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Wende! Richterin im Maradona-Prozess tritt zurück

Weil sie ohne dem Wissen ihrer Kollegen eine Doku gedreht haben soll, tritt die Richterin nun zurück. Damit könnte der Prozess neu aufgerollt werden.

Wende! Richterin im Maradona-Prozess tritt zurück Foto: © getty

Wegen Befangenheitsvorwürfen hat sich eine Richterin im Verfahren um den Tod der argentinischen Fußballlegende Diego Maradona aus dem Prozess zurückgezogen.

Julieta Makintach soll mit einer Produktionsfirma ohne Genehmigung und Wissen ihrer Kollegen eine TV-Dokumentation über den Fall gedreht haben. Die Anwälte der Angeklagten, der Nebenkläger und die Staatsanwaltschaft hatten der Richterin Befangenheit vorgeworfen und gefordert, dass sie den Fall niederlegt.

Makintach wies die Vorwürfe zwar zurück, verzichtete allerdings auf ihre weitere Mitarbeit in dem Verfahren. "Nach dem Antrag aller Parteien habe ich keine andere Wahl, als die Ablehnung zu akzeptieren", sagte sie laut einem Bericht der Zeitung "La Nación". "Ich hoffe, dass der Prozess ohne mich weitergehen kann." Bisher wurde das Verfahren von drei Richtern geführt. Nun muss geprüft werden, ob der Prozess abgebrochen und neu aufgerollt werden muss.

Neustart im kommenden Jahr angedacht

"Sie hat nicht wie eine Richterin, sondern wie eine Schauspielerin gehandelt", warf der Anwalt von Maradonas Töchtern Makintach vor. Der Anwalt von Maradonas früherer Lebensgefährtin Veronica Ojeda, Mario Baudry, erklärte, der Prozess sei durch Makintachs Verhalten "kompromittiert" worden. Es sei daher "das Gesündeste, neu zu starten von Anfang an". Als denkbaren Termin für einen solchen Neustart des Prozesses nannte er Jänner kommenden Jahres.

Der Strafrechtler Adrián Tenca von der Universität Buenos Aires sagte: "Der Prozess kann nicht fortgesetzt werden, er muss für ungültig erklärt werden, auch wenn es eine Schande für Maradona, seine Schwestern, seine Töchter und alle Argentinier ist, die echte Gerechtigkeit wollen."

Tod nach Hirn-OP vor fünf Jahren

Maradona war am 25. November 2020 im Alter von 60 Jahren an einem Herzanfall und einem Lungenödem gestorben, nachdem er sich nach einer Hirn-OP nicht länger im Krankenhaus, sondern in einer angemieteten Wohnung in einer schicken Gegend nördlich von Buenos Aires hatte pflegen lassen.

Die Staatsanwaltschaft wirft seinen dortigen Ärzten und Pflegern vor, ihn mangelhaft betreut und damit seinen Tod in Kauf genommen zu haben. Maradonas Tochter Gianinna beschuldigte die Angeklagten, sie hätten ihren Vater in einem "dunklen, hässlichen und einsamen" Ort untergebracht und seien mehr an der Bezahlung als an seinem Wohlergehen interessiert gewesen.

Der Prozess in San Isidro, einem Vorort der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires, hatte am 11. März begonnen. Seitdem gab es in dem auf vier Monate angesetzten Verfahren in der Regel zwei Sitzungen pro Woche. Bei einer Verurteilung drohen den sieben Angeklagten acht bis 25 Jahre Haft.


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