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Fink: Große Ziele nach Zürich-Chaos

Exklusiv: Thorsten Fink über sein schweres letztes Jahr und seine großen Trainer-Ziele.

Fink: Große Ziele nach Zürich-Chaos Foto: © GEPA

Das letzte Jahr war alles andere als einfach für Thorsten Fink.

Zunächst musste er mit dem Tod seines Vaters einen persönlichen Schicksalsschlag hinnehmen, Ende Februar 2018 folgte die Entlassung bei der Austria Wien, vor knapp zwei Wochen war dann auch bei seinem nächsten Klub Grasshoppers Zürich Schluss.

Bei LAOLA1 gibt der Deutsche Einblicke in die schwierige Zeit in der Schweiz, blickt noch einmal auf seine Zeit bei Austria Wien zurück und traut sich als Trainer noch große Erfolge zu.

Chaos pur bei GC Zürich

Nur zwei Monate nach dem Ende bei der Austria übernahm Fink beim Grasshopper Club Zürich. In den verbleibenden vier Spielen der vergangenen Saison rettete der 51-Jährige den Schweizer Rekordmeister und -cupsieger vor dem Abstieg. In der laufenden Saison sieht es deutlich weniger rosig aus.

Der Klub mit den ÖFB-Legionären Heinz Lindner, Raphael Holzhauser und Marco Djuricin ziert das Tabellenende, auf den Relegations-Platz fehlen bereits vier Zähler. Der letzte Sieg datiert vom 25. November.

„Wie man so schön sagt, haben wir ein Projekt gestartet. Am Ende hat das nicht so geklappt, wie wir uns das vorgestellt haben“, fasst Fink die Zeit zusammen.

Mit einem Punkteschnitt von nur 0,83 pro Spiel war es die mit Abstand schwächste Station in Finks Trainer-Karriere. Doch nicht nur sportlich gibt es Probleme, auch innerhalb des Vereins geht es seit Monaten drunter und drüber. Mitten im Abstiegskampf nahm sich CEO Manuel Huber zwei Wochen Urlaub in der Karibik. Für Hauptsponsor Reinhard Fromm zu viel - er zieht sich mit Saisonende zurück.

Auch Fan-Ausschreitungen gibt es wiederholt. „Wir hatten schon Theater oben, aber unser Präsident, mein Ex-Präsident (Stephan Anliker, Anm.), hat das eigentlich sehr gut hinbekommen und von daher ist es schade, dass wir nicht weiterarbeiten können. Für mich ist das nicht mehr relevant oder wichtig darüber zu reden. Ich persönlich habe alles für den Verein gegeben, wir haben vieles versucht, vorher lief es ja auch nicht gut“, möchte sich Fink nicht mehr mit diesem Thema beschäftigen. „Wir haben den Verein im letzten Jahr vor dem Abstieg gerettet und leider haben wir es nicht geschafft, neuen Spirit reinzubringen.“

Woran lag die Erfolglosigkeit?

Verarbeitet hat der Ex-Bayern-Profi die Zeit in Zürich noch nicht: „Es ist immer schwierig schon nach wenigen Tagen zu sagen, man hat schon alles verarbeitet.“

Was der Grund für die Talfahrt des Rekordmeisters ist, kann Fink auch nicht genau festmachen: „Wir haben vieles probiert in Zürich, mit ganz jungen Leuten zu arbeiten. Wir haben eine ganze Mannschaft ausgetauscht. Wir haben im Verein vieles neu strukturiert.“

„Wir haben aber viele positive Dinge gemacht, die kann ich hier auch gar nicht so großartig erklären“, so Fink weiter. Er ist überzeugt, dass der Verein noch von seiner Arbeit profitieren wird: „Tabellenmäßig sieht es natürlich nicht so gut aus, ich glaube aber, dass der Verein ab Sommer dann eigentlich eine gute Mannschaft hätte.“

„Damit muss man jetzt abschließen, der Verein hat mich insgesamt fair behandelt. Ich wünsche ihnen, dass alles ein wenig ruhiger wird und sich alle dort vertragen. Ich gehe meinen Weg“, schließt der Deutsche das Kapitel Grasshoppers Zürich.

Große Ziele für die Zukunft

Zunächst heißt es für Fink wieder Akkus aufladen und sich um die Familie kümmern, für die in den letzten Jahren oft sehr wenig Zeit war. Müde vom Fußball ist er aber noch lange nicht.

„Ich habe noch große Ziele und bin im richtig guten Fußballtrainer-Alter. 51 Jahre ist ein gutes Alter, man hat die richtige Erfahrung als Trainer, man ist aber auch nicht zu alt. Genau da, wo man sein muss, um gute Dinge zu vollbringen und darauf bin ich heiß“, so die Kampfansage des Deutschen.

Konkrete Ziele möchte er allerdings nicht formulieren: „Ziele sind als Trainer immer schwierig, vor allem langfristig zu planen. Das Ziel ist immer, gute Dinge zu erreichen. Ich kann jetzt auch gar nicht sagen deutsche Bundesliga oder England.“

„Im Moment bin ich mal Zehnter geworden und habe bei Grasshopper Zürich aufgehört. Jetzt muss man schauen, wie der Weg weiter geht. Informieren sich die Vereine wirklich über das, was man in der Vergangenheit erreicht hat, über das ganze Paket?“, hofft Fink, dass potenzielle neue Arbeitgeber sich nicht von den letzten Monaten abschrecken lassen.

Erfolgreiche Zeit bei der Austria

Ex-Klub Austria Wien hat Fink natürlich auch nie aus den Augen verloren und kommt immer wieder gerne auf Besuch in die Bundeshauptstadt. Die Anmerkung, dass es seit seinem Abgang nicht wirklich besser wurde bei den „Veilchen“, lässt er nicht unkommentiert.

„Was heißt hier nicht besser? Ich denke, dass wir eine erfolgreiche Zeit hatten. Das hört sich ja so an als wären wir nicht erfolgreich gewesen. Wir sind zweimal in die Europa League gekommen, wir sind im ersten Jahr Dritter und im zweiten Jahr Zweiter geworden. Das ist nicht so einfach“, verweist Fink auf seine Erfolge.

Aktuell steht die Austria auf Rang fünf und hat sich für das Meister-Playoff qualifiziert. Finks Nachfolger Thomas Letsch ist trotzdem nicht mehr im Amt, ein neuer Mann wird gesucht.

„Ich bin da nicht genug drin. Ich sehe den Tabellenstand, Fünfter – Okay. Sie sind in der Meisterrunde dabei, können sich für die Europa League qualifizieren. Ich denke, als ich damals gekommen bin, war es ziemlich schwierig und der Verein hat einen Riesensprung gemacht“, sieht Fink die Entwicklung dennoch positiv. Vor allem einen Mann hebt er besonders hervor: „Markus Kraetschmer macht da einen hervorragenden Job.“

Nach einem schwierigen Jahr ist auf jeden Fall auch Fink wieder motiviert, bei einem neuen Klub seine Qualitäten unter Beweis zu stellen.

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