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Foda wehrt sich energisch gegen ÖFB-Probleme

Teamchef nimmt zu diversen Debatten Stellung - teils sehr energisch:

Foda wehrt sich energisch gegen ÖFB-Probleme Foto: © GEPA

"Ich sehe positiv in die Zukunft, auch wenn es im Moment vielleicht nicht ganz so ausschaut."

Nach dem erfolgreichen Start in seine Amtszeit als ÖFB-Teamchef ist Franco Foda ziemlich genau ein Jahr nach seinem Einstand erstmals in die Defensive geraten.

Der Gruppensieg in der Nations League wurde gegen Bosnien-Herzegowina klar verpasst. Anstatt von Siegesserien, schönen Treffern oder geglückter Variabilität stehen Themen wie Torflaute, der notwendige Findungsprozess oder mögliche Überforderungung durch die Flexibilität, die immer wieder andere Systeme und teils ungewohnte Positionen mit sich bringt, an der Tagesordnung.

Nach der Nullnummer gegen Bosnien lautete eine Mutmaßung aus Spielerkreisen etwa, dass der eine oder andere Akteur vielleicht eine mentale Blockade haben könnte. Eine Begründung, mit der Foda wenig anfangen kann.

Foda: "Es gibt doch keinen Druck!"

"Man redet immer wieder von Druck. Aber es gibt doch keinen Druck!", stellt der 52-Jährige energisch klar und erläutert ebenso energisch seinen psychologischen Ansatz:

"Ich sage es den Spielern immer wieder: Sie müssen einfach so spielen, wie sie trainieren. Einfach befreit aufspielen! Denn: Was ist Druck?! Druck ist im Leben doch, wenn es in der Familie Krankheiten gibt, wenn es den Menschen schlecht geht, wenn es um Leben geht. Dann hast du Druck! Aber doch net im Fußball!! Das ist der schönste Beruf der Welt! Jeder einzelne Spieler, ich früher ja auch, hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Was gibt es Schöneres? So befreit müssen wir einfach aufspielen. Es gibt auch keinen Grund, irgendwie an sich zu zweifeln. Gar keinen Grund!"

Eine Argumentation, der man getrost folgen kann. Stellt sich bloß die Frage: Warum äußert sich das dann nicht am Spielfeld?

"Es äußert sich schon!", widerspricht Foda, "aber nur in gewissen Phasen. Wenn du in Führung gehst, ist es zum Beispiel ein Dosenöffner. Wie gegen Deutschland nach dem 1:1 - auf einmal haben die gespielt! Aber das muss für uns selbstverständlich sein, dass wir von Anfang an so in ein Spiel reingehen. Das müssen die Spieler einfach verinnerlichen."

Flammendes Plädoyer für seine Mannschaft

Genau diese Konstanz über 90 Minuten vermisst der frühere Sturm-Coach. Gegen Bosnien war es maximal eine akzeptable Halbzeit, vor der Pause wirkte die ÖFB-Elf gehemmt. Foda besteht jedoch so gesehen auf eine detailliertere Beurteilung.

"Wir müssen es einfach schaffen, dass wir das, was wir in der zweiten Halbzeit gezeigt haben, über 90 Minuten zeigen. Auch in den guten Spielen ist das nicht gelungen, auch gegen Deutschland haben wir nicht über 90 Minuten top gespielt - da waren es 60 Minuten. Wir müssen das einfach schaffen! Und das traue ich den Spielern zu! Ich glaube daran! Weil ich es im Training sehe!"

Franco Foda

"Ich habe irgendwo gelesen, wir haben keine Spielfreude, keine Spielideen", ärgert sich der Deutsche, "aber wenn wir die zweite Halbzeit gegen Bosnien hernehmen: Da war für mich schon Freude zu erkennen. Da habe ich eine Mannschaft gesehen, die das Spiel unbedingt gewinnen will. Wir hatten unsere Möglichkeiten. Und wir dürfen nie vergessen: Wir habe gegen Bosnien gespielt! Deren Teamchef Robert Prosinecki sagt auch, sie hätten eine richtig tolle Mannschaft, in der viele Spieler in sehr guten Mannschaften spielen. Aber: Wir müssen es einfach schaffen, dass wir das, was wir in der zweiten Halbzeit gezeigt haben, über 90 Minuten zeigen. Auch in den guten Spielen ist das nicht gelungen, auch gegen Deutschland haben wir nicht über 90 Minuten top gespielt - da waren es 60 Minuten. Wir müssen das einfach schaffen! Und das traue ich den Spielern zu! Ich glaube daran! Weil ich es im Training sehe!"

Ein flammendes Plädoyer eines Trainers, der trotz der Rückschläge an seine Mannschaft glaubt und der auch nicht glauben will, dass bei anderen Problemfeldern keine Besserung eintreten wird. Zum Beispiel bei der inzwischen notorischen Torflaute. In den letzten vier Länderspielen gelang bekanntlich nur ein Tor.

"Ich glaube, die Spieler sollten sich nicht zu viel mit diesem Thema beschäftigen", betont Foda, "es wird wieder kommen! Ich bin überzeugt! Und wir haben auch kein Stürmer-Problem. Wir sind gut aufgestellt und werden hart arbeiten."

Kurzfristige Umstellungen

Auf den von Kapitän Julian Baumgartlinger ins Treffen geführten Findungsprozess angesprochen, wiederholt der Teamchef seine These, dass man "auf dem richtigen Weg" sei, argumentiert jedoch, dass bei jedem Lehrgang wichtige Spieler gefehlt hätten, diesmal Sebastian Prödl, Guido Burgstaller, Marcel Sabitzer und Florian Grillitsch.

"Das sind Spieler, die wichtig sind für unser Team und insofern musst du dann halt immer wieder gewisse Dinge verändern, weil du einen Plan hattest, und dann musst du kurzfristig wieder umstellen."

Dieser adaptierte Plan ging gegen Bosnien bekanntlich nicht auf, womit wir beim Thema Flexibilität wären. Dass selbige eine wichtige Weiterentwicklung darstellt, kann man wohl außer Streit stellen.

Das Beispiel Schöpf

"Klar, einige Spieler spielen in ihren Vereine eine andere Position. Klar haben wir wenig Zeit. Das ist mir alles bewusst. Trotz allem ist es ja so, dass du immer etwas versuchen musst - und durch die Ausfälle ist es so, dass ein Spieler vielleicht einmal auf einer anderen Position spielt als im Verein."

Franco Foda

Ob er jedoch versteht, dass sich mancher Spieler schwer tut, wenn er kurzfristig eine ungewohnte Position einnehmen muss, die er im Training vielleicht auch nur einmal proben konnte?

"Ja, natürlich ist das nicht einfach", meint Foda und kommt auf eines der besten Beispiele aus dem Bosnien-Spiel zu sprechen, nämlich Alessandro Schöpf, der am linken Flügel nominiert wurde und eine blasse Leistung bot:

"Nehmen wir das Beispiel Schöpf. Auf Schalke spielen sie eine Dreierkette und 'Schöpfi' spielt oft auf der linken Seite. Ich habe ihn ebenfalls links spielen lassen, aber in einer eher offensiveren Rolle. Klar, einige Spieler spielen in ihren Vereine eine andere Position. Klar haben wir wenig Zeit. Das ist mir alles bewusst. Trotz allem ist es ja so, dass du immer etwas versuchen musst - und durch die Ausfälle ist es so, dass ein Spieler vielleicht einmal auf einer anderen Position spielt als im Verein."

Foda: "Ich habe ein gutes Gespür für die Spieler"

Dies kann theoretisch auch beim Nations-League-Abschluss in Nordirland der Fall sein, da Foda die eine oder andere Umstellung überlegt oder angesichts der Knieprobleme von Marko Arnautovic auch vornehmen muss.

Dies ändert jedoch ebenso wenig daran, dass der Teamchef in Belfast unbedingt gewinnen will wie der Umstand, dass in der Nations-League-Gruppe bereits alle Würfel gefallen sind und es daher auf dem ersten Blick um wenig geht.

"Es ist das letzte Länderspiel in diesem Jahr, das wollen wir natürlich positiv gestalten. Wir werden alles unternehmen, um dieses Spiel zu gewinnen", verspricht Foda, der tendenziell genau weiß, dass auch dieses Match Einfluss darauf haben wird, wie wohlwollend das Nationalteam und seine Arbeit in der langen Winterpause besprochen werden.

Foda ist davon überzeugt, dass seine Schützlinge diesen Charaktertest bestehen: "Die Mannschaft hat einen guten Teamgeist, ich habe ein gutes Gespür für die Spieler. Wir haben jetzt noch ein wichtiges Spiel. Vielleicht gibt es den einen oder anderen, der glaubt, es geht um nichts mehr. Aber für mich geht es in jedem Spiel darum, dass wir gewinnen wollen. Das muss einfach unsere Mentalität sein. Und jedes Spiel ist extrem wichtig und liefert auch immer wieder Erkenntnisse für den Trainer."

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