In der Serie "Das Tor zur Welt" nehmen wir internationale Fußball-Klubs und ihre Geschichten genau unter die Lupe. Wir beleuchten die Hintergründe, die in der schnellen, täglichen Berichterstattung gerne untergehen.
Von Aston Villa und Benfica Lissabon über Europas größten Fußballklub IF Brommapojkarna, den Fan-Verein CS Lebowski bis hin zum von Kinder gegründeten Vikingur Reykjavik haben wir schon einige interessante Klubs porträtiert. Hier kannst du alle nachlesen >>>
In dieser Ausgabe geht es um den ältesten mexikanischen Verein in der Primera División und Gegner von Red Bull Salzburg bei der anstehenden Klub-WM: der siebenfache mexikanische Meister CF Pachuca.
Mexikanischer Traditionsklub aus Hidalgo

Am 14. Juni startete die Klub-Weltmeisterschaft in den USA. Einer der fünf Vertreter von der nord- und mittelamerikanischen Fußballkonföderation CONCACAF ist CF Pachuca.
Qualifizieren konnte sich der mexikanische Traditionsklub durch den Gewinn des CONCACAF Champions-Cups.
In dem Spiel am 1. Juni 2024 konnte man Columbus Crew 3:0 besiegen. Spieler des Tages war Ex-Newcastle- und Everton-Stürmer Salomon Rondon, der zwei Tore beisteuerte und den Titelgewinn perfekt machte.
In Gruppe H wartet auf Pachuca nun ein echtes Hammerlos: Unter anderem trifft der mexikanische Traditionsklub auf Real Madrid - mit Superstars wie Kylian Mbappé, Luka Modrić und Jude Bellingham. Ebenfalls in der Gruppe: der österreichische Vertreter aus Salzburg sowie das saudische Topteam Al-Hilal - mit Neo-Trainer Simone Inzaghi.
Team von englischen Bergmännern gegründet
Der Club de Fútbol Pachuca stammt aus der gleichnamigen Hauptstadt des mexikanischen Bundesstaates Hidalgo. Die 256.000-Einwohnerstadt wurde 1438 nach Christus als Patlachihuacá von den Azteken gegründet. Der Verein CF Pachuca, der 1892 von englischen Techniker und Bergmänner der Gesellschaft "Real del Monte y Pachuca" ins Leben gerufen wurde, ist der älteste Klub der mexikanischen Primera División.
Pachuca nahm als Gründungsmitglied 1902 in der ersten mexikanischen Liga teil und nahm einen wichtigen Part ein bei der Etablierung des organisierten Fußballs in Mexiko.
In den Anfangsjahren war die Mannschaft ausschließlich mit britischen Spielern besetzt. Erst 1908 fanden erstmals mexikanische Spieler ihren Weg ins Team – und bereits 1915 bestand die Formation fast vollständig aus Einheimischen. Die ersten Erfolge feierte der mexikanische Traditionsklub bereits 1905 mit dem Gewinn der nationalen Meisterschaft in der Primera Fuerza - der damaligen höchsten Spielklasse Mexikos.
Erfolgreiche Anfangszeit
Auch in den Jahren 1918 und 1920 konnte man diesen Erfolg wiederholen. Es sollte der letzte Titel bis ins Jahr 1999 sein: Denn in Folge der mexikanischen Revolution löste sich der Verein auf. Viele der Klubgründer verließen die Region und Spieler mussten vermehrt aus beruflichen Gründen nach Mexiko City übersiedeln und konnten nicht mehr für Pachuca auflaufen.
Der Verein stand über 30 Jahre still und das Team trat zu keinen Spielen mehr an. Erst mit Einführung einer zweiten Liga wurde der Verein wiederbelebt und trat als CF Pachuca an. Seit der Saison 1998/99 spielt der Verein wieder dauerhaft in der ersten Liga.

Seitdem gewann der Verein sieben nationale Meistertitel, sechs Mal den CONCACAF Champions Cup und ein Mal die Copa Sudamericana. Zu den bekanntesten aktiven Spielern zählen der schon erwähnte Salomon Rondon und Oussamma Idrissi. Letzterer spielte in Europa unter anderem für Sevilla, Ajax Amsterdam und Alkmaar.
Spitzname "Taschenratten"
Der Spitzname des Teams - "Los Tuzos" - hat seinen Ursprung in einem Tier, das eng mit der Region rund um Pachuca im Bundesstaat Hidalgo verbunden ist: die Taschenratte.
Diese kleinen Nagetiere, lokal auch "Tuzos" genannt, leben in unterirdischen Tunnelsystemen und gelten als besonders geschickte Gräber – eine Eigenschaft, die sie mit den Minenarbeitern und Bergmännern teilen, welche die Geschichte der Stadt über Jahrhunderte geprägt haben.
Pachuca war lange Zeit ein Zentrum des Silberbergbaus, und in dieser historischen Verbindung zwischen unterirdischem Arbeiten und lokaler Identität wurde das Tier zum Sinnbild für die Bevölkerung – und schließlich auch für den Fußballverein.
Der Spitzname "Los Tuzos" steht heute symbolisch für Bodenständigkeit, Zähigkeit und harte Arbeit – Eigenschaften, mit denen sich nicht nur die Stadt, sondern auch der Klub identifiziert. Passend dazu tritt der Verein mit einem freundlich wirkenden Tuzo als Maskottchen auf, das diese Werte auf sympathische Weise verkörpert.

Heimstätte nach Nationalheld benannt
Die Heimspielstätte des CF Pachuca ist das Estadio Hidalgo. Mit einem Fassungsvermögen von rund 30.000 Zuschauern gehört es zwar nicht zu den größten Stadien des Landes, genießt jedoch den Ruf einer besonders stimmungsvollen Arena – weshalb es auch den Spitznamen "El Huracán" trägt.
Benannt ist das Stadion nach dem mexikanischen Unabhängigkeitskämpfer Miguel Hidalgo y Costilla, einem der bedeutendsten Nationalhelden des Landes. Er war ein mexikanischer Priester und gilt als eine der wichtigsten Figuren im Unabhängigkeitskampf Mexikos gegen die spanische Kolonialherrschaft. In Folge seines Kampfes wurde er von einem spanischen Erschießungskommando hingerichtet.
Ihm zu Ehren wird seit 1824 am 16. September der Nationalfeiertag Mexikos gefeiert.
Kontroverse um Eigentümerstreit
Nun darf sich der älteste Verein Mexikos auch bei der neugebauten Klub-WM präsentieren - allerdings war der Klub im Vorfeld des Turniers auch in eine Kontroverse verwickelt, der im Ausschluss eines anderen mexikanischen Klubs gipfelte.
Club León hätte sich eigentlich auch fürs Turnier qualifiziert, muss nun aber zuschauen. Die FIFA schloss den Klub, der ebenfalls zur Grupo Pachuca gehört, aus dem Wettbewerb aus, da die Gruppe um Besitzer José de Jesús Martínez Patino gegen die FIFA-Regel der Mehrfachbeteiligung verstößt. Pachuca darf hingegen antreten.
Ein Einspruch beim Internationalen Sportgerichtshof blieb erfolglos. Auf der Plattform X kritisierte Club Leon das Urteil als "sehr hart" und warf den Verantwortlichen vor, "von Anfang an kein sportliches Prinzip" verfolgt zu haben. Der Beschluss verstoße "gegen den Geist des fairen Wettbewerbs", man sei zweifellos ein "unabhängiges, eigenständiges und souveränes Team".
Der freigewordene Platz wurde in einem Entscheidungsspiel an den Los Angeles FC vergeben.

Ziel ist der Titel
Die Klub-Weltmeisterschaft bedeutet für den CF Pachuca nicht nur sportlich eine große Bühne – sie ist auch emotionaler Höhepunkt für viele Spieler.
"Wenn wir gewinnen, werde ich aufhören", kündigte Offensivmann Oussama Idrissi an und machte damit klar, welche Bedeutung er dem Turnier beimisst. Für Außenbahnspieler Kenedy steht fest: "Diese Erfahrung wird mein Leben bereichern."
Vor allem, wenn es dann gegen einen Gegner wie Real Madrid geht, bringt es Kenedy auf den Punkt: "Gegen Real zu spielen, wird ein unglaubliches Gefühl sein."
Pachuca reist als Außenseiter an – aber mit Stolz, Geschichte und großer Motivation.