In der Nacht auf Freitag ging eine so turbulente wie lange Saison des FC Salzburg zu Ende.
Es war eine Saison voller Rückschläge und Misserfolge, aber auch eine, die mit einem absoluten Highlight endete.
Die "Bullen" durften aufgrund ihrer Champions-League-Leistungen der Vorjahre an der neuen Mega-Klub-WM der FIFA teilnehmen und hätten dort beinahe ein kleines Sommermärchen geschrieben.
Nach einem Sieg über den Vorjahressieger der mittel- und zentralamerikanischen Champions League, CF Pachuca, und einem Remis gegen die 500-Millionen-Truppe von Al-Hilal war den Salzburgern in der Gruppenphase einzig Real Madrid eine Nummer zu groß (Spielbericht>>>).
Man sei natürlich traurig und enttäuscht ob des Ausscheidens, erklärt Salzburg-Coach Thomas Letsch bei "DAZN", insgesamt überwiege aber der Stolz über das Geleistete: "Wir können erhobenen Hauptes heimfliegen. Im Gesamten haben wir ein gutes Turnier gemacht."
Zu passiv in Halbzeit eins
Für Letsch schloss sich in der Nacht auf Freitag ein kleiner Kreis. Sein Pflichtspiel-Debüt an der Salzburger Seitenlinie gab er Anfang des Jahres ebenfalls gegen Real Madrid. Im Bernabeu verloren die "Bullen" damals am siebten Champions-League-Spieltag mit 1:5.
Wie im Jänner konnte Österreichs Vizemeister jenen aus Spanien auch diesmal phasenweise vor Probleme stellen. Immer, wenn Real etwas nachließ und die Salzburger mutig agierten, gelang es ihnen, für Gefahr zu sorgen.
Der Mut fehlte den "Bullen" allerdings diesmal über weite Strecken der ersten Halbzeit noch. "In der ersten Hälfte waren wir zu passiv und nicht mutig genug, um sie hoch zu attackieren. In Ballbesitz haben wir die Bälle zu schnell verloren", moniert Letsch.
"Haben eine wirklich tolle zweite Halbzeit gespielt"
Die Folge war, dass Real zur Pause bereits mit 2:0 führte. Vinicius Junior ließ zwei Mal seine Klasse aufblitzen, erzielte den ersten Treffer selbst und bereitete den zweiten klug vor.
Das 2:0 fiel unmittelbar vor dem Pausenpfiff und noch dazu nach einem Fehler von Salzburg-Mittelfeldmann Mamady Diambou. "Das zweite Gegentor war dumm von unserer Seite", ärgert sich Letsch entsprechend.
Umso bemerkenswerter sei der Auftritt seiner Mannschaft nach Wiederanpfiff gewesen: "Wenn du mit 0:2 reingehst, ist es natürlich schwierig. Aber wir haben eine wirklich tolle zweite Halbzeit gespielt."
Die Sache mit der Chancenverwertung
"Real hat uns heute gezeigt, was Qualität im Abschluss bedeutet."
Angeführt von den beiden zur Pause eingewechselten Dänen Adam Daghim und Maurits Kjaergaard war Salzburg nach der Pause die aktivere und auch gefährlichere Mannschaft. Einzig die Entscheidungsfindung in den entscheidenden Momenten haute nicht immer hin.
Während die "Bullen" aus mehreren Möglichkeiten in Halbzeit zwei kein Tor machten, reichte Real ein Konter für einen dritten Treffer. "Real hat uns heute gezeigt, was Qualität im Abschluss bedeutet", so Letsch.
Auf der Klub-Homepage ergänzt er: "Die Fakten sind, dass wir heute ein Spiel verloren haben, das eigentlich niemals 0:3 ausgehen darf."
Dazu passend die Expected-Goals-Wertung zum Spiel - Salzburg: 1,14, Real Madrid: 1,69.
Dass die "Bullen" Schwächen in der Chancenverwertung haben, ist nicht zwingend eine neue Erkenntnis, aber eine, die in den Klub-WM-Spielen gegen Al-Hilal und Real - insgesamt blieb Österreichs Vertreter in diesen beiden Partien 2,2 Tore hinter der Erwartung zurück - nochmal in den Fokus gerückt ist. Womöglich reagiert man darauf nochmal am Transfermarkt.
Der Stolz wird überwiegen
Eine weitere Erkenntnis ist, dass das hohe Pressing auch gegen internationale Spitzenvereine funktioniert bzw. funktionieren kann, wenn alle an einem Strang ziehen.
"Wir können viel mitnehmen. Alleine, wenn wir das heutige Spiel anschauen: Wenn wir mutig sind, wenn wir hoch attackieren und in Ballbesitz ruhig bleiben, ist es möglich, gegen Real Madrid Chancen zu kreieren. Wir hatten viele hohe Ballgewinne und gute Chancen, dann geht es nur mehr um den Abschluss", weiß Letsch.
Es sei wichtig, das Wissen um diese Stärken mit nach Österreich zu nehmen, "auch wenn es momentan schwer fällt, nach vorne zu blicken", so der Deutsche.
Dennoch ist er sich sicher: "In ein paar Tagen sind wir stolz auf das, was wir geleistet haben. Jeder, der unsere Spiele geschaut hat, hat gesehen, was für ein Team wir sind."
"Eine Mannschaft wächst neu zusammen"
Die Salzburger haben vor allem gezeigt, dass sie überhaupt wieder ein Team sind. Sowohl auf als auch neben dem Platz wirkte das Mannschaftsgefüge deutlich harmonischer als noch vor wenigen Monaten.
Vor und während des Turniers wurden bewusst viele gemeinschaftliche Ausflüge unternommen - etwa wurde mannschaftlich dem Klub-WM-Spiel zwischen Palmeiras und dem FC Porto im MetLife Stadium beigewohnt oder Sightseeing-Touren in New York City und Washington D.C. gebucht.
Dies passierte freilich aus gutem Grund, war es doch speziell Sportchef Rouven Schröder besonders wichtig, wieder eine echte Einheit auf dem Platz stehen zu haben. "Wir können super viel daraus mitnehmen, eine Mannschaft wächst hier neu zusammen, wir als Gruppe wachsen neu zusammen, und das ist ein ganz wichtiges Zeichen!", freut sich der Deutsche nach WM-Ende.
Der Grundstein für eine erfolgreiche neue Saison sei gelegt: "Wir freuen uns auf das, was kommt."