Endstand
2:0
1:0, 1:0
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Tränen bei Sturm nach Novum! EL-Aus "tut extrem weh"

Noch nie schied ein Team mit 8 Punkten als Letzter aus! Sturm trifft Knockout statt K.o.-Phase hart, doch die Niederlage soll auch die Grazer stärker machen.

Tränen bei Sturm nach Novum! EL-Aus Foto: © GEPA

Der SK Sturm Graz musste am eigenen Leib verspüren, wie bitter und grausam der Fußball sein kann.

Noch nie zuvor schied ein Team in einem UEFA-Bewerb mit acht Punkten als Gruppenletzter aus - eine traurige Premiere für die schwarz-weißen Kicker, die nach dem 0:2 beim FC Midtjylland (Spielbericht >>>) noch am Rasen in Tränen ausbrachen und es nicht fassen konnten (Einzelkritik >>>).

Vor allem auch deshalb, weil im Parallelspiel Feyenoord Lazio Rom mit 1:0 besiegte und Sturm damit endgültig ans Tabellenende spülte. Auch Trainer Christian Ilzer wurde von den Emotionen übermannt und rang bei "ServusTV" nach Worten.

"Es überwiegt die Enttäuschung! Wir haben hier eine Riesen-Chance liegen gelassen. Wir haben den einen Fehler zu viel gemacht. Wir haben es im Detail heute nicht geschafft, das Momentum auf unsere Seite zu ziehen", war der Erfolgstrainer schwer getroffen.

"Tut umso mehr weh, wenn man nah dran an etwas Historischem ist"

Yusuf Gazibegovic stellte sich nach den emotionalen 90 Minuten, drückte aber das aus, was sich wohl alle innerhalb der Mannschaft nach dem Schlusspfiff gedacht haben: "Es tut extrem weh!"

"Wir wussten, dass es komplett vorbei sein kann, wenn wir verlieren. Wenn man weiß, dass man so nah dran an etwas Historischem ist, dann tut es umso mehr weh. Wir verabschieden uns mit einem schmerzhaften Gefühl", trauerte der Rechtsverteidiger der vergebenen Möglichkeit nach.

Auch Torhüter Jörg Siebenhandl haderte vor allem mit der Gruppen-Konstellation. Jedes weitere Tor hätte die Tabelle wieder komplett anders durcheinanderwürfeln können. Am Ende lief an diesem November-Abend aber alles gegen Sturm, obwohl selbst der Gruppensieg am letzten Spieltag noch möglich war.

"Wir haben es selber in der Hand gehabt, in der anderen Partie läuft es auch genau so, dass wir jetzt draußen sind" - doch der Routinier zwischen den Pfosten merkte schon an, dass Sturm "noch zwingender" sein hätte müssen, um Punkte aus Midtjylland zu entführen. Schon ein Zähler hätte gereicht.

"Die Enttäuschung ist riesengroß"

So standen am Ende alle vier Teams mit acht Punkten da - und das 0:6 bei Feyenoord wurde den Grazern aufgrund des schlechtesten Torverhältnisses zum Verhängnis.

"Die Enttäuschung ist riesengroß. Wenn du mit acht Punkten in dieser Gruppe ausscheidest, tut es natürlich weh. Wir haben heute Kleinigkeiten nicht gut gemacht, das hat man auch bei den Toren gesehen. Wir hatten die erste große Chance durch Kiteishvili - die muss man auf diesem Niveau nutzen", ärgerte sich auch Sportdirektor Andreas Schicker, der das Erfolgskonstrukt gemeinsam mit Ilzer aufgebaut hat.

Wie es Siebenhandl auf den Punkt brachte, waren aber vier geschossene Tore bei zehn Gegentoren schlussendlich zu wenig, um sich in dieser Gruppe durchzusetzen. Auch gegen Midtjylland hätte mehr Effizienz bei frühen Chancen den Spielverlauf dramatisch beeinflussen können.

"Wir haben genug Chancen gehabt, dass dieses Spiel anders ausgeht. Wir haben diese Chancen nicht genutzt, haben zwei bittere Tore kassiert und gehen hier als Verlierer vom Platz. Wenn du so spielst, ist es international zu wenig. Wir sind sehr enttäuscht", fand Ersatzkapitän Jon Gorenc-Stankovic harte, aber ehrliche Worte.

"Nicht die Energie gefunden, diese Sanduhr zu zerschmettern"

Großartige Leistungen gegen Lazio, Feyenoord und auch Midtjylland ließen den Traum vom erstmaligen Einzug in eine Europacup-K.o.-Phase seit 2000/01 unter Ivica Osim reifen. Nur noch ein Schritt hätte gesetzt werden müssen.

"Es wäre für den Verein unglaublich gewesen, wenn man da überwintert. Die Mannschaft hätte sich das absolut verdient. Am Ende weiß ich, dass wir das wieder hinkriegen, weil die Mannschaft einfach einen großartigen Charakter hat", dachte Schicker schon an den Verarbeitungsprozess.

Ilzer bemühte einen eher bildlichen Vergleich der unzufriedenstellenden Situation. "Es fehlt nicht viel, aber wie in einer Sanduhr ist die große Chance runtergeronnen. Wir haben nicht die nötige Energie gefunden, um diese Sanduhr zu zerschmettern."

Ilzer weiters: "Wir haben viel investiert, wirklich eine sehr gute Gruppenphase gespielt, aber im Moment überwiegt die Enttäuschung. Bitter, wenn du dann mit leeren Händen dastehst." Doch auch der Chefbetreuer weiß, dass es sein Job ist, die Mannschaft nun wieder aufzurichten.

Siebenhandl: "Das muss unsere Motivation sein"

Siebenhandl, der im Jänner seinen 33. Geburtstag feiert, denkt da aber ein bisschen anders. Schließlich ist es keine Selbstverständlichkeit, auch in Zukunft jedes Mal um den Aufstieg in die K.o.-Phase aufzusteigen.

Deshalb meinte er: "Keiner weiß, wie oft er noch die Chance hat, in der Europa League zu überwintern. Die jungen Spieler sicher, aber ich würde mich freuen, wenn ich noch mal die Chance bekomme und wir es besser machen, um zu überwintern, weil es für den Verein und die Fans eine Riesensache ist."

Trotzdem weiß der Sturm-Rückhalt: "Das ist jetzt sehr bitter. Aber wir sind eine Mansnchaft, die nicht aufgibt, wir haben noch viele andere Sachen vor."

Dabei ergänzte er: "Wir müssen es so schnell wie möglich abhaken, Fußball ist so schnelllebig. Wir haben jetzt noch zwei Spiele, da geht es auch um sehr viel. So bitter es ist, das gehört zum Leben dazu. Niederlagen machen dich am Ende auch stärker, andere Sportler sind auch zurückgekommen. Das muss unsere Motivation sein."

Auch Sportchef Schicker ist davon überzeugt, dass das Team nicht an diesem Rückschlag zerbricht: "Ich weiß, dass wir das wieder hinkriegen, weil die Mannschaft einen großartigen Charakter hat."

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