Spaniens Frauen untermauern ihre Ambitionen auf den ersten EM-Titel eindrucksvoll.
Die Topfavoritinnen fertigen Portugal am Donnerstag in ihrem Auftaktspiel beim Turnier in der Schweiz mit 5:0 (4:0) ab. Vier Tore fallen in der ersten Hälfte, danach schaltet der überlegene Weltmeister vor 29.520 Zuschauern in Bern einen Gang zurück.
Die Begegnung beginnt mit einer Schweigeminute für den am Donnerstag in der Früh bei einem Autounfall verstorbenen Liverpool-Stürmer Diogo Jota. Die große portugiesische Community in der Schweiz ehrt den 28-Jährigen mit Bannern und Bildern.
Der Applaus der spanischen Zuschauer ist in Minute 81 besonders groß, als Aitana Bonmati eingewechselt wurde. Die Weltfußballerin war vergangene Woche noch wegen einer viralen Gehirnhautentzündung im Spital.
Youngster Lopez erhöht auf 2:0
Ihre Teamkolleginnen haben die Partie da längst entschieden. Bereits nach 87 Sekunden zappelt der Ball erstmals im Netz. Esther Gonzalez erzielt das drittschnellste Tor der Frauen-EM-Geschichte - und das in sehenswerter Manier.
Einen langen Ball von Olga verarbeitet die 32-Jährige mit der Schulter und legt das Spielgerät danach gefühlvoll an Portugals Torfrau Ines Pereira vorbei.
Fünf Minuten später legt mit Vicky Lopez die jüngste spanische EM-Spielerin nach. Die 18-Jährige verwertet einen Querpass von Mariona Caldentey und gibt auch danach eine starke Turnierpremiere. Wie ihr männliches Jungstar-Pendant Lamine Yamal spielt auch Lopez für den FC Barcelona.
Offensivmaschinerie läuft auch ohne Hermoso
Die Spanierinnen präsentieren sich enorm spielfreudig und lassen ihren Nachbarinnen nicht den Funken einer Chance. Von den Turbulenzen der vergangenen Jahre, die von den Folgen des skandalösen Kusses geprägt waren, den der damalige Verbandspräsident Luis Rubiales nach dem WM-Titel 2023 Rekordtorschützin Jennifer Hermoso aufgedrückt hatte, ist auf der großen Bühne nichts zu spüren.
Teamchefin Montserrat Tome hatte Hermoso für die EM nicht berücksichtigt - aus sportlichen Gründen, wie sie betonte.
Die spanische Offensivmaschinerie läuft auch ohne die bekannte Stürmerin. Überragend präsentiert sich Spielmacherin Alexia Putellas, die Weltfußballerin von 2021 und 2022. Spaniens Kapitänin lässt nach einer starken Ballannahme noch eine Gegnerin ins Leere rutschen und besorgt das 3:0 (41.).
Noch vor der Pause schnürt Esther Gonzalez ihren Doppelpack. Nachdem eine Flanke von Pina aus spitzem Winkel von der Stange zu ihr gesprungen ist, muss die Angreiferin, die in den USA bei Gotham FC spielt, nur noch den Fuß hinhalten (43.).
Spanien und Italien auf Aufstiegskurs
Auch nach Seitenwechsel hat Spanien alles unter Kontrolle. Den Schlusspunkt der Partie, die durch die Vorarlberger Schiedsrichter-Assistentin Amina Gutschi auch einen österreichischen Beitrag hatte, setzt die eingewechselte Cristina Martin-Prieto mit einem Kopftor in der Nachspielzeit (93.).
Nächste Gegnerinnen der Weltranglisten-Zweiten sind am Montag die Belgierinnen. Portugal bekommt es mit Italien zu tun. Gewinnen die Spanierinnen und die Italienerinnen auch ihre jeweils zweiten Partien, stünden sie beide bereits vor dem direkten Duell im Viertelfinale.