West-Ham-Fan als Pub-Besitzer des Vertrauens
Aber back to the roots: Die Idee, von Wien aus einen West-Ham-Fanclub zu betreiben, kam ein paar Fans, die zusammengefunden und sich zusammengeschlossen haben. Die direkteste Connection nach England ist der Besitzer des Stammlokals.
"Er ist in England in einer Gegend aufgewachsen, wo man einfach West-Ham-Fan wird, hatte in der Jugend Saisonkarten auf der ehrwürdigen Stadionseite 'Chicken Run'. Das passt dann auch ideal, dass wir einen West-Ham-Fan als Pubbesitzer haben", plaudert Dusika aus dem Nähkästchen nach dem Motto "Gesucht und gefunden".

Einen Fan-Klub zu gründen, basierte auf der Idee, alles ein bisschen organisierter zu gestalten, den Interessenten einen Anhaltspunkt zu geben, wo sie als West-Ham-Fans Gleichgesinnte treffen und fachsimpeln können. Zudem waren auch Themen wie Stadionbesuche und in England nicht so einfach zu bekommende Tickets ein Grund, um sich besser zu vernetzen. Auch bei Merchandising-Themen wird der Fanclub kontaktiert, wie etwa für Geburtstagsglückwünsche an Spieler.
Die letzten zwei Jahre haben aus bekannten Corona-Gründen keine großen Sprünge zugelassen, zuletzt war eine Delegation beim Auswärtsspiel gegen Dinamo Zagreb dabei, auch in Wien werden einige Fan-Club-Mitglieder im Stadion sein. In London ist das Problem, dass ein Großteil des neuen Olympia-Stadions mit Dauerkarten okkupiert ist - nicht der einzige Grund, warum man dem Boleyn Ground, besser bekannt als Upton Park, nachweint.
Steriles Olympiastadion statt stinkende Fischmärkte und Pubs
2016 folgte die Übersiedlung der "Irons" ins London Stadium, dem Olympiastadion. "Es ist designt für Olympische Spiele, man sitzt weit weg, das Stadion ist für Leichtathletik genauso - das ist leider so. Daneben ist ein Einkaufszentrum, es wirkt alles so steril. Beim alten Stadion waren rundherum stinkende Fischmärkte, ein Pub nach dem anderen und Pie-Ständchen", wird der Fanklub-Gründer nostalgisch.
"Den Flair hat es definitiv verloren. Dem alten Stadion weinen viele nach. Man war nah beim Spielfeld und es waren auch rund 35.000 Fans drin. Rund um die Eröffnung der neuen Heimstätte waren geschätzte 58.000 von 60.000 Plätzen mit Saisonkarten." Mittlerweile besteht zumindest wieder die Chance, an Karten zu kommen, wenn auch "am Juchhe mit eingeschränkter Sicht", wie Dusika anmerkt. Am Boleyn Ground war alles besser, so der Tenor.

Trotzdem ist diese Verbundenheit nach England vorhanden. Reicht es nicht zu den inviduell organisierten Fanreisen, trifft man sich im Stammlokal, um dem Lieblingsverein auf die Beine schauen. Mittlerweile geht das ganz gut, noch vor ein paar Jahren stellten Übertragungsrechte durchaus eine Hürde dar, weil West Ham nicht unbedingt zu den Top-Klubs zählte, die jedermann sehen will.
Bei den gemeinsamen Fanclub-Aktivitäten schotten sich die "Austrian Irons" aber nicht ab. Wer vorbeischauen will, ist jederzeit willkommen, komplett ungezwungen. "Die erste Frage ist immer: Was muss man machen, um dazuzugehören? Uns ist einfach wichtig, dass die Leute wissen, wie man sich benimmt. Das reicht dann auch schon - und eine Sympathie für West Ham sollte man haben."
Was West Ham besonders macht, ist mit Rapid zu vergleichen
Doch was macht den Verein so kultig? Warum folgen die Wiener nicht wie Millionen von Menschen Klubs wie Man United, City, Chelsea oder Liverpool? Für die Beteiligten ist diese Frage leicht beantwortet.
"Wenn man nach Manchester zu einem Spieltag fährt, findet man kaum Leute, die aus Manchester sind. Wenn du irgendwo in Ost-London unterwegs bist, hast du wirklich die Leute aus der Gegend. Das würde ich sogar ein wenig mit Rapid vergleichen - das ist ein Arbeiterverein, der aus den Docks hochgezogen wurde. Der erste Name war 'Thames Ironworks Football Club' - also es war von der Geschichte her eher nicht die Ober-, sondern die Unterschicht. Dementsprechend versprühen die Leute auch die Leidenschaft, das Bodenständige, den Fußball zu leben - da sehe ich Parallelen zu Rapid", vergleicht der Fanclub-Gründer.

Besonders in den 80er Jahren gingen die Leute aus der Gegend für einen Hungerlohn arbeiten, nur um sich am Wochenende einen Stehplatz leisten zu können. Wie sich die Zeiten geändert haben, offenbaren die aktuellen Ticketpreise in der Premier League, die in den Himmel gewachsen und für viele unleistbar geworden sind.
"Arnautovic war sehr beliebt" - bis zum unrühmlichen Abgang
Wenn man an österreichische Connections zu West Ham denkt, kommt man auch nicht an Marko Arnautovic vorbei. Zwischen 2017 und 2019 schnürte der ÖFB-Teamspieler die Fußballschuhe für die Londoner.
West-Ham-Fans, speziell der Fanclub aus Wien, blicken mit gemischten Gefühlen auf diese Personalie zurück. "Er war generell sehr beliebt - auch bei den Engländern und bei uns natürlich auch. Er hat eigentlich super gespielt, vielleicht war es die beste Zeit seiner Karriere", erinnert sich Dusika, um dann jedoch die Kehrseite der Medaille anzusprechen.
"Der Abgang war dann weniger rühmlich - vor allem hat er sich nach dem aufkommenden Gerücht, dass er nach China geht, noch in einem Interview zum Verein bekannt, dass er unbedingt bleiben will und sein Herz für West Ham schlägt - zwei Monate später war er weg. Da war jedem klar, dass er es nicht wegen dem sportlichen Erfolg, sondern dem Geld macht."

Dementsprechend gemischte Gefühle kamen im vergangenen Frühjahr auf, als ein mögliches Comeback des mittlerweile 32-Jährigen bei den Hammers im Raum stand. "Keiner in der Fan-Szene hätte das gut gefunden", stellt das "Austrian Irons"-Teammitglied klar, um dann doch zu relativieren. "Er hätte extremen Gegenwind gehabt, aber wenn er in den ersten Spielen sieben Tore geschossen hätte, hätte es auch wieder anders ausgeschaut. Aber im Moment wäre er wohl nur Ersatz."
Den Stars wie Declan Rice oder Michail Antonio ganz nah
Weil andere aktuell die gefeierten Helden sind. Allen voran der englische Teamspieler Declan Rice, solange er die Hammer auf der Brust trägt, denn er ist heiß begehrt.
Oder Michail Antonio, der erst vor zwei, drei Jahren vom Außenverteidiger zum Stürmer umfunktioniert wurde, und mit mittlerweile 54 Toren den West-Ham-Torrekord von Paolo di Canio (51) brechen konnte. Ein cooler Typ, der schon mal seine neue Bestmarke mit einer Pappfigur mit seinem Ebenbild und einem Tänzchen feiert oder diesbezüglich meint: "Nicht schlecht für einen Außenverteidiger, oder?"
Besonders nah kam der Wiener West-Ham-Fanclub den Spielern bei den Trainingslagern in Österreich. Ob in Tirol, Altach, Bad Radkersburg oder Ritzing - die eigenen Idole kennenzulernen, war für die Fußball-Fanatiker ein spezielles Erlebnis. Dem in diesem Jahr breiter aufgestellten Kader traut man einiges zu.
Nicht nur den von vielen erwarteten Pflichtsieg gegen Rapid in der Europa League. Ob im Stadion, vor dem TV oder im Klublokal - die "Austrian Irons" werden mit ihren Hammers mitfiebern, so viel steht fest.