Spiel."

Konrad Laimer

Die U21 ist ein gutes Stichwort. Konrad Laimer, der beim letzten Lehrgang in die Anfangsformation gerutscht ist und einen hervorragenden Eindruck hinterlassen hat, ist ein langjähriger Weggefährte des diesmaligen Startelf-Debütanten.

"Ich bin mit ihm durch alle Jugend-Nationalteams gegangen", unterstreicht der Salzburger, "ich habe gegen Polen nicht ein einziges Mal das Gefühl gehabt, dass er das nicht packt. Er war vom Anfang bis zum Schluss immer da, hat das super gemacht, sein Startelf-Debüt ganz ruhig runtergespielt - ein perfektes Spiel. Da sieht man, welche Qualität wir im Kader haben. Wenn jemand ausfällt, haben wir viele gute junge Spieler, die das dann genauso gut machen können."

Foda: "Wie ein alter Hase"

So wie vor allem die jüngeren Nachrücker zuletzt performt haben, kann man wenig gegen diese Einschätzung sagen. Diese Erkenntnis ist natürlich vor allem für den Teamchef praktisch.

Auch Franco Foda zieht den Hut vor Posch: "Es gehört zum Fußball dazu, dass es immer wieder kurzfristige Ausfälle gibt. Stefan hat relativ spät von seinem Einsatz erfahren, aber seine Sache sehr gut gemacht. In Verbindung mit Drago hat er eigentlich wie ein alter Hase gespielt. Die gesamt Abwehr - inklusive Torwart - hat sehr gut funktioniert.

Was Posch eigentlich durch den Kopf geschossen ist, als er von seiner großen Chance erfahren hat? "Ich bin glücklich, wenn der Trainer sagt, dass ich von Beginn an spielen darf. Das ist ein geiles Gefühl. Aber ich gehe immer mit der Einstellung zur Nationalmannschaft, dass ich spiele. Ich hoffe, es war nicht das letzte Spiel."

Es müsste schon viel schief gehen, damit dieser Fall eintritt.

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