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Rapid-Vorwürfe an RB Salzburg und Trainer-Zoff

Rapid fühlt sich benachteiligt. Was lief da zwischen Kühbauer und Marsch?

Rapid-Vorwürfe an RB Salzburg und Trainer-Zoff Foto: © GEPA

Was für eine verrückte Cup-Schlacht in Wien-Hütteldorf!

Dieser 121-minütige Fight zwischen dem SK Rapid und RB Salzburg hatte so ziemlich alles, was man sich von einem Fußball-Kracher wünscht - allerdings noch viel, viel mehr.

Schweiß, Emotion, Ärger, verbale Ausraster und viele Chancen, Kampf und Zittern bis zum Abpfiff. Dazu gesellten sich ein Traumtor von Dominik Szoboszlai, ein Premierentreffer von Koya Kitagawa und die zwei Ausschlüsse von Kapitän Stefan Schwab und Dalibor Velimirovic.

Am Ende hieß es Elf gegen Neun. Den Kampf bis zum Ende konnte man Rapid nicht absprechen, das glücklichere Ende war jedoch nicht auf der Seite der Hütteldorfer - der Todesstoß zum 1:2 (Spielbericht >>>) erfolgte in der 121. Minute.

Neben der überschwappenden Enttäuschung sparte Rapid nach dem Schlusspfiff aber nicht mit Vorwürfen an Salzburg und der Schiedsrichter-Entscheidung.

Besonders brisant wurde es während der Partie und auch danach zwischen den Trainern Didi Kühbauer und Jesse Marsch. Doch was lief zwischen den beiden Streithähnen?

Trainer-Zoff knapp vor der Eskalation

Früh in der Partie entfaltete sich eine emotionsgeladene Stimmung im mit 20.400 Zuschauern (Cup-Rekord!) gut gefüllten Allianz-Stadion.

Das Spiel wurde hart und zweikampfbetont geführt, an den Seitenlinien wurde von Kühbauer und Marsch verbal und wild gestikulierend ein Beitrag von außen geleistet.

Dass das Ganze jedoch beinahe eskalierte, hatte viel mit der Aktion zwischen Antoine Bernede und Stefan Schwab zu tun. Der Salzburger verletzte sich dabei schwer, zog sich einen Schienbeinbruch zu. Es schien, als wollte Schiedsrichter Rene Eisner anfangs keine Gelbe Karte geben, gab sie dann jedoch mit grober Verspätung.

Marsch tobte, weil er ein brutales Foul mit bösem Ausgang monierte, Kühbauer wegen der seiner Meinung nach unverdienten ersten Gelben Karte von Schwab.

Verbales Schreiduell im Kabinengang

Ab diesem Zeitpunkt brannte die Luft, Kühbauer und Marsch gerieten auch verbal aneinander - der Salzburg-Trainer unterstützt von seiner Bank, auch dem Rapid-Trainer stand Assistent Manfred Nastl zur Seite. Der Rapid-Ex-Profi musste sogar zurückgehalten werden, um seinem Gegenüber nicht aus noch näherer Distanz seine Meinung zu sagen.

Das Ganze schaukelte sich auf und sollte nicht die einzige Meinungsverschiedenheit zwischen den beiden bleiben. Auch Gestiken in die andere Richtung waren unübersehbar. So richtig rund ging es dann aber erst nach Spielende im Kabinengang, wo die Szenerie von Klub-Mitarbeitern und Medienvertretern durchaus beobachtet werden konnte.

Die Trainer beschimpften sich, schrien sich an und ließen sich kaum beruhigen. Sogar beim Gang zur gemeinsamen Pressekonferenz schickte Kühbauer seinem Gegenüber nicht ganz nett gemeinte Worte nach und ließ ein "Spü' di ned" folgen.

Bei der folgenden Befragung durch die Journalisten würdigten sich die beiden Streithähne keines Blickes. Eine große Freundschaft bahnt sich da nicht an, möglicherweise sieht man die Situation mit etwas Abstand und weniger Emotion jedoch differenzierter.

Rapid-Vorwürfe an Salzburg-Betreuer und Schiedsrichter

Das Ganze Hin und Her änderte aber nichts daran, dass Rapid eben wegen der bereits erwähnten Szene Salzburg Vorwürfe machte.

"Bernede erwischt Schwab am Schienbein, da kann Schwab nichts dafür. Und erst nach einer Minute Intervention hat dann Schiri Eisner Schwab die Gelbe gegeben. Weil das wäre am Anfang gar kein Thema gewesen. Aber wenn man eineinhalb Minuten interveniert..."

Kühbauers Vorwurf an Salzburgs Marsch

Bernede gegen Schwab, wo der Rapid-Kapitän erstmals Gelb sah - es sollte schlussendlich Folgen haben. Eine Entscheidung, die von grün-weißer Seite nur als Folge der Interventionen von der Salzburg-Bank erfolgt sei.

"Im Fußball sind Fouls dabei. Ich bin der Letzte, der bewusste Fouls unterstützt. Dass sich Bernede beim ersten Foul verletzt, tut mir leid. Aber ich habe es mir jetzt des Öfteren angeschaut. Bernede erwischt Schwab am Schienbein, da kann Schwab nichts dafür. Und erst nach einer Minute Intervention hat dann Schiri Eisner Schwab die Gelbe gegeben. Weil das wäre am Anfang gar kein Thema gewesen. Aber wenn man eineinhalb Minuten interveniert...", kochte bei Kühbauer die Emotion über.

Die Salzburg-Bank reklamierte in dieser Situation heftig, wohl auch schon in der bösen Vorahnung, dass sich Bernede dabei verletzt hat. Allerdings ist nicht bekannt, warum Eisner seine Entscheidung so lange reifen ließ.

"Schiri hat sich von Verletzung und Trainer-Kritik beeinflussen lassen"

Schwab stellte sich nach dem Schlusspfiff, nahm das dumme zweite Foul auf seine Kappe, aber wollte die Verletzung von Bernede und die nicht gerechtfertigte erste Gelbe nicht unkommentiert lassen.

"So ist es leider, die zweite Gelbe ist nicht diskutierbar, da bin ich einfach zu spät. Ich habe den Gegner leider erst gesehen, wie ich gerutscht bin, da konnte ich nicht mehr zurückziehen. Das darf mir natürlich in meiner Rolle und mit meiner Erfahrung nicht passieren. Bei der ersten Gelben tut sich Bernede leider weh. Ich treffe aber mit dem Fuß, mit dem ich auf den Ball gehe, den Gegenspieler nicht. Er schwingt durch, schießt mir den Ball zwischen meine Füße und haut eigentlich dann mit seinem Passbein auf mein Standbein und bricht sich dabei leider das Schienbein. Das tut mir leid für ihn, aber ich glaube nicht, dass da ein Foul von mir da war, das gelbwürdig ist. Der Schiedsrichter hat dann auch lange überlegt. Ich glaube, dass er dann die Gelbe gezückt hat, weil er gesehen hat, dass sich der Spieler verletzt hat", schildert der SCR-Captain seine Sicht der Dinge.

Ob er dies auch auf die Zurufe von der Salzburg-Bank zurückführt? "So ist es mir leider auch vorgekommen, weil es hat eine bis eineinhalb Minuten gedauert, bis er (Anm.: Schiedsrichter Eisner) mir dann schlussendlich die Gelbe gegeben hat. Da hat er sich leider viel beeinflussen lassen, ich glaube, aufgrund der Verletzung und der Kritik vom Trainer und Co. Bitter, weil die erste Gelbe keine war und die zweite ist dann nur meine Geschichte."

Für den Referee war es keine einfache Partie zu pfeifen. Für gewisse Entscheidungen bekam er von Trainer Didi Kühbauer sogar eine Zustimmung, allerdings nicht für jede.

Zwei Ausschlüsse spielentscheidend - und diskussionswürdig

Der Coach war nicht der Meinung, dass es ein unfaires über überhartes Spiel war. Trotzdem hatte er eine klare Meinung zu den Ausschlüssen:

"Das zweite Foul war natürlich ganz klar Gelb für Schwab, darüber brauchen wir nicht reden. Auch bei Velimirovic waren beide Gelben Karten vertretbar, aber bei der zweiten Gelben Karte war es so, dass davor ein Foul an Maxi Hofmann war, das jeder im Stadion gesehen hat. Die Fouls selbst waren dann Gelbe Karten, keine Frage. Man muss natürlich robust spielen, aber ich bin nicht der Meinung, dass es hart oder brutal war. Das ist halt ein Sport, wo Zweikämpfe dazugehören. Aber übertriebene Härte war kein Thema."

120 Minuten reichen: "Man muss halt dann Fingerspitzengefühl haben"

Auch Kapitän Schwab vermisste so ein bisschen das nötige Feingefühl des Schiedsrichter-Gespanns.

"Es waren viele enge Situationen. Was mich dann stört: Man muss dann halt trotzdem das Fingerspitzengefühl haben. Das Spiel geht schon 120 Minuten. Warum muss ich eine Minute Nachspielzeit geben? Ich habe das Spiel im TV drinnen geschaut, die erste Halbzeit der Verlängerung hat er bei 104:55 Minuten abgepfiffen. Und unsere Mannschaft ist eigentlich eine sehr faire Mannschaft - wir haben nicht zeitverzögert, wir haben den Ball im Spiel gehalten, haben beim Abstoß nicht jedes Mal eine Minute gebraucht. Natürlich war dann ein Wechsel, aber 120 Minuten in einem Fußballspiel mit zwei Mann weniger reicht dann auch, da kann man schon mal abpfeifen."

Das ausgerechnet in diesen fehlenden 20 Sekunden auf die vollen 121 Minuten der Siegtreffer der Salzburger fällt, war zu diesem Zeitpunkt nicht abzusehen.

Rapids Kampf in Unterzahl wurde nicht belohnt. Die Enttäuschung sprach aus jedem Einzelnen, an den Vorwürfen hielten die Beteiligten aber fest. Spannend wird es auch, wie sich Kühbauer und Marsch beim nächsten Aufeinandertreffen begegnen werden.

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