news

Kein Interesse? Wie die Klub-WM in den USA gesehen wird

LAOLA1 hat vor Start der Klub-WM vier österreichische Fußballer in den USA zum Stellenwert ihres Sports in ihrer Wahlheimat befragt:

Kein Interesse? Wie die Klub-WM in den USA gesehen wird

Dass am heutigen Samstag eine Fußball-Weltmeisterschaft beginnt, ist zumindest hierzulande noch nicht so wirklich zu spüren.

Die neuartige FIFA Klub-WM, immerhin die erste WM im Erwachsenenbereich mit einem rot-weiß-roten Teilnehmer seit 27 Jahren, spielt in der breiten Öffentlichkeit Österreichs und, soweit man es mitbekommt, auch der des Rests von Europa kaum eine Rolle.

Doch wie sieht es im Land des Veranstalters aus? LAOLA1 hat sich mit vier in den Vereinigten Staaten von Amerika lebenden österreichischen Kickern über die neue Mega-Klub-WM sowie den Stellenwert des Fußballs in den USA allgemein unterhalten:

Foto: © GEPA

Hannes Wolf (26): Spielt momentan als Profi in der Major League Soccer beim New York City FC. Der Grazer wurde beim FC Red Bull Salzburg ausgebildet und war insgesamt vier Jahre in der Deutschen Bundesliga tätig.


Foto: © GEPA

Fabian Vyhnalek (24): Absolviert momentan ein Bachelor-Studium (Sport Management) an der Lynn University in Boca Raton, Florida, und spielt bei seinem Uni-Team, den Lynn Fighting Knights, College-Fußball. Für den SV Horn war der Niederösterreicher 26 Mal in der ADMIRAL 2. Liga im Einsatz.


Foto: © GEPA

Sebastian Zettl (23): Ist Bachelor-Student der Betriebswirtschaft an der Florida Atlantic University in Boca Raton, Florida, und gleichzeitig Kapitän seines Uni-Teams, den Florida Atlantic Owls. Für seinen Ausbildungsklub, den SK Sturm, lief er drei Mal in der ADMIRAL Bundesliga auf.


Foto: © GEPA

Paul Sarac (23): Steht am Beginn eines PhD-Studiums der Sportwissenschaften an der Old Dominion University in Norfolk, Virginia, und war bis vor Kurzem in seinem Uni-Team, den Old Dominion Monarchs, aktiv. In Diensten der Kapfenberger SV absolvierte der Steirer 20 Spiele in Österreichs zweithöchster Spielklasse.

"Ein großer Unterschied zu einem Super Bowl"

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass auch in den USA mit Sicherheit noch nicht der ganz große Hype um die Klub-WM ausgebrochen ist – wenngleich diese Aussage in einem flächenmäßig dermaßen großen Land nicht so pauschal zu treffen ist.

So hat Fabian Vyhnalek durchaus eine gewisse Vorfreude auf das Turnier mitbekommen, da sich Manchester City am Campus seiner Lynn University vorbereitet. Ihm haben schon US-amerikanische Professoren, die normalerweise überhaupt nichts mit Fußball zu tun haben, ihr Bedürfnis mitgeteilt, zu einem der Spiele zu gehen.

Sebastian Zettl, der in Boca Raton quasi Vyhnaleks Nachbar ist, hätte sich hingegen "ein bisschen mehr vorgestellt. Es ist nicht so groß, aber der Hype wird anfangen, wenn die Spiele dann beginnen", schätzt der Steirer.

Mehr als 1.000 Kilometer weiter nördlich befindet sich das Campus-Gelände von Paul Sarac. Dort bekomme man "nicht wirklich etwas mit. Es ist ein großer Unterschied zu einem Super Bowl, zum Beispiel".

Schleppender Ticketverkauf? "Der Amerikaner kauft Tickets später"

Nochmal ein wenig weiter nördlich ist Hannes Wolf zuhause. Auch in New York City sei vom anstehenden Großturnier wenig zu bemerken.

Dem Umstand, dass die Ticketverkäufe dem Vernehmen nach schleppend laufen, will der dreifache österreichische Meister aber nicht allzu viel Bedeutung beimessen: "Ich glaube, dass der Amerikaner Tickets etwas später kauft. Selbst wenn ich zur NBA gehe, kaufe ich die Tickets manchmal erst vier Stunden vorher."

Im Hard Rock Stadium in Miami werden Messi und Co. die Klub-WM eröffnen
Foto: © getty

Wie schwer sich die FIFA tatsächlich tut, Tickets zu verkaufen, ist nicht ganz klar zu bestimmen, da es keine offiziellen Verkaufszahlen gibt.

Maßnahmen wie die Verkaufssperre einzelner Sektoren, um im TV künstlich für vollere Ränge zu sorgen – unter anderem sind die beiden Salzburg-Spiele gegen Pachuca und Al-Hilal davon betroffen – oder das Verschenken von Tickets für das Auftaktspiel in Miami lassen allerdings Schlimmes erahnen.

Trotz Messi-Hype! Fußball weiterhin nur die Nummer vier in den USA

Besagtes Auftaktspiel findet nicht nur in Miami, sondern auch mit Beteiligung von Inter Miami und damit Lionel Messi statt.

Dieser ist unter den Mitgliedern der hispanischen Minderheit Floridas, die über ein Viertel der Gesamtbevölkerung des Bundesstaats ausmacht, "ein echter Gott", erzählt Vynhalek.

"Der Hype ist schon krank, du siehst jeden Tag Leute mit Messi-Trikot herumlaufen", ergänzt Zettl.

Durch den Messi-Transfer vor zwei Jahren habe der Fußball in den USA nochmal einen deutlichen höheren Stellenwert erlangt – nicht nur unter den Hispanics, deren Lieblingssport von Haus aus der Fußball sei.

In der Gesamtbevölkerung nimmt der Fußball hinter American Football, Basketball und auch Baseball allerdings nach wie vor nur Rang vier der populärsten Sportarten ein.

"Die WM kann viel bewirken"

"In Städten wie New York ist das nicht so leicht, weil du so viele verschiedene Sportarten hast. Zwischen Yankees, Knicks und anderen ist es nicht so einfach, dass sich der Fußball etabliert", schildert Wolf.

"Eigentlich muss es irgendwann riesig werden, weil das Land gibt alles dafür her."

Hannes Wolf über den Fußball in den USA

Gleichzeitig hat auch der Grazer schon gesagt bekommen, dass der Fußball in den Staaten im letzten Jahrzehnt deutlich größer wurde. Für die vollkommene Entfaltung könnte die WM 2026 sorgen: "Die WM kann viel bewirken. Eigentlich muss es irgendwann riesig werden, weil das Land gibt alles dafür her."

Auch Zettl denkt, dass die Fußballeuphorie nächstes Jahr um diese Zeit deutlich mehr zu spüren sein wird als aktuell: "Der Hype für die Weltmeisterschaft ist jetzt schon größer ist als für die Klub-WM. Ich denke, dass die Klub-WM mehr als Antriebspferd für die richtige WM und weniger als eigener Bewerb wahrgenommen wird."

Das zukünftige Standing des Fußballs in den USA wird zu einem gewissen Anteil freilich auch von der Performance der US-Nationalmannschaft beim "Heim"-Turnier – man darf nicht vergessen, dass 2026 auch Kanada und Mexiko offiziell Veranstalter sein werden – abhängen.

USA wird sich bei der Heim-WM "ganz schwer tun"

Hoffnung auf ein weites Vorstoßen geben die jüngsten Leistungen der "Yanks" dabei nicht zwingend.

Bei der ebenfalls in den USA ausgetragenen Copa America 2024 scheiterte man bereits in der Vorrunde; bei den CONCACAF Nations League Finals im März dieses Jahres unterlag man trotz zahlreicher Legionäre in europäischen Top-Ligen und einem Weltklasse-Coach wie Mauricio Pochettino an der Seitenlinie sowohl Panama als auch Kanada und wurde nur Vierter.

Mit Mauricio Pochettino hätten die "Yanks" einen Weltklasse-Coach als Teamchef
Foto: © getty

Nach solchen Ergebnissen oder jenem von letztem Mittwoch, einem mit 0:4 verlorenen Testspiel gegen die Schweiz, "denken sich die Leute natürlich: 'Wie wollen wir da überhaupt irgendwas reißen?' Die werden jetzt nochmal richtig in den Arsch getreten bekommen von der amerikanischen Öffentlichkeit", glaubt Zettl an ein in einem Jahr deutlich verbessertes US-Nationalteam.

Sarac hingegen befürchtet, dass die WM 2026 etwas zu früh kommen könnte: "Die USA wird sich ganz schwer tun. Ich glaube nicht, dass die Mannschaft schon dort ist, wo sie sein könnte und hoffentlich in naher Zukunft auch sein wird."

Bleibt es politisch ruhig?

Viel wichtiger als sportliche Kräfteverhältnisse während der Weltmeisterschaft sind freilich die politischen Begleitumstände.

Kann US-Präsident Trump die politischen Unruhen in seinem Land vom Fußball fernhalten?
Foto: © getty

Momentan erscheint es ob der aktuellen Ereignisse innerhalb der USA und ihrer schlechten Beziehungen zu den anderen beiden Gastgeber-Ländern nicht als gesichert, dass das Fußballfest ohne gefährdende Nebengeräusche über die Bühne gehen kann.

Alle Gesprächspartner hoffen diesbezüglich auf die verbindende Kraft des Fußballs.

"Wir sehen immer und immer wieder, wie so ein großes Sportevent verbinden und welch heilende Wirkung es haben kann. Man hat in Deutschland gesehen, wie bei der Europameisterschaft alle zusammengekommen sind und alle negativen Sachen in den Hintergrund gerückt sind", bringt Zettl den Grundtenor auf den Punkt.

Und Wolf wünscht sich: "Es gibt natürlich auch Schattenseiten, aber ich finde, die USA sind ein richtig schönes Land, das immer einen Besuch wert ist - speziell für eine Weltmeisterschaft. Ich hoffe, die Leute können hier zusammenkommen und ein riesiges und friedliches Fest erleben."


Klub-WM 2025: In diesen 12 Stadien in den USA wird gespielt

Kommentare