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Zadrazil nach Titel: "Ohne Mannschaft nicht möglich gewesen"

Die 32-Jährige hat nach eigenem Ermessen ihre stärkste Saison hinter sich. Trotz Knieverletzung setzt sich die Bayern-Spielerin hohe Ziele.

Zadrazil nach Titel: "Ohne Mannschaft nicht möglich gewesen" Foto: © GEPA

Sie war 2018 Österreichs erste Fußballerin des Jahres und jetzt wieder:

Sarah Zadrazil ist erst die dritte Akteurin, die sich diese Auszeichnung zweimal sichern konnte. Wie vergangenes Jahr auch ihre Vorgängerin Barbara Dunst muss sie sich von einem Kreuzbandriss erholen.

Im Gespräch mit der APA gab die 32-jährige Mittelfeldspielerin Einblick in ihren Gemütszustand, den Fortschritten in der Reha und ihre Zukunft bei den Bayern und auch im ÖFB-Nationalteam.

Frage: Zum zweiten Mal Fußballerin des Jahres, wie fühlt sich das an?

Zadrazil: Es ist natürlich wunderschön und freut mich sehr, wenn man so Auszeichnungen bekommt. Fußball ist aber ein Teamsport, von dem her weiß ich, dass diese ohne die Mannschaft - Nationalteam oder Bayern - so nicht möglich gewesen wären.

Frage: Wie würden Sie Ihre Leistung in der vergangenen Saison einschätzen?

Zadrazil: Aus fußballerischer Sicht muss ich schon sagen, dass die vergangene Saison mit Bayern überragend war, es war auch individuell für mich meine stärkste Saison, ich habe richtig konstant Leistung gebracht. Ich bin nicht die auffälligste Spielerin von meinem Spielstil her, mache nicht extrem viele oder entscheidende Tore, aber mein damaliger Trainer (Anm.: Alexander Straus) hat immer gesagt, ich mache die Spielerinnen um mich herum besser, das finde ich ein sehr schönes Kompliment. Ich glaube, das ist mir vergangene Saison auch sehr gut gelungen.

Frage: Steht der aktuelle Wahlsieg über dem 2018?

Zadrazil: 2018 war ich noch auf einem anderen Niveau und hatte noch keinen einzigen Titel gewonnen. Es war damals eine Überraschung und vor allem eine coole Sache, da es die Wahl überhaupt zum ersten Mal gegeben hat. Dass ich es jetzt ein zweites Mal werden konnte, freut mich enorm. Aufgrund meiner Verletzung ist die Auszeichnung ein zusätzlicher Ansporn in meiner Reha, dass ich wieder auf das Level kommen kann.

Frage: Der Kreuzbandriss im September war Ihre erste schwerwiegende Verletzung. Wie haben Sie das verkraftet?

Zadrazil: Ich habe direkt am Platz zu den Physios gesagt, sie brauchen nichts testen, da ist alles hin. Es ist eh arg, man hat 32 Jahre fast nichts, und dann ist es ein Schritt, eine Bewegung, eigentlich etwas, das man schon Hunderttausendmal gemacht hat im Training und Spiel, und das Knie knickt weg und plötzlich schaut der Alltag ganz anders aus. Das ist schon heftig. Dadurch, dass bei mir auch der Meniskus ziemlich zerstört war, war ich die ersten sechs Wochen auf Krücken und ohne Belastung, das wirft dich schon zurück und war nicht so einfach. Ich bin aber grundsätzlich ein sehr positiver Mensch und habe das Ganze gut akzeptiert.

Frage: Sie absolvieren die Reha bei Red Bull, wie geht es voran?

Zadrazil: Es ist eine neue Erfahrung. Ich bin komplett weg von der Mannschaft, daher irgendwie zur Einzelsportlerin geworden, aber ich glaube, dass sie mich stärker und besser macht. Man ist nicht in dem Fußballrad - Training, Spiel, Regeneration - drinnen, hat daher viel mehr Fokus auf seinen Körper, kann daher an Dingen arbeiten, an denen man während der verletzungsfreien Zeit nicht so gut arbeiten kann. Die Reha geht bis jetzt richtig gut voran. Ob ich stärker zurückkomme, weiß ich nicht, mein Ziel ist es, wieder das Level zu erreichen, wie vor der Verletzung, das wäre schon super.

Frage: Wann streben Sie ein Comeback an?

Zadrazil: Das ist immer schwer zu sagen, vom Körper abhängig und wie das Knie mitmacht. Ich hoffe, dass ich in der Sommer-Vorbereitung wieder einsteigen kann und im Nationalteam im Herbst wieder dabei sein kann, wenn es dann in Richtung WM-Play-off geht.

Frage: Ein Karriereende war nie ein Thema?

Zadrazil: Das Schöne ist, dass ich merke, dass ich das Fußballspielen sehr vermisse und es das ist, was ich noch machen möchte. Das ist auch das, was ich mitnehmen kann aus der Verletzung. Ich schaue weniger auf mein Alter, sondern rein auf meine Verfassung und wie es mir geht. Ich hoffe jedenfalls, dass ich noch einige gute Jahre habe.

Frage: Wie sehr treibt Sie eine mögliche WM-Teilnahme 2027 an?

Zadrazil: Es ist auf jeden Fall ein Karriereziel, wäre megacool für den Frauenfußball in Österreich und auch mich persönlich ein absolutes Highlight. Nach der verpassten EM dieses Jahr wäre es sehr wertvoll, wenn wir uns wieder für ein Großereignis qualifizieren können, weil man dann die Leute erreichen kann und wieder ein bisschen eine Euphorie reinkriegt. Das hat man jetzt auch beim Männerteam gemerkt, es ist richtig cool, dass sie es zur WM geschafft haben und die Art und Weise.

Frage: Wie sehen Sie die Entwicklung des Frauen-Nationalteams?

Zadrazil: Wenn ich ein bisschen zurückdenke, sind nicht mehr so viele Mädels dabei von meiner Generation, aber das hat der Fußball an sich, mit der Zeit kommt Veränderung. Wir haben aber immer noch super Spielerinnen. Aktuell sind einige Stammspielerinnen verletzt, die man von der Qualität nicht eins zu eins ersetzen kann, aber das gibt wieder die Chance für andere, mehr Verantwortung zu übernehmen und in die Rollen reinzuschlüpfen. Wenn das gelingt und wir dann zurückkommen, sollte dadurch der gesamte Kader besser sein.

Frage: Auf Klubebene geht es bei den Bayern weiter, Ihr Vertrag wurde kürzlich bis 2027 verlängert.

Zadrazil: Ich bin doch schon seit über fünf Jahren bei Bayern, es ist mehr als nur ein Fußballverein geworden für mich. Ich weiß, was ich an dem Klub habe und auch umgekehrt. Wir hatten schon vor meiner Verletzung gute Gespräche, ich bin froh, dass es geklappt hat und ich mich nur auf mein Knie konzentrieren kann.

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