Das dänische Mitteljütland rüttelt für Sturm Graz zum Auftakt der Fußball-Europa-League unliebsame Erinnerungen wach. Nach einem 0:2 beim FC Midtjylland schieden die Grazer im November 2022 aufgrund einer völlig verrückten Konstellation als Letzter der Europa-League-Vierergruppe aus dem Europacup aus - trotz acht Punkten. Am Mittwoch gastiert Österreichs Meister erneut in Herning, auch um sein Schmerzgedächtnis zu überschreiben. Otar Kiteishvili fehlt aus familiären Gründen.
Der Georgier, der wieder fit ist und vermutlich in der Startelf gestanden wäre, reiste in seine georgische Heimat. "Der Ausfall ist sehr schmerzhaft. Seine Qualitäten sind ja bekannt", sagte Cheftrainer Jürgen Säumel, der erst Dienstagfrüh vor dem Abflug nach Aarhus Bescheid erhielt. "Das müssen jetzt andere auffangen." Der angeschlagene Jon Gorenc Stankovic machte hingegen das Mannschaftstraining mit und ist einsatzbereit.
Sturm tankt durch Bundesliga-Sieg Selbstvertrauen
Sturm holte sich am Samstag mit einem 2:0-Sieg in der Bundesliga gegen früh dezimierte Salzburger Selbstvertrauen. "Wobei wir nach dem 2:0 in der 50. Minute nur das Nötigste gemacht haben und zu stark zurückgeschraubt haben. Wir haben das Spiel aber gut aufgearbeitet", erklärte Säumel.
"Uns erwartet morgen ein anderer Gegner, mit anderen Stärken, mit einer anderen Spielidee." Midtjylland spiele "viel über die Flügel, mit Spielern, die die Eins-gegen-eins-Situationen suchen". Man müsse die Duelle "ab der ersten Minute" annehmen.
"Wir haben super Spiele vor uns, super Gegner. Natürlich wollen wir jedes Spiel gewinnen, aber zumindest morgen ein gutes Spiel machen", meinte Stankovic. "Midtjylland ist eine gute Mannschaft, mit guten Einzelspielern." Stürmer Maurice Malone bestreitet am Mittwoch (18.45 Uhr/live ServusTV, Sky) sein erstes Spiel überhaupt in einer Ligaphase. "Ich bin gespannt, was wir erreichen können", sagte der Ex-Austrianer.
Attraktive Gegner für SK Sturm
Die weiteren Europa-League-Gegner sind mit den beiden Glasgower Clubs Celtic und Rangers, Nottingham Forest, Feyenoord, Roter Stern und Panathinaikos schillernd. Weniger glamourös ist nur der Name des achten Kontrahenten - Brann Bergen. Das Herkunftsland Norwegen allein weckt bei Sturm jedoch negative Assoziationen: Im Champions-League-Play-off war nach einem 0:5 schon nach dem Hinspiel gegen Bodö/Glimt praktisch alles klar, der 2:1-Sieg in Klagenfurt war nach der Watsche lediglich kosmetischer Natur.
In der Europa League hoffen die Grazer anders aufzutreten. "Natürlich ist jedes internationale Spiel ein wichtiger Erfahrungswert für uns, für jeden unserer Spieler. Wir haben die Lehren aus den Spielen gegen Glimt gezogen", sagte Säumel. "Wir freuen uns auf diese Spiele, und wir fahren nach Dänemark, um zu gewinnen." Geschäftsführer Wirtschaft Thomas Tebbich fügte hinzu: "Im Norden ist es immer schwer zu spielen, aber wir haben mit Midtjylland noch eine Rechnung offen."
Midtjyllands Erfolg durch datengestützten Fußball
Midtjylland erlangte durch seine Datengetriebenheit vor Jahren internationale Beachtung. Big Data ist im Profifußball längst nicht mehr wegzudenken, in Verbindung mit Künstlicher Intelligenz (KI) nahm diese Entwicklung noch einmal rasant zu. Seit Sommer werden die Jütländer vom kurzzeitigen Dortmunder Interimscoach Mike Tullberg trainiert.
Der langjährige Spielerentwickler des BVB ist Däne und möchte in seiner Heimat den nächsten Karriereschritt gehen. "Hier stimmen die Werte und Ambitionen mit meinen eigenen überein. Ich glaube, dass wir die Entwicklung einzelner Spieler mit dem Ehrgeiz verbinden können, Fußballspiele zu gewinnen."