Für Manuela Zinsberger geht am Samstag (ab 18 Uhr im LIVE-Ticker>>>) ein Traum in Erfüllung. Die Niederösterreicherin darf im Dress von Arsenal auf den Titel in der Champions League hoffen.
Mit dem FC Barcelona bäumt sich im Estadio José Alvalade in Lissabon aber eine Monsterhürde auf, Spaniens Serienmeister peilt den Titel-Hattrick an. Die Engländerinnen wollen das verhindern. "Wir wollen das, wie viele sagen, Unmögliche möglich machen", sagte Zinsberger im Gespräch mit "APA.
Erstmals hat sie den Sprung ins Endspiel der Königsklasse geschafft, nachdem zuvor das Halbfinale 2023 das Höchste der Gefühle gewesen war.
"Es ist auf Vereinsebene das Höchste, das man erreichen kann, das zeigt, wie besonders das ist. Ich habe eine pure Vorfreude und hoffe, dass die Freude am Samstag nach dem Spiel umso größer ist, weil wir sagen können, wir haben den Pokal geholt", erläuterte die ÖFB-Teamtorfrau. Sollte das gelingen, wäre es "einer der größten Erfolge" ihrer Karriere. Die anderen gelangen auf Nationalteamebene mit dem Einzug ins EM-Halbfinale 2017 und EM-Viertelfinale 2022.
ÖFB-Torfrau "weiter nur Nummer zwei"
"Die Erfolge, die wir da gefeiert haben, waren unfassbar für uns und die ganze Nation. Das jetzt wäre für den Verein genauso etwas Besonderes. Es sind für mich zwei Paar Schuhe", sagte Zinsberger.
Die Niederösterreicherin kam im Saisonfinish zu mehreren Einsätzen, auch da Daphne van Domselaar Verletzungsprobleme hatte. Im wichtigsten Spiel des Jahres dürfte allerdings die 25-jährige Niederländerin das Tor hüten. "Ich habe versucht, mein Bestes zu geben, als ich gespielt habe, aber die Sachlage ist nach wie vor, dass ich die Nummer zwei bin", gab Zinsberger Einblick.
Mit der Situation, die durch die Einsetzung von Renee Slegers Mitte Oktober als Nachfolgerin von Jonas Eidevall eingeleitet wurde, geht sie professionell um.
"Im Training gibt es keine Boxkämpfe. Aus diesem Kindergarten bin ich raus, es gibt überhaupt kein böses Blut", sagte die 29-Jährige. Vielmehr steht der gegenseitige Support im Vordergrund. "Sie kann nichts dafür und macht ihre Sache überragend", lobte Zinsberger. Das Team stehe an erster Stelle. "Es geht darum, als Team Titel zu holen und nicht als Individueller die Trophäen abzuräumen."
Aufholjagden auf Weg ins Endspiel
Jene am Samstag wäre die erste europäische für Zinsberger. Arsenal, wo mit Laia Codina und Mariona Caldentey auch zwei Spanierinnen zu den Stützen zählen, würde die "Königsklasse" zum zweiten Mal für sich entscheiden nach dem Gewinn des Vorgängerbewerbs Women's Cup 2007, wobei das Finale damals noch in Hin- und Rückspiel ausgetragen wurde.
Schon der Vorstoß ins Endspiel gilt als "big achievement" (große Leistung), wie es Österreichs Fußballerin des Jahres 2020 ausführte. Vor allem angesichts toller Aufholjagden jeweils im Rückspiel im Viertelfinale gegen Real Madrid (3:0 nach 0:2) und im Halbfinale gegen Olympique Lyon (4:1 nach 1:2).
"Das hat uns unfassbar viel Kraft gegeben, war ein Boost", betonte Zinsberger. Den wird es auch brauchen, ließ Barca doch in der K.o.-Phase dem VfL Wolfsburg und Chelsea keine Chance, wie das auch in der Gruppenphase in den Duellen mit St. Pölten der Fall gewesen war.
Zum 5. Mal in Folge kämpfen die Katalaninnen um den CL-Titel, 2021 und zuletzt zweimal in Folge durfte die Trophäe gestemmt werden. "Sie sind das beste Team der Welt, das haben sie bewiesen", sagte Zinsberger über eine "Ballbesitzmannschaft", die das Kurzpassspiel "Tiki-Taka" bestens beherrscht.
"Enorme Wucht" kommt auf Arsenal zu
Auf ihr Team komme angesichts von Kapazundern wie Caroline Graham Hansen oder Ewa Pajor eine "enorme Wucht" zu.
"Individuelle Qualität haben wir aber auch, stehen zurecht im Finale. Wir werden uns nicht verstecken", kündigte Zinsberger an. Hinten gelte es zudem, konstant gut zu verteidigen. "Da musst makellos sein." Auch die Nerven werden eine Rolle spielen. "Am Samstag wird es nicht nur heiß hergehen, sondern auch die Pumpe wird ordentlich laufen", vermutete Zinsberger.
Ihre Titelsammlung während ihrer Arsenal-Zeit seit September 2019 umfasst Triumphe im Ligacup 2023 und 2024. Finalniederlagen gab es 2020 im Ligacup und 2021 im FA-Cup. Zinsberger stand dabei immer im Tor.
Wie lange sie noch jenes von Arsenal hütet, wird sich weisen. Ihr Vertrag läuft zwar noch für die nächste Saison, ein Wechsel gilt aber zumindest als nicht unwahrscheinlich. "Meine Zukunftsplanung geht bis zum 24. Mai 2025. Für mich zählt einzig das Spiel am Samstag", betonte Zinsberger.
Danach gelte der Fokus den Nations-League-Spielen gegen Schottland und Deutschland. "Was danach kommt, kann ich noch nicht sagen", hielt sich Zinsberger bedeckt. Eine Rolle in den Überlegungen spielt die Familie, ihre Frau und ihr Sohn leben größtenteils in Deutschland. Dort war Zinsberger zwischen 2014 und 2019 für Bayern München tätig. 2015 und 2016 gewann sie ihre bisher einzigen Meistertitel im Ausland.