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Özil erklärt Rücktritt aus dem DFB-Team

Mesut Özil beendet seine Nationalteam-Karriere:

Özil erklärt Rücktritt aus dem DFB-Team Foto: © getty

Mesut Özil erklärt seinen Rücktritt aus der deutschen Nationalmannschaft.

Nachdem er sich am Sonntag zunächst zu dem umstrittenen Foto mit dem türkischen Präsidenten Erdogan geäußert hat, verkündet er wenig später das Ende seiner DFB-Teamkarriere.

"Mit schwerem Herzen und nach langer Überlegung werde ich wegen der jüngsten Ereignisse nicht mehr für Deutschland auf internationaler Ebene spielen, solange ich dieses Gefühl von Rassismus und Respektlosigkeit verspüre", schreibt Özil.

Özil debütierte 2009 im DFB-Team und absolvierte seither 92 Länderspiele, in denen er 23 Tore erzielte.

Scharfe Kritik an DFB-Präsident Grindel

In seinem Statement übt der Arsenal-Profi vor allem Kritik an DFB-Präsident Reinhard Grindel. "Ich äußere mich jetzt nicht wegen Grindel, sondern weil ich es will. Ich werde nicht länger der Sündenbock für seine Inkompetenz sein", so Özil. "Ich weiß, dass er mich nach dem Bild aus dem Team haben wollte. Reinhard Grindel, ich bin sehr enttäuscht, aber nicht überrascht von ihrem Handeln."

"Wenn hochrangige DFB-Offizielle mich so behandeln, meine türkischen Wurzeln nicht respektieren und mich selbstsüchtig für politische Propaganda nutzen, dann sage ich: 'Genug ist genug.' Das ist nicht, warum ich Fußball spiele und ich werde mich nicht zurücklehnen und nichts dagegen tun. Rassismus sollte niemals hingenommen werden."

Zuvor hatte der Arsenal-Spielmacher seine Bilder mit dem umstrittenen Staatschef Erdogan wortreich verteidigt und politische Absichten bestritten. Zudem griff Özil deutsche Medien und Sponsoren-Partner wegen ihres Verhaltens an.

Özil: "Bin nur ein Deutscher, wenn wir gewinnen"

Verglichen mit den Vorwürfen gegen Grindel nehmen sich diese Äußerungen harmlos aus. "Für Grindel und seine Unterstützer bin ich Deutscher, wenn wir gewinnen. Wenn wir verlieren, bin ich Immigrant", beklagte der 29-jährige Arsenal-Profi.

Özil ortete eine generelle rassistische Tendenz. "Wieso werden mein Freund Lukas Podolski und Miroslav Klose nicht als Deutsch-Polen bezeichnet? Wieso bin ich Deutsch-Türke? Weil ich Moslem bin?" Er habe das Vertrauen, dass er von Teamchef Joachim Löw und Manager Oliver Bierhoff durchaus verspürte, von höherer DFB-Stelle vermisst.

Die Kritik an Grindel reicht bis in seine Zeit im Deutschen Bundestages (2002-2016), in der sich Grindel 2004 als CDU-Abgeordneter skeptisch gegenüber Multikulturalismus geäußert habe. "Menschen mit rassistisch diskriminierenden Hintergründen sollte es nicht erlaubt sein, im weltgrößten Fußballverband zu arbeiten."

Schon für sein erstes Statement - jenes in dem er die Entscheidung verteidigte sich mit Erdogan ablichten zu lassen - hatte es Kritik an Özil gegeben. So meinte der ehemalige Vorsitzende der Grünen, Cem Özdemir, dass Özil "denen einen Steilpass" zuspiele, "die unsere Demokratie ablehnen hier wie dort."

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