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Junge Meistertrainer: Die "Vorgänger" von Jaissle

Prohaskas Coup, das Goldtor eines Trainers und eine wüste Treterei mit Maradona.

Junge Meistertrainer: Die Foto: © getty

Anfang April wurde Matthias Jaissle 34 Jahre alt.

Am Sonntag hat der Trainer des FC Red Bull Salzburg die Gelegenheit, österreichische Fußball-Geschichte zu schreiben.

Seit 1946 hielt der Rekord des jüngsten Meistertrainers der Nachkriegsgeschichte, in dieser Saison wird er vom Trainer des Serienmeisters unterboten werden - vielleicht schon am Sonntag. Wenn die Mozartstädter ihr Auswärtsspiel gegen die Wiener Austria gewinnen und anschließend der SK Rapid den SK Sturm besiegt, steht Salzburg bereits als neuer, alter Meister fest.

Mit dem ebenfalls 34-jährigen Bayern-Trainer Julian Nagelsmann schickt sich auch in der deutschen Bundesliga ein Coach in noch jungen Jahren an, den Meistertitel abzustauben - wenngleich nicht als Jüngster aller Zeiten.

Jaissle und Nagelsmann offenbaren einen gewissen Trend zum jungen Erfolgscoach. In der Fußball-Geschichte stehen sie damit jedoch nicht alleine da.

LAOLA1 hat sich neben Österreich und Deutschland auch die Historie in den Top-Ligen Englands, Spaniens und Italiens angesehen - teilweise sind es große Namen, die bereits früh zugeschlagen haben.

Dies ist jedoch ausdrücklich keine Geschichte der Rekordhalter, der Fokus liegt vielmehr auf der Phase ab 1945. Als der Fußball davor noch in den Kinderschuhen steckte und auch der Trainerjob mitunter noch anders interpretiert wurde, finden sich - vor allem in Italien - noch zahlreiche jüngere Meistertrainer.

ÖSTERREICH:

ÖSTERREICH:
Prohaska darf sich 1991 feiern lassen

Seit 1946 hielt Hans Pesser den Rekord des jüngsten Meistertrainers in Österreichs Nachkriegsgeschichte, nun muss er selbigen abgeben.

34 Jahre und sieben Monate alt war der Wiener damals, als er Rapid zum ersten seiner insgesamt sieben Meistertitel führte - vier Mal triumphierte er mit den Hütteldorfern, zwei Mal mit dem Sportclub, ein Mal mit der Admira.

Nun wird er um einige Monate von Matthias Jaissle unterboten. Es ist insgesamt bereits das 16. Mal seit 1945, dass in Österreich ein Coach vor seinem 40. Geburtstag für einen Meistertitel verantwortlich zeichnet.

Auch Robert Körner (35), Herbert Prohaska (35), Hermann Stessl (37), Otto Baric (38), Max Merkel (38), Thomas Parits (38), Karl Schlechta (39) und Rudolf Nuske (39) jubelten bereits vor dem 40er - und das teils mehrfach (Altersangabe bezieht sich auf den ersten Titel).

Der letzte Meistertrainer in seinen 30ern vor Jaissle ist allerdings schon ein wenig her. Jahrhundert-Fußballer Herbert Prohaska wechselte nahtlos von der Spieler- in die Trainerrolle und führte die Austria 1991 zum Double.

Ein dramatisches 2:2 gegen die Admira nach 0:2-Rückstand reichte, um den FC Tirol unter Anleitung des großen Ernst Happel zu entthronen. Milevskij und Prosenik überwanden den in Überform agierenden Admira-Goalie Wolfgang Knaller und fixierten so den Titel.

1992 verteidigte Prohaska mit den "Veilchen" den Meistertitel.

DEUTSCHLAND:

DEUTSCHLAND:
Sammer wird 2002 mit Dortmund Meister
Foto: © getty

Wer glaubt, der 34-jährige Julian Nagelsmann sei am Weg zum jüngsten Meistertrainer Deutschlands, irrt.

Dieser inoffizielle Titel gebührt Richard Schneider, der Kaiserslautern 1951 im Alter von 31 erstmals zum Titel führte und diesen Coup 1953 wiederholte.

Seit Gründung der deutschen Bundesliga 1963 ist Matthias Sammer der Jüngste.

34 Jahre alt war der Rotschopf, als er Borussia Dortmund 2002 in einem spannenden Liga-Finish dank eines dramatischen 2:1-Sieges gegen Werder am letzten Spieltag zum Titel coachte - mit Ewerthon wechselte Sammer den Siegtorschützen ein.

Dass Sammer so jung BVB-Coach wird, war so nicht unbedingt geplant. Eine schwere Knieverletzung beendete jedoch frühzeitig die Spieler-Karriere des einstigen Weltklasse-Liberos. In Krisenzeiten sprang er gemeinsam mit Udo Lattek beim BVB ein und avancierte 2000 zum alleinigen Chefcoach.

Lattek wiederum war bis dahin der jüngste Meistertrainer der Bundesliga-Ära. 1972 holte er mit den Bayern 37-jährig den ersten seiner insgesamt acht Meistertitel (sechs Mal Bayern, zwei Mal Gladbach).

ENGLAND:

ENGLAND:
Spielertrainer Dalglish schießt Liverpool 1986 selbst zum Titel
Foto: © getty

Seinen ersten englischen Meistertitel mit dem FC Liverpool eroberte Sir Kenny Dalglish 1986 im Alter von 35 Jahren als Spielertrainer. Irgendwie logisch, dass der Coach seine Mitspieler am letzten Spieltag mit seinem Goldtor beim 1:0-Auswärtssieg beim FC Chelsea auch gleich selbst zum Titel schoss.

Bis 1990 gewann Dalglish noch zwei weitere Meistertitel mit den "Reds", 1990 wechselte er sich im letzten Heimspiel 20 Minuten vor Schluss selbst ein – wenn schon feiern, dann richtig und beim einzigen Saison-Einsatz auf dem Platz. Es sollte dann jedoch wirklich das letzte seiner 497 Pflichtspiele für Liverpool sein.

1991 heuerte Dalglish als Trainer beim Zweitligisten Blackburn an und formte das Team zum Premier-League-Champion 1995. Damit ist er einer von drei Coaches, die mit zwei verschiedenen Vereinen englischer Meister wurden.

Ein weiterer ist Brian Clough, der 1972 Außenseiter Derby County erst 37-jährig zum Champion machte – als zweitjüngster englischer Coach der Nachkriegsgeschichte. Den Verein übernahm der extrovertierte Clough ebenso in der zweiten Liga wie später Nottingham Forest, das er zu Meisterschaft und zwei Meistercup-Triumphen führen sollte.

Im aktuellen Jahrtausend ist Jose Mourinho der "Jüngste" – "The Special One“ war 2005 beim Titel mit dem FC Chelsea 42.

SPANIEN:

SPANIEN:
Javier Clemente während seiner Zeit als spanischer Teamchef
Foto: © getty

33 Jahre alt war Javier Clemente, als er Athletic Bilbao 1983 zur Meisterschaft führte. Dass dieser Triumph der Basken kein Zufall war, untermauerte er mit dem Double in der darauffolgenden Saison – es sind die bis dato letzten Titel Bilbaos.

Über das Wie gab es durchaus Diskussionen. Der argentinische Weltmeister-Trainer und Schöngeist Cesar Luis Menotti beklagte Bilbaos destruktiven Spielstil. Clemente bezeichnete den Barcelona-Coach Menotti daraufhin als alternden Hippie und Womanizer. Wie wenig man sich mochte, zeigte das Cup-Finale 1984, das in einer üblen Treterei endete, an der sich auch ein gewisser Diego Maradona im Barcelona-Dress beteiligte. 80er-Jahre halt.

Clemente ließ eine lange Trainer-Karriere, aber bis auf die Afrikanische Nationenmeisterschaft 2014 mit Libyen keine Titel mehr folgen. Libyscher Teamchef ist der inzwischen 72-Jährige auch aktuell wieder. In den 90ern übte er die Funktion des Nationaltrainers sechs Jahre lang in Spanien aus.

In der jüngeren Vergangenheit sticht vor allem ein halbwegs junger Meistertrainer heraus. Pep Guardiola war 38, als er den FC Barcelona 2009 erstmals zum Titel in La Liga führte.

ITALIEN:

ITALIEN:
Trapattoni wurde 2007 auch in Österreich Meister
Foto: © GEPA

Sieben Mal eroberte Giovanni Trapattoni, als Spieler ein Milan-Urgestein, als Trainer den "Scudetto" - sechs Mal mit Juventus, ein Mal mit Inter.

Erstmals krönte er sich 1977 im Alter von 38 Jahren zum italienischen Meister, just in seiner ersten Saison nachdem er Stammklub Milan in Richtung Erzrivale verlassen hatte - in einem spannenden Titelrennen setzte sich Juve einen Punkt vor dem Lokalrivalen Torino durch, die "Alte Dame" eroberte 51 von 60 möglichen Punkten. Trapattoni blieb zehn Jahre bei Juve und gewann dort alles, was es zu gewinnen gab.

In seiner illustren Karriere bejubelte "Trap" auch in Deutschland (Bayern), Portugal (Benfica) und Österreich (Salzburg) den Meistertitel.

Trapattoni avancierte zwar schon als recht junger Coach zum Meistertrainer, in Italien ist er jedoch weit davon entfernt, der jüngste aller Zeiten zu sein.

Gerade in der Frühphase des 20. Jahrhunderts coachten (Spieler)-Trainer in ihren frühen 20ern Klubs zum Titel. Auch ein Österreicher durfte dabei früh in der Karriere jubeln. Hermann Felsner machte Bologna vier Mal zum Meister - beim ersten Titel 1925 war er 26.

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