"Für mich sind die Leverkusener wieder Favorit und meiner Meinung werden sie nach die Liga wieder gewinnen", meint der 50-Jährige. Die "Werkself" hat jede Menge Argumente dafür, in der abgelaufenen Saison wurde die Bayer-Elf hochsouverän Meister, verbuchte keine einzige Niederlage.
Zur neuen Saison sind die Erwartungen Hamanns an Leverkusen groß. Immerhin konnte der Kader nahezu komplett gehalten werden. Mit Martin Terrier (Rennes) und Aleix Garcia (Girona) verbucht der Klub zudem zwei gestandene Neuzugänge (beide 27 Jahre alt). Mit Jeannuel Belocian (19) wechselte ein Abwehr-Talent aus Rennes zum deutschen Meister.
Als Schlüssel für den Leverkusener Erfolg macht der 50-Jährige einen Wechsel in der Transferstrategie aus. Arrivierte Spieler wie Granit Xhaka, der letzte Saison vom FC Arsenal verpflichtet wurde, seien wichtig, um junge Spieler weiterzuentwickeln. "Das war der Schachzug, der ihnen letztes Jahr die Meisterschaft geholt hat", meint der Experte.
Zugleich sei Xhaka auch ein gewisses Risiko gewesen, da in der Vergangenheit nicht immer mit seinen Trainern harmonierte. Mit Alonso funktioniere es aber.
"Viele Unbekannte" in München
Hamanns Ex-Klub FC Bayern geht also als Jäger in die neue Spielzeit. Bei den Münchnern ortet der Deutsche "viele Unbekannte". Nach langer Suche wurde mit Vincent Kompany ein Trainer geholt, der nach dem Aufstieg vergangene Saison mit Burnley aus der Premier League abgestiegen ist.
Weniger optimistisch blickt Hamann in Richtung des Vizemeisters aus Stuttgart. Mit Ito (Bayern), Waldemar Anton und Serhou Guirassy (beide BVB) gingen drei Leistungsträger verloren. Weiters wartet auf Sebastian Hoeneß und Co. die Doppelbelastung mit der UEFA Champions League.
"Die Stuttgarter haben wichtige Spieler verloren. Ob sie das auffangen können, wage ich zu bezweifeln. Wenn sie unter die ersten sieben oder acht kommen, haben sie eine sehr gute Saison gespielt", so Hamann. Der VfB selbst gibt als Ziel lediglich den Klassenerhalt aus.
BVB Meister? Hamann: "Kann ich mir nicht vorstellen"
Jede Menge Änderungen gab es auch beim CL-Finalisten und Vorjahresfünften Borussia Dortmund. Mit Nuri Sahin folgte auf Edin Terzic ein neuer Coach. Klublegenden wie Marco Reus und Mats Hummels sind nicht mehr an Bord.
Hamann sieht dies als Chance: "Wenn die alten weg sind, gibt es den anderen die Freiheit, Verantwortung zu übernehmen." Auch die Transferaktivitäten lobt der Ex-Bayern-Profi. "Auf dem Papier gefällt es mir sehr gut, was sie im Sommer gemacht haben. Sie werden da oben mitspielen. Dass sie Meister werden, kann ich mir nicht vorstellen", so der 50-Jährige.
Ob Sahin geeignet für den Job sei, werde sich ähnlich wie bei Kompany erst zeigen.
Leipzig oben dabei, Heidenheim werde straucheln
Den großen Wurf traut Hamann auch RB Leipzig nicht zu. Die Sachsen haben mit Dani Olmo einen Mann an den FC Barcelona verloren, konnten mit Xavi Simons einen wichtigen Mann per erneuter Leihe von PSG halten.
"Es war vorher klar, dass sie Olmo irgendwann verkaufen müssen. Sie haben viel Geld ausgegeben und müssen sich an Financial Fairply halten", erklärt Hamann. Den Abgang werde Leipzig aber abfangen und "oben mitspielen".
Bei den Absteigern hält Hamann beide Aufsteiger (St. Pauli und Holstein Kiel) für mögliche Kandidaten, wobei er die Chance von St. Pauli auf den Klassenerhalt höher einschätzt. Auch Heidenheim werde es nach einem überragenden Debütjahr (Platz acht) schwer haben. Mit Jan-Niklas Beste (Benfica) und Tim Kleindienst (Gladbach) haben zwei Leistungsträger den Klub verlassen. Bochum ist Hamann zufolge ein weiteres Team, das abstiegsbedroht ist.