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Leipzig und ÖFB-Team: Marcel Sabitzers Anspruch

Warum Marcel Sabitzers Pfeil nun auch im Nationalteam nach oben geht.

Schon beim Juni-Lehrgang des Nationalteams zeigte Marcel Sabitzers Pfeil im ÖFB-Dress nach oben, vor den EM-Qualifikations-Duellen mit Lettland und Polen strotzt der Steirer vor Tatendrang:

"Ich will da weiter machen, wo ich in Leipzig zuletzt aufgehört habe - mit Spaß befreit aufspielen, der Mannschaft mit Toren und Vorlagen helfen. Das ist bei jedem Spiel mein Anspruch. Dass es nicht immer funktioniert, ist halt so - sonst wäre ich ganz woanders."

Beim aktuellen Tabellenführer der deutschen Bundesliga zu spielen, ist allerdings auch nicht von schlechten Eltern (Sabitzers klare Meinung zur Vereinbarkeit von Nationalteam und Familie).

Nach der Länderspiel-Pause wartet auf RB Leipzig das Spiel der Spiele gegen den FC Bayern München.

Der große Bayern-Konkurrent?

RBL ist mit drei Siegen aus den ersten drei Runden Tabellenführer - für Sabitzer nicht mehr als eine Momentaufnahme: "Nach drei Spieltagen ist das schwer ernst zu nehmen. Aber wir hatten einen guten Start. Vor der Saison haben wir nicht genau gewusst, wo wir stehen mit dem neuen Trainerteam und vielen neuen Spielern. Aber wir haben es schon im Pokal gut gemeistert, dann am ersten Spieltag das 4:0 bei Union Berlin, mit Frankfurt und Gladbach hatten wir zwei Brocken. Wenn du da mit neun Punkten rausgehst, kannst du auf jeden Fall zufrieden sein."

"Über eine ganze Saison ist es schon schwer, denn die Bayern haben mit Abstand den besten Kader, die meisten finanziellen Mittel. Aber wir sind jetzt mal zwei Punkte vorne. Wenn wir das Heimspiel gewinnen sollten, wären es fünf Punkte - das wäre ja schon mal was."

In die Rolle des großen Bayern-Konkurrenten will man sich vor dem direkten Duell jedoch nicht drängen lassen. "Es gibt einige Mannschaften, die Qualität haben. Wir sind eine davon. Wir sind auf der Lauer", erklärt der 25-Jährige.

Borussia Dortmund ist für ihn auf Augenhöhe mit dem Rekordmeister, zudem nennt er neben Leipzig noch Bayer Leverkusen, Borussia Mönchengladbach, den VfL Wolfsburg und Eintracht Frankfurt als Mannschaften, die "anklopfen. Deshalb denken wir nicht an den Meistertitel."

Vor allem, weil die Bayern nun mal die Bayern sind: "Über eine ganze Saison ist es schon schwer, denn sie haben mit Abstand den besten Kader, die meisten finanziellen Mittel - da ist es schwierig, auf lange Strecke mitzuhalten. Aber wir sind jetzt mal zwei Punkte vorne. Wenn wir das Heimspiel gewinnen sollten, wären es fünf Punkte - das wäre ja schon mal was. Aber unser Ziel bleibt, unter die ersten Drei zu kommen. Wir haben eine gute Truppe, einen guten Trainer."

Sabitzer für Nagelsmann ein Häuptling

Der neue Trainer ist mit Julian Nagelsmann der Jungstar schlechthin unter den deutschen Coaches. Als "Ungewissheit" beschreibt Sabitzer die Phase der Vorbereitung unter Anleitung des 32-Jährigen, in der man sich so manche Testspiel-Pleite geleistet habe: "Aber wir haben es irgendwie doch hinbekommen. In den ersten Spielen hat es schon gut ausgesehen, aber es ist schon noch einiges zu verbessern."

Die Vorschusslorbeeren für Nagelsmann waren riesig. Wie es denn nun ist, ihn hautnah zu erleben? "Viel Neues! Es ist schon anspruchsvoll, weil er eine sehr schnelle Ansprache hat. Wir haben viele ausländische Spieler, die nicht unbedingt Deutsch sprechen. Für sie ist es nicht so einfach mitzukommen, weil er alles auf Deutsch macht, da gibt es kein Englisch. Aber er hat auf jeden Fall viel Potenzial. Er hat eine gute Ansicht, wie Fußball funktionieren sollte, eine gute Spielanlage. Es macht Spaß unter ihm."

Dazu kommt, dass Nagelsmann den ÖFB-Legionär als einen seiner Häuptlinge in einer Mannschaft, die er als "zu ruhig" empfand, auserkoren hat. Zumindest hat er dies öffentlich so bekundet.

"Ich hatte im Trainigslager ein Gespräch mit ihm, in dem wir ganz offen besprochen haben, was er von mir erwartet und wie er mich in der Mannschaft sieht. Dann habe ich eigentlich nur in Interviews gelesen, was er so gesagt hat und was er erwartet. Da habe ich mich eben angesprochen gefühlt und will ihm das auf dem Platz zurückzahlen. In den ersten Spielen hat es gut funktioniert. Es ist immer hilfreich, wenn du so in die Saison startest, nachdem ein neuer Trainer gekommen ist, denn die Konkurrenz bei uns ist groß. Aber großartig verändert hat sich mein Standing im Verein nicht, das war in der vorherigen Jahren eigentlich immer das gleiche."

Entwicklung wie in Leipzig im ÖFB-Dress wünschenswert

Beim 4:0 in Berlin war Sabitzer mit einem Tor und drei Assists an allen Treffern beteiligt. Auch abseits des Platzes fällt er immer wieder mit seiner klaren Meinung auf - etwa, wenn er die Transfer-Politik aufgrund zu weniger routinierter Neuzugänge bemängelt.

"Wenn ich bei einem der Topvereine in Deutschland Führungsspieler bin, muss es der Anspruch sein, auch hier bei der Nationalmannschaft Führungsspieler zu sein."

Im Hinblick auf das Nationalteam wäre es wünschenswert, wenn der Steirer genau diesen Weg auch im ÖFB-Team geht und sich auf und außerhalb des Platzes zum Führungsspieler entwickelt.

Nachdem es im ÖFB-Dress lange Zeit viel zu selten nach Wunsch geklappt hat, zählte Sabitzer zuletzt gegen Slowenien und Nordmazedonien zu den Aktivposten. Dass er in der Lage ist, auch abseits des Platzes Dinge anzusprechen, ist ohnehin bekannt.

Nun gilt es den zuletzt positiven Trend in diesem Nationalteam-Herbst mit Konstanz zu versehen. In Skopje lieferte er zwei Assists, bemängelt jedoch: "Ich will an diese Leistung anschließen, aber natürlich mit Toren. Denn mir ist schon bewusst, dass ich in Mazedonien mindestens zwei hätte machen müssen."

Jetzt auch im ÖFB-Team Führungsspieler werden

Dennoch war sein Nationalteam-Juni nach der oft harschen Kritik an seinen Performances auch für ihn ein Schritt in die richtige Richtung: "Ja, denn man hat mir auf dem Platz angemerkt, vor allem in Mazedonien, dass es Spaß machen kann, wenn ich mich wohl fühle. Das spielt bei mir eine große Rolle. Ich brauche schon das Vertrauen des Trainers und der Mitspieler. Aber ich will auf jeden Fall in die Richtung gehen, wie es beim letzten Lehrgang war."

Das bedeutet auch, den Sprung zum Führungsspieler zu schaffen. Sabitzer verweist darauf, dass er in den letzten Jahren immer wieder aufgrund von Verletzungen passen musste. Dann sei es schwierig, dass du vorne weg gehst:

"Denn wenn es die anderen Spieler bei einem Lehrgang gut machen, ist es für den Trainer eben auch schwierig, dass er sagt: 'Jetzt ist er wieder da, jetzt spielt er.' Aber klar, wenn ich bei einem der Topvereine in Deutschland Führungsspieler bin, muss es der Anspruch sein, auch hier bei der Nationalmannschaft Führungsspieler zu sein. Aber dafür muss halt die Leistung passen."

Gerade gegen Underdog Lettland wird vor allem von den Offensivkräften eine gute Leistung gefordert sein. Sabitzer ist zuversichtlich, dass dies auch gelingen wird:

"Wir werden das gut machen, davon bin ich überzeugt, denn wir haben alle Bock zu spielen. Wir wollen das Heimspiel gegen Lettland auf jeden Fall mit drei Punkten abschließen."

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