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Wende nach EL-Sieg? "Alle Augen sind auf Rapid"

"So konnte es nicht weitergehen." Mentalitätsfrage geklärt. Kick-Off ins Glück?

Wende nach EL-Sieg? Foto: © GEPA

Was nun beim SK Rapid?

War die mannschaftlich geschlossene Leistung beim 2:1-Sieg gegen Dinamo Zagreb (Spielbericht >>>) jener Befreiungsschlag, der die Wende in Rapids verkorkster Saison einläuten kann? Wurde die Mentalitätsfrage endgültig geklärt und bewiesen, dass die Mannschaft unter Trainer Didi Kühbauer weiter intakt ist?

Fragen über Fragen, die alleine durch den starken Auftritt in der Europa-League-Gruppenphase gegen die kroatischen Gäste nicht beantwortet werden können. Es können nur Schlussfolgerungen gezogen werden. Sollte Rapid in jedem Spiel so wie diesmal um jeden Zentimeter kämpfen und die "Einer für alle, alle für einen"-Mentalität an den Tag legen, winken wieder bessere Zeiten.

Trainer Didi Kühbauer imponierte die Vorstellung seiner Jungs, weil sie keinen Zentimeter verloren gaben, die Überzeugung und der Wille bei allen die auf dem Platz standen, angekommen schien. Der Chefcoach weiß aber auch, was nun von Nöten ist, um aus der Eintagsfliege eine dauerhaft anhaltende Zufriedenheit in Grün-Weiß zu schaffen.

"Mentalität ist im Fußball generell sehr wichtig. Wir haben auch in den letzten Wochen gute Spiele gemacht, aber wir haben uns nicht belohnt", ist sich Kühbauer nach dem Schlusspfiff sicher - und holt weiter aus.

"Du kannst national wenig gewinnen"

Der Zusammenhalt war gegen Dinamo Zagreb entscheidend. Der Wille, dass die Mannschaft beweisen will, dass man sie trotz einiger Schwächephasen zuletzt nicht abschreiben darf.

"Heute war es noch wichtiger, weil internationale Spiele noch schwieriger sind als in der nationalen Meisterschaft. Du kannst national wenig gewinnen, weil du oftmals - wie am Sonntag in Hartberg - als Favorit auftreten musst. International ist es so, dass Dinamo Zagreb über uns gestanden ist. Trotzdem haben die Burschen von der ersten Minute an zeigen wollen, dass sie das Spiel gewinnen wollen", lobte Kühbauer die Einstellung und Darbietung seiner Mannschaft.

"Wir haben gewusst: Wenn wir einen Dreier machen, sind wir wieder im Game. Deshalb haben die Burschen genau das getan, was man auf internationaler Ebene machen muss."

In der Bundesliga sind die Probleme bekannt. Nur Platz 8, am vergangenen Sonntag verspielte man trotz 70-minütiger Überlegenheit einen 1:0-Vorsprung und musste sich schlussendlich mit einem Punkt begnügen.

"Wir haben gewusst, dass es so nicht weitergehen kann"

Rapid hatte sich daraufhin selbst gegeißelt und selbstkritisch hinterfragt. Kapitän Maximilian Hofmann, der nun mit Nasenbeinbruch ausfallen wird, urteilte sogar, dass man verblödet sei. Möglicherweise wurde zum richtigen Zeitpunkt Tacheles geredet.

Torschütze Marco Grüll spricht es klar an, dass auf den Schatten Licht folgte, weil man es aufgearbeitet habe. Zudem gibt es eine klare Kampfansage, wie es nun weitergehen müsse:

"Wir haben gewusst, dass es so nicht weitergehen kann. So eine Partie wie in Klagenfurt darst du nie unentschieden spielen, das musst du einfach gewinnen. Das ist einfach dumm gewesen von uns, das muss man auch ganz klar so ansprechen. Aber diesmal hat man gesehen, dass wir viel besser spielen können. Wir müssen das jetzt wirklich auch mal in der Liga zeigen. Am Sonntag wird es Zeit, dass wir unser wahres Gesicht auf den Platz bringen."

Oder wie es Torhüter Paul Gartler nach dem umjubelten Sieg gegen Dinamo Zagreb ausdrückte: "So stellen wir uns das vor. Das war richtig gut, so wollen wir immer auftreten. Aber das Spiel ist schon wieder vorbei. Heute dürfen wir uns noch darüber freuen, dann geht der Blick schon Richtung Hartberg."

"Gibt es bei Rapid ein unwichtiges Spiel? Ich kenne keines"

Die Situation könnte jedoch auch trügerisch sein. Schon nach dem klaren 5:2-Heimsieg im Kellerduell gegen WSG Tirol glaubte man bei den Hütteldorfern, das Schlimmste überstanden zu haben.

Nach der Länderspielpause war das Momentum jedoch wieder dahin, das 1:1 in Klagenfurt der nächste Dämpfer. Ob das Auswärtsspiel in Hartberg nun möglicherweise sogar die wichtigste Partie überhaupt sei, um endlich in einen Lauf zu kommen, wollte Kühbauer nicht bestätigen. Dabei ging er auch nicht näher darauf ein, was ihn zuversichtlich stimme, dass die Wende nun eingeläutet wurde.

"Gibt es bei Rapid ein unwichtiges Spiel? Ich kenne keines", stellte das grün-weiße Idol die Gegenfrage. "In Wahrheit musst du überall gewinnen, ganz gleich wie der Gegner heißt. Deshalb ist der Druck bei uns auch weitaus höher als bei anderen Mannschaften."

Umso erleichterter ist der erfahrene Fußball-Kenner über das Happy End gegen Dinamo Zagreb. "Sie haben heute die Aufgabe erfüllt und ich wollte den Druck auf die Mannschaft eigentlich aufbauen. Mich freut es wirklich ungemein für die Burschen, dass sie sich selbst belohnt haben, weil wir waren in den letzten Wochen oftmals die bessere Mannschaft und haben uns nicht belohnt. Wir haben in den letzten Wochen auch wenig verloren - das muss man auch dazu sagen."

Kick-off ins grün-weiße Glück?

Kühbauer weiß aber ganz genau, dass der Erfolg zwar schön, aber vergänglich ist. Und das die Erwartungshaltung an Rapid ist, nicht in der unteren Tabellenhälfte der Bundesliga herumzugrundeln, sondern klare Favoritensiege einzufahren.

"Aber auf uns sind alle Augen gerichtet. Wir wissen ganz genau, dass wir mehr leisten müssen und dass wir es speziell letzte Woche nicht gut gemacht haben. Ich bin aber kein Vergangenheits-Typ, wir sind im Jetzt und da haben es die Burschen gut gemacht. Aber wenn man in die Zukunft schaut, haben wir auch ein wichtiges Spiel vor der Tür und da wollen wir eine gute Leistung bringen."

Dass der Sieg für den Kopf ganz, ganz wichtig war, musste Kühbauer nicht extra betonen. Rapid hat Mentalität gezeigt und gegen Dinamo Zagreb bewiesen, dass die Mannschaft imstande ist, bessere Leistungen als zuletzt abzuliefern.

Nun geht es nach der geklärten Mentalitätsfrage um die Konstanzfrage. Denn sollte der Ausflug nach Hartberg am Sonntag schief gehen, fängt alles wieder von vorne an. Das will man nach so vielen Anläufen nicht noch einmal durchmachen. Der Sieg gegen Zagreb soll der Kick-Off ins grün-weiße Glück gewesen sein.


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