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Ur-Rapidler spürt neue Harmonie im Team

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Beim SK Rapid ist das Auswärts-Highlight bei Inter Mailand (Do., 21 Uhr im LIVE-Ticker und bei Puls 4) nur der Beginn von richtungsweisenden Wochen. Wettquoten

Wochen, in denen sich herauskristallisiert, inwieweit Trainer Didi Kühbauers Änderungen Wirkung zeigen, in denen die Spieler liefern müssen und die Scharte aus dem Herbst auswetzen müssen.

Maximilian Hofmann hat bei Rapid schon einiges durchgemacht. Seit über 15 Jahren ist er bei Gürn-Weiß, seit 2013 bei den Profis. Der nun 25-jährige Verteidiger hat viele Trainer kommen und gehen gesehen, den einen oder anderen Umbruch erlebt und musste neben Erfolgserlebnissen auch viele Täler durchwandern.

Als Co-Kapitän hat er einen hohen Stellenwert im Team, der aufgrund von Verletzungen aber immer wieder gebremst wurde. Einige Themen brennen ihm jedoch am Herzen. Die Entwicklung unter Kühbauer sieht er positiv, außerdem ist er ein wichtiger Drahtzieher, um die Harmonie im Team zu verbessern.

Im LAOLA1-Interview verrät Maximilian Hofmann, was ein Schritt zu spät gegen Inter-Stars schon ausmachen kann, warum ihm der Dressen-Tausch mit Top-Spielern nie wichtig war, warum Gruppenbildung wie im DFB-Team auch bei Rapid immer vorgebeugt werden muss und warum Salzburg zum Start der richtungsweisenden Wochen genau richtig kommt.

LAOLA1: Rapid ist nach Mailand gereist, um die Sensation möglich zu machen. Kann die Devise nur lauten: Alles oder nichts?

Maximilian Hofmann: Ja! Es wird wahrscheinlich ähnlich sein wie das Hinspiel, das wissen wir. Wir haben nichts zu verlieren. Wenn wir hier ausscheiden, dann ist es so. Natürlich sind wir nicht nur hergeflogen, damit wir uns die Stadt anschauen. Wir haben im Hinspiel gesehen, dass sicher was möglich ist, wenn wir uns was zutrauen und dass Inter auch nicht gerade in einer Top-Form ist. Warum also nicht? Sensationen sind immer schon passiert. Wenn es klappt, würden wir das gerne mitnehmen.

LAOLA1: Die Ausgangsposition mit dem 0:1 ist trügerisch. Wie viel Risiko kann bzw. muss man bei Inter eingehen?

Hofmann: Wenn wir gleich von Anfang an volles Risiko gehen und dann vielleicht das eine oder andere Tor kriegen, dann ist die Sache sowieso gegessen. Aber ich glaube, dass wir wie im Hinspiel hinten wieder sicher stehen müssen, das hat gut funktioniert. Wir dürfen keine dummen Fehler machen und müssen uns nach vorne mehr trauen. Und wenn wir ein Tor machen – egal, ob zum 1:0 oder 1:1 -, dann wird es sicher auch unruhig im Stadion, das wird Inter dann auch merken. Von dem her brauchen wir ein Tor, damit da überhaupt was geht. Aber wir dürfen nicht glauben, dass wir Inter offensiv herspielen können. Es wird ganz schwierig, aber vielleicht ist was möglich.

LAOLA1: Welche Erkenntnisse hast du im Hinspiel gewonnen? Hat dich Inter überrascht oder hast du gespürt, dass sie auch verwundbar sind?

Hofmann: Überrascht nicht. Man hat richtig gemerkt - im Gegensatz zu spanischen Mannschaften, gegen die wir oft gespielt haben -, dass sie defensiv richtig stabil sind, dass sie mit einer guten Mentalität in die Zweikämpfe reingehen, da richtig präsent sind und defensiv, auch wenn wir es über Flanken probiert haben, im Zentrum fast kein Durchkommen ist. Da merkt man schon den italienischen Fußball – taktisch halt richtig gut. Natürlich sind das auch mit dem Ball überragende Einzelspieler. Da ist es schwierig zum Ball zu kommen und ihn zu gewinnen. Aber trotzdem hat man gemerkt, dass es eine Mannschaft ist, die nicht gerne hinterherläuft, wenn wir den Ball haben. Vor allem in ihrem eigenen Stadion könnte das für sie unangenehm werden, sollten wir längere Zeit den Ball halten und sie reindrücken können. Das ist sicher eine Erkenntnis, dass sie das nicht so wollen.

"Unser Ziel war es, und wir haben da auch wirklich viele Stunden investiert und sind auch im Trainingslager lange zusammengesessen, dass wir das besser hinbekommen mit verschiedenen Aktivitäten, auf die ich aber nicht näher eingehen will. Es kommt mir schon vor, dass wir jetzt einfach näher zusammengewachsen sind."

So sorgte Rapid für mehr Harmonie

LAOLA1: Wie bereitest du dich speziell auf solche Gegenspieler mit Star-Niveau vor? In der Bundesliga kennt man die Gegenspieler ganz genau, da gibt es kaum Überraschungen.

Hofmann: Ich bereite mich nicht wirklich anders darauf vor, aber wir haben einen super Videoanalysten, der schickt uns im Vorhinein von jedem einzelnen Spieler Video-Sequenzen. Da schaue ich mir dann natürlich meinen direkten Gegenspieler oder die Stürmer, die in Frage kommen, an. Wie bewegt er sich? Was sind seine Stärken, vielleicht auch Schwächen?  Aber dass ich mich jetzt prinzipiell auf einen Gegner umstelle oder anders einstelle, kommt eigentlich nicht vor.

LAOLA1: Hat man irgendwie im Kopf, dass ein Gegenspieler dieser Qualität einen mit einer Aktion ganz schnell einmal schlecht aussehen lassen kann?

Hofmann: Natürlich sind das hochqualitative Spieler, gar keine Frage. Die können mit ein, zwei Bewegungen, wenn du kurz unachtsam bist, gleich das Spiel entscheiden. So war es im Hinspiel auch. Der Spieler kam auf einmal, es gab Elfer und die Partie war entschieden. Das geht bei solchen Weltklassespielern vielleicht noch einen Tick schneller, aber ich mache mir keine Sorgen oder habe deswegen Angst. Für mich ist es ein Gegenspieler wie jeder andere, gegen den ich bestehen muss – wie in der Bundesliga. Deswegen spielt auch jeder von uns, dass er sich mit solchen Spielern messen kann. Das taugt mir, ich freue mich darauf.

LAOLA1: Hattest du dich auf ein Duell mit Mauro Icardi gefreut? Ist sein Fehlen nun ein Vorteil oder merkt man aufgrund der großen Kaderdichte bei Inter kaum Unterschiede?

Hofmann: Mir ist das wirklich egal, ich freue mich auch nicht wirklich auf einen bestimmten Spieler. Ich bin nie einer gewesen, der große Vorbilder hatte, gegen die ich unbedingt spielen oder mit dem ich unbedingt Dress tauschen wollte. Ob Icardi oder ein anderer spielt – das macht für mich keinen Unterschied.

LAOLA1: Du selbst bist derzeit wieder obenauf und bist gesetzt – auch durch die neuerliche Verletzung von Christopher Dibon. Sollte das aufgrund vieler Rückschläge nun einmal wieder über einen längeren Zeitraum so bleiben?

Hofmann: Hoffentlich! Der Herbst war mit drei Verletzungen für mich persönlich alles andere als gut. Ich bin gut in die Vorbereitung im Sommer gestartet, habe dann noch die ersten Spiele machen können, bis ich mich leider verletzt habe. Dann war es natürlich schwierig, weil viele Spiele waren und es die Mannschaft dann auch im Europacup gut gemacht hat. Nach dem Salzburg-Match, in dem ich ein Tor gemacht und gut gespielt habe, habe ich mich dann wieder eine längere Zeit verletzt. Es ist einfach mühsam, jedes Mal wieder zurückkommen zu müssen. Der Herbst war leider von den Verletzungen geprägt. Ich hoffe natürlich, dass ich im Frühjahr verletzungsfrei bleiben und mehr Spiele machen kann, dann ist auch die Form besser und anhaltender, als wenn man immer eine Reha machen muss. Es schaut jetzt mal positiv aus. Ich habe die Vorbereitung mitmachen können, die ersten Spiele waren okay – so kann es weitergehen.

LAOLA1: Ist die Mannschaft unter Kühbauer jetzt auch wieder harmonischer? Es gab viele Neuzugänge im Sommer aus verschiedenen Ländern, unterschiedliche Charaktere, es wirkte alles nicht so homogen. Siehst du es auch als Co-Kapitän als deine Aufgabe, die Gruppe wieder dahingehend zu stärken?

Hofmann: Das ist auf jeden Fall eine Aufgabe. Es wurde auch in Deutschland vor der WM viel von Gruppenbildung und Ähnlichem gesprochen. Natürlich ist es so, wenn vier Spieler aus Ex-Jugoslawien kommen, dass sie mehr miteinander machen oder in ihrer Sprache reden. Wir haben ja auch viele Österreicher mit anderen Wurzeln, die wir integrieren müssen. Unser Ziel war es, und wir haben da auch wirklich viele Stunden investiert und sind auch im Trainingslager lange zusammengesessen, dass wir das besser hinbekommen mit verschiedenen Aktivitäten, auf die ich aber nicht näher eingehen will. Es kommt mir schon vor, dass wir jetzt einfach näher zusammengewachsen sind. Es waren doch einige Spieler, die im Sommer ganz neu dazugekommen sind – von Vereinen, die zum Teil schon viel größer waren und die so eine Art Rückschritt gemacht haben. Bei denen ging es dann am Anfang schon darum, ihnen einzuimpfen, wofür Rapid steht und ihnen das klar zu machen. Aber ich glaube, wir haben das jetzt alle gut hinbekommen. Wir sind jetzt ein halbes Jahr beisammen, besser als im Sommer ist es jetzt auf jeden Fall.

LAOLA1: Diese Umbrüche schaden in vielerlei Hinsicht. Anders wäre es auch dir sicher lieber, wenn man wieder konstant über einen längeren Zeitraum unverändert arbeiten könnte.

Hofmann: Natürlich, so wie damals. Wenn man eine gute Saison spielt, dann kommen natürlich ausländische Klubs und jeden reizt es, ins Ausland zu gehen - das ist ganz klar. Florian Kainz, Robert Beric oder danach Louis Schaub – das waren alles Top-Spieler, die jetzt überall bei guten Vereinen spielen. Wenn die über einen längeren Zeitraum zusammenspielen, dann ist es natürlich einfacher. Aber das ist bei jedem Verein – vor allem in Österreich – so und darauf muss man sich einstellen. Das ist nichts Neues. In den vergangenen Jahren hat es vielleicht besser funktioniert, jetzt nicht so gut, weil ein größerer Umbruch war. Jetzt müssen wir einfach schauen, dass wir das als Mannschaft besser hinbekommen.

LAOLA1: Nach Inter geht es zurück in den Alltag Bundesliga. In den verbleibenen vier Spielen des Grunddurchgangs geht es noch ums obere Playoff. Gibt es für dich noch eine realistische Chance oder wie geht man an die Aufgabe heran?

Hofmann: Ich glaube schon daran. Meiner Meinung nach wird viel nach dem ersten Spiel entschieden.

LAOLA1: Da geht es bekanntlich gegen niemand geringeren als RB Salzburg.

Hofmann: Ja, für mich kommen sie aber gerade zum richtigen Zeitpunkt.  Auch die Europa-League-Spiele davor dürfen keine Ausrede sein. Gegen Salzburg war es wirklich – bis auf das eine Spiel im letzten Jahr – immer eng. Da waren wir daheim oder auswärts immer nah dran. Jetzt haben wir es uns endlich mal verdient, sie zu schlagen. Das Potenzial haben wir. Gegen Salzburg – gegen das man niemanden motivieren braucht – werden wir alles reinhauen, vielleicht vor einem vollem Haus. Wenn wir das gewinnen, kann das für die nächsten drei Runden ein zusätzlicher Motivationsschub werden. Wenn wir die zwölf Punkte machen, sehe ich durchaus die Chancen, dass wir es schaffen. Wenn es nicht so ist, werden wir es auch nehmen. Aber ich bin positiv gestimmt, dass wir es schaffen können, wenn die anderen auch mitspielen. Aufgeben werden wir auf keinen Fall.



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