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Auf Poschs Spur: ÖFB-Talente in Hoffenheim

Der TSG-Nachwuchschef erklärt die Österreicher-Welle in Hoffenheim.

Auf Poschs Spur: ÖFB-Talente in Hoffenheim Foto: © GEPA

Die TSG Hoffenheim reitet seit dem Sommer auf der Österreicher-Welle.

Florian Grillitsch und Robert Zulj wurden verpflichtet, Stefan Posch hat den Sprung aus dem Nachwuchs zu den Profis geschafft.

Doch damit nicht genug, auch im erfolgreichen Nachwuchs der Sinsheimer sind aktuell drei 18-jährige ÖFB-Legionäre engagiert: Christoph Baumgartner wurde im Winter für seine bisherigen Leistungen mit einem Profi-Vertrag belohnt, Benjamin Wallquist hat sofort einen Stammplatz in der Innenverteidigung der U19 erobert und Tim Linsbichler hat nach sechs Spielen fünf Scorerpunkte auf dem Konto.

„Das sind bodenständige Typen, die von der Mentalität her gut hierher passen, die unverdorben und demütig sind“, sagt Dirk Mack. Der 49-Jährige ist 2014 vom DFB, wo er unter anderem Co-Trainer diverser Nachwuchsnationalteams war, zur TSG gewechselt und mittlerweile Direktor Nachwuchs.

Im LAOLA1-Interview spricht Mack über die ÖFB-Talente, deren Verpflichtung, Red Bull als Konkurrent und einen Österreicher, der im Hoffenheimer Nachwuchs als Trainer tätig ist.

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LAOLA1: In Österreich gilt es als großer Erfolg, wenn ein Spieler pro Saison aus dem eigenen Nachwuchs den Sprung zu den Profis schafft. Insofern hat die TSG Hoffenheim in dieser Saison schon überperformt.

Dirk Mack: Wir sind nie richtig zufrieden, mit dieser Saison aber eigentlich schon. Die Durchlässigkeit war in den letzten Jahren relativ gut. Uns als Verein bleibt ja auch nichts anderes übrig, als unsere Akademie-Spieler so vorzubereiten, dass sie sich dem Trainer der Profimannschaft anbieten können.

"Stefan Posch hatte am Anfang Schwierigkeiten gegen die Gleichaltrigen"

LAOLA1: Warum funktioniert die Durchlässigkeit derzeit so gut?

Mack: Zum einen liegt es an der Qualität der Jungs, dass sie einfach dort oben mitspielen können. Zum anderen ist die Verzahnung zwischen U19, U23 und den Profis in beide Richtungen sehr eng. Und natürlich ist bei den Profis mit Julian Nagelsmann ein Trainer da, der die Jungen auch einsetzt.

LAOLA1: Andere deutsche Vereine diskutieren, ob eine U23-Mannschaft überhaupt Sinn macht. Wie ist Ihre Position?

Mack: Die U23 ist unsere letzte Ausbildungsmannschaft. Wer keine U23 hat, hört nach der U19 auf. Wir sagen aber: Dann kommt noch einmal ein ganz wichtiger Entwicklungsschritt. Aktuell haben wir acht Spieler, die in dieser Saison schon bei den Profis Pflichtspiel-Einsätze hatten, die aus den beiden letzten U19-Jahrgängen herausgekommen sind. Daran sieht man, wie wichtig die U23 als Übergang von der U19 in den Profibereich ist.

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LAOLA1: Wir haben vorher über die Talente, die den Sprung zu den Profis geschafft haben, gesprochen. Stefan Posch ist eines davon. Wie beurteilen Sie seine Entwicklung?

Mack: Er kam im zweiten Jahr der U19 und hatte am Anfang schon Schwierigkeiten gegen die Gleichaltrigen, es war eine erste Saison mit Höhen und Tiefen. Dann ist er in die U23 gekommen und war von Anfang an Stammspieler. Ab diesem Moment ging es stetig bergauf. Als er bei den Profis die Chance bekommen hat, hat er sie genutzt. Aber auch für ihn war der Weg wichtig: Ankommen in der U19-Bundesliga, dann die U23 komplett durchspielen und dann den nächsten Schritt zu den Profis gehen.

LAOLA1: Was trauen Sie ihm noch zu?

Mack: Ich gehe davon aus, dass seine Entwicklung noch weitergeht, da ist noch kein Ende in Sicht. Ich hoffe, er entwickelt sich bei uns weiter und bekommt dann irgendwann die Chance in der österreichischen Nationalmannschaft.

LAOLA1: Christoph Baumgartner ist erst vor einem halben Jahr aus der Akademie St. Pölten gekommen und hat schon einen Lizenzspieler-Vertrag unterschrieben. Ist es alltäglich, dass das so schnell geht?

Mack: Das hängt immer von der Qualität der Spieler ab. Bei „Baumi“ waren wir uns schon sicher, als wir ihn geholt haben, dass er ein Riesenpotenzial hat. Wir wussten natürlich nicht, ob er das sofort auf den Platz bringt, haben eigentlich mit einer Eingewöhnungszeit gerechnet. Er war von Anfang an Leistungsträger in der U19 und teilweise schon bei der U23 im Kader dabei. Wir waren mit der Entwicklung so zufrieden, dass es zu diesem Vertrag gekommen ist.

LAOLA1: Was zeichnet ihn aus?

Mack: Er ist ein talentierter offensiver Mittelfeldspieler, der technisch sehr gut ist, eine gute Spielübersicht hat, die anderen bedient und selber auch torgefährlich ist. Ein klassischer Zehner, der immer wieder in die Spitze nachrückt.

LAOLA1: Wie zufrieden sind Sie mit Benjamin Wallquist, der im Sommer aus Salzburg gekommen ist?

Mack: Er war von Beginn an Stammspieler in der U19. Da muss man abwarten, wann der nächste Schritt kommt. Der wird auch kommen.

LAOLA1: Und Tim Linsbichler, der im Sommer 2016 von Rapid geholt wurde?

Mack: Er hatte körperliche Probleme, war öfter mal verletzt. Wir haben ihn so weit hingeführt, dass er über einen längeren Zeitraum trainieren konnte. Immer, wenn er gespielt hat, war er gut. Die Entwicklung hängt oft auch an Dingen, die wir wenig beeinflussen können, wenn es um Krankheiten und Verletzungen geht. Wenn die Jungs aber gesund sind und regelmäßig trainieren können, sind wir optimistisch, dass die Entwicklung weiter so vonstattengeht, wie sie sich andeutet.

"Die Jungs fassen relativ schnell hier Fuß, weil sie ja überragende Spieler sind, die da aus Österreich kommen"

LAOLA1: Was macht österreichische Nachwuchsspieler für die TSG Hoffenheim so interessant?

Mack: Es gibt keine sprachliche Barriere, sie kommen und verstehen sofort alles, was ein Riesenvorteil ist. Und letztlich sind sie einfach gute Fußballer, was die Grundvoraussetzung ist, wenn wir einen Spieler holen. Man kann im Vorfeld bei Spielen in deren Vereinen beobachten, ob ein Spieler fußballerisch zu uns passt. Die menschliche Komponente kann man meistens erahnen. Es passt halt bei allen vier Spielern, über die wir gesprochen haben – das sind bodenständige Typen, die von der Mentalität her gut hierher passen, die unverdorben und demütig sind.

LAOLA1: Wie werden Sie auf solche Spieler aufmerksam? Durch die Nachwuchs-Nationalteams?

Mack: Wir haben Scouts und Talentsichter, die sowohl bei Länderspielen, als auch bei Vereinsspielen unterwegs sind.

LAOLA1: Wie oft und wie lange wird ein Spieler wie etwa Christoph Baumgartner beobachtet, ehe er ein Angebot bekommt?

Mack: Er wird mehrfach von verschiedenen Leuten beobachtet, um unterschiedliche Meinungsbilder zu erfahren. So versuchen wir, ein bestmögliches Urteil über einen Spieler zu erhalten.

LAOLA1: Wie groß ist der Sprung vom Niveau her, wenn Spieler von österreichischen in deutsche Nachwuchsteams wechseln?

Mack: Die Jungs fassen relativ schnell hier Fuß, weil sie ja überragende Spieler sind, die da aus Österreich kommen. Die Dichte, das Tempo, die Härte und der taktische Anspruch sind in einer U19-Bundesliga in Summe höher, deshalb bedarf es einer gewissen Zeit, bis die Jungs das verinnerlicht haben.

LAOLA1: Ab welchem Alter sind Nachwuchsspieler aus dem Ausland für Ihren Verein interessant?

Mack: Ab der U16.

Christoph Baumgartner ist U21-Teamspieler
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LAOLA1: Bei Christoph Baumgartner wusste man wohl seit geraumer Zeit in halb Europa, dass er ein außergewöhnliches Talent ist. Wie groß war die Konkurrenz, als es um seine Verpflichtung ging?

Mack: Die Konkurrenz ist sehr groß. Wir versuchen dann, unsere Argumente in diesen Wettbewerb einzubringen. In dem Fall hat es geklappt.

LAOLA1: Was sind diese Argumente?

Mack: Sportliche Entwicklung und schulische Ausbildung.

LAOLA1: In Österreich holt Red Bull so ziemlich jeden talentierten Nachwuchsspieler. Wie erleben Sie Red Bull am deutschen Markt?

Mack: Der Wettbewerb in Deutschland ist breiter. Ich gehe mal davon aus, dass Red Bull in Österreich fast schon eine Art Monopol-Stellung hat. Hier ist die Konkurrenz für Leipzig wesentlich größer, es beteiligen sich genügend andere Vereine an diesem Wettbewerb.

LAOLA1: Mit Andreas Ibertsberger arbeitet auch ein Österreicher als Trainer im Nachwuchs der TSG, er ist Co-Trainer der U23 und Individualtrainer in der Akademie.

Mack: Er ist schon viele Jahre hier und sowohl menschlich als auch fachlich ein Typ, der super hierher passt. Er ist für die Entwicklung der jungen Spieler mitverantwortlich. Er ist ein Vorbild – wenn der am Freitag beim Freizeit-Kick mitmacht, kann man erkennen, wie gut er als Spieler ist und wie fit er auch noch ist. Er ist ein Gewinn für den gesamten Verein.

Andreas Ibertsberger als Aktiver im TSG-Trikot
Foto: © getty

LAOLA1: Ist er ein spezieller Integrationsfaktor für die jungen Österreicher?

Mack: Ich glaube, eigentlich nicht. Ich denke nicht, dass er sich speziell um sie kümmert, das muss er auch nicht, da gibt es andere, die für eine schnelle Integration sorgen. Ich bin mir nicht mal sicher, ob Linsbichler oder Wallquist den Spieler Ibertsberger überhaupt kennen.

LAOLA1: Ich stelle die Behauptung auf, dass bei der TSG die Akademie nicht nur eine Ausbildungsstätte für Spieler, sondern auch für Trainer ist. Stimmen Sie mir zu?

Mack: Das sollte unser Anspruch sein. Wir haben zwei große Ziele: die Spielerentwicklung und die Trainerentwicklung. Nur wenn wir gute Trainer haben, können wir unsere guten Spieler weiterentwickeln. Die Qualität der Spielerentwicklung hängt maßgeblich von der Qualität der Trainer ab.

LAOLA1: Wie schätzen Sie Ibertsbergers Entwicklung ein? Denken Sie, er geht auch mal in Richtung Profi-Geschäft, oder fühlt er sich in der zweiten Reihe wohl?

Mack: Er fühlt sich in seiner aktuellen Rolle definitiv wohl. Über seine weitere Karriereplanung reden wir nur intern.

LAOLA1: Geht die Österreicher-Welle in den nächsten Jahren eigentlich weiter?

Mack: Das ist nicht auszuschließen. Es ist aber nicht so, dass wir nur noch in Österreich Spieler sichten. Wir haben mit Österreichern sehr gute Erfahrungen gemacht, aber vielleicht haben wir in zwei Jahren zwei Schweizer oder zwei Finnen hier. Wir sichten im deutschsprachigen Raum intensiv, daher ist es kein Zufall.

LAOLA1: Es war also nicht per se geplant, speziell Österreicher zu holen, es ist eben passiert?

Mack: Geplant ist, dass wir für unsere Verhältnisse die Besten holen. Und dass diese in Österreich waren, macht die Sache für alle etwas leichter.


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