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Foda reagiert auf Kritik: "Kompletter Schwachsinn"

Der ÖFB-Teamchef zieht insgesamt ein positives Resümee:

Foda reagiert auf Kritik: Foto: © GEPA

Das ÖFB-Team krönte am Mittwoch einen perfekten Oktober-Lehrgang mit dem dritten Sieg im dritten Spiel durch ein 1:0 in der Nations League gegen Rumänien. Vollkommenene Zufriedenheit macht sich allerdings nicht überall breit.

Die Spieler übten nach dem Gastspiel in Ploiesti teilweise Kritik an der eigenen Spielweise in der ersten Halbzeit (Alle Infos >>>), viele Fans sind nicht restlos von den Leistungen des ÖFB-Teams überzeugt.

Teamchef Franco Foda hat dafür eine Erklärung. "Wir hatten drei sehr starke Hälften mit gutem Kombinations-Fußball und gutem Pressing", so Foda gegenüber der APA.

"Dass man diese Leistung nicht über 90 Minuten abrufen kann, ist ganz normal und auch der Belastung der Spieler geschuldet. Aber wir sind immer in der Lage, uns aus kleinen Schwächephasen herauszuarbeiten, außerdem gibt es bei jeder Mannschaft auf der Welt Schwankungen."

Die mancherorts aufkommende Kritik, das ÖFB-Team agiere vor allem nach einer Führung zu reaktiv, weist Foda entschieden zurück. "Es wird oft gesagt, wir würden uns dann zurückziehen, was ein kompletter Schwachsinn ist. Wir haben auch gegen Rumänien noch am Schluss draufgepresst, konnten allerdings den Sack nicht zumachen", erklärt der Teamchef.

Er sei "nicht auf Social Media unterwegs", betont Foda. "Aber jeder hat das Bedürfnis zu glauben, er ist der größte Taktiker. Wir leben in einer Demokratie, jeder kann sein Urteil abgeben, doch ich kenne wenige Trainer, die bei einem 1:0 zu ihrer Mannschaft sagen, sie soll sich zurückziehen und nur noch verteidigen."

"Auf der ganzen Welt so"

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

Bei einem derartigen Spielstand entstehe eine eigene Dynamik. "Wenn ein Gegner 0:1 zurückliegt, riskiert er alles, spielt lange Bälle, geht auf zweite Bälle. Dadurch steht die eigene Mannschaft unbewusst kompakter, um keine Räume herzugeben. Das ist ganz normal und auf der ganzen Welt so", sagt Foda.

Von einer Maurer-Taktik des ÖFB-Teams könne keine Rede sein. "Wir wollen immer so viele Tore wie möglich erzielen und meine Spieler haben im letzten Drittel alle Freiheiten."

Dass die jüngsten drei Siege nicht euphorisch aufgenommen wurden, ist laut Foda auch darauf zurückzuführen, "dass vielleicht die Erwartungshaltung schon gestiegen ist. Aber meine Mannschaft ist bodenständig und sie weiß, es ist nicht selbstverständlich, nach Nordirland oder Rumänien zu fliegen und zu gewinnen."

"In jedem Spiel das bessere Team"

Foda betont, man sei in jeder Partie das bessere Team gewesen. "Es gab immer ein, zwei Situationen, in denen wir ein bisschen Glück hatten, doch wenn man jeweils die ganzen 90 Minuten analysiert, haben wir jedes Match absolut verdient gewonnen", meint der 54-Jährige.

Die jüngsten sechs Siege seiner Auswahl wurden mit jeweils einem Tor Unterschied eingefahren. "Wenn wir die nächsten acht Spiele 1:0 gewinnen, bin ich zufrieden", schmunzelt Foda und ergänzt: "Natürlich wäre es mir lieber gewesen, wir hätten die Spiele früher entschieden und nicht bis zum Schluss zittern müssen. Aber wir hätten gegen Nordirland und Rumänien mehr Tore erzielen können, das heißt, wir müssen weiter an unserer Effizienz arbeiten."

Foda verteilt Sonderlob

Die Siege über Griechenland, Nordirland und Rumänien erfüllten den Deutschen mit großer Genugtuung und lassen ihn positiv auf das November-Triple blicken, wenn es in der Nations League um den Gruppensieg geht. Sein Resümee sei "sehr, sehr positiv", sagt Foda.

"Wir haben trotz der vielen Ausfälle dreimal gewonnen, hatten keine Verletzungen und keinen Covid-19-Fall. Von der Logistik her war alles bestens geplant. Es war ein sehr gelungener Lehrgang, nicht nur aufgrund der Ergebnisse, sondern auch in Bezug darauf, was alle im Umfeld geleistet haben."

Sonderlob gibt es nicht nur für die ÖFB-Administration, sondern auch für seine Spieler. "Die Mannschaft hat eine sehr gute Mentalität. Das hat man gegen Griechenland gesehen, wo sie einen Rückstand gedreht hat." Dass bei keinem der drei Erfolge eine über die gesamte Spielzeit überzeugende Darbietung hingelegt wurde, ließ sich für Foda verschmerzen. "Wir haben trotzdem zeitweise richtig gut Fußball gespielt und schöne Tore erzielt", meinte der Coach.

Nächster Halt: Luxemburg

Ihre Siegesserie kann die ÖFB-Auswahl im November fortsetzen, wenn die Partien in Luxemburg (11./Test) und daheim gegen Nordirland (15.) und Norwegen (18./jeweils Nations League) auf dem Programm stehen. Für diesen Lehrgang sollten nach derzeitigem Stand fast alle der über ein Dutzend im Oktober fehlenden Kicker wieder zur Verfügung stehen.

Foda hat also die Qual der Wahl, denn in den vergangenen Tagen gaben einige Neulinge eine Empfehlung ab. "Wir hatten einen super Zug und eine super Stimmung in der Mannschaft. Jeder war gierig, seine Chance zu nützen, das war auch der Sinn dieses Lehrgangs. Wir können alle stolz sein, dass immer wieder neue Spieler aufzeigen", sagte der Coach.

Trotz des neu zusammengewürfelten Kaders sei binnen kurzer Zeit ein Teamgeist entstanden, berichtete Foda. "Die Jungs haben sich sofort gut verstanden und die Rahmenbedingungen gut gemeistert. Die ganze Zeit in einer Blase zu sein, ist eine mentale Belastung, die man nicht unterschätzen darf, wenn man nie aus dem Hotel raus kann und abschalten kann."

Auch in den November-Matches wartet auf Spieler und Betreuer die ÖFB-Corona-"Bubble" - zunächst in Luxemburg, wo der Treffpunkt erfolgt, dann in Österreich. Nach derzeitigem Stand bezieht das Team vor den Partien gegen Nordirland und Norwegen in Wien Quartier, weil das Happel-Stadion als Austragungsort vorgesehen ist. Ein Ausweichen nach Klagenfurt ist jedoch nicht ausgeschlossen, denn im Moment gilt in Deutschland für Wien eine Reisewarnung. Dies könnte die Anreise der Deutschland-Legionäre erschweren.

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