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Rapid nach EL-Aufstieg: Bitte nur keine Spanier!

Aufstieg bringt Veränderungen. Kühbauer schaffte auch ohne Zaubertrank Wandel.

Rapid nach EL-Aufstieg: Bitte nur keine Spanier! Foto: © GEPA

Es war nach längerer Zeit wieder einmal eine dieser denkwürdigen Nächte in Wien-Hütteldorf.

Der SK Rapid schaffte mit dem 1:0-Heimerfolg gegen die Glasgow Rangers dank Goldtorschütze Dejan Ljubicic zum zweiten Mal nach 2015/16 den Aufstieg ins Sechzehntelfinale der Europa League.

Vor drei Jahren endete damals aber die Reise abrupt, mit einem 0:6 in Valencia und einem 0:4 daheim. Diesmal will man sich besser präsentieren. Deshalb meint Kapitän Stefan Schwab angesprochen auf ein Wunschlos: "Ganz wichtig ist: Keine Spanier!"

Chelsea, Napoli, "aber Sevilla brauchen wir schon gar nicht"

Denn neben Valencia bekam es Rapid in den vergangenen Jahren immer wieder mal mit Teams der iberischen Halbinsel zu tun, meist mit mäßígem Erfolg. Auch diesmal spielte man in der Gruppe gegen Villarreal, schon zum zweiten Mal. In der letzten EL-Saison wartete Athletic Bilbao.

"Spanische Teams haben wir jetzt zuhauf gehabt. Bis auf Sevilla haben wir jetzt alle gehabt - und die brauchen wir schon gar nicht. Chelsea oder Napoli wären Teams, die ich mir wünschen würde, weil es einfach richtig geil ist, auch dort Auswärtsspiele zu haben. Andererseits ist es natürlich auch schön, wenn man einen Gegner kriegt, wo man auch sehr gute Chancen hat. Das heißt nicht, dass man gegen die Großen chancenlos ist, aber da braucht man natürlich überragende Tage", begründet Schwab seine "Abneigung" gegen Teams aus dem Weltmeisterland von 2010 und dem Europameisterland von 2008 und 2012.

Besonders die englischen und italienischen Gegner sind für Rapid reizvoll. Auch Goldtorschütze Ljubicic wünscht sich ein Team von der "Insel" - aus einem ganz besonderen Grund. "Ich will gegen Chelsea spielen. Gegen einen meiner Lieblingsspieler, Mateo Kovacic, zu spielen, wäre für mich großartig."

Das kann aber ohnehin keiner beeinflussen. Deshalb lässt sich Trainer Didi Kühbauer gar nicht auf dieses Spielchen ein, weiß aber, was Rapid erwartet - egal gegen welchen Gegner. "Wunschgegner? Das ist mir jetzt gleich, aber die Gegner werden natürlich alle schwieriger. Alles was kommt, ist eine Draufgabe, aber wir werden alles tun, um uns auch da gut zu präsentieren."

Am Montag um 13 Uhr steigt die Spannung in Nyon. Dann nämlich erfährt der SK Rapid, welcher Kontrahent sich den Hütteldorfern in der Runde der letzten 32 Teams entgegenstellt. Das sind die möglichen Gegner:

Mögliche Gegner im Sechzehntelfinale
Eintracht Frankfurt KRC Genk FC Sevilla Dynamo Kiew
FC Chelsea Zenit St. Petersburg Dinamo Zagreb FC Arsenal
SSC Napoli FC Valencia Inter Mailand Benfica Lissabon
Bayer Leverkusen Real Betis

Das zweite Mal ist schöner als das erste Mal

Egal wie der Gegner im Endeffekt heißt, man wird danach zwei Monate Zeit haben, sich auf die nächste internationale Prüfung vorzubereiten. Dabei wird man die Erfahrungen des ersten Überwinterns in diesem Bewerb mit Sicherheit nicht außer Acht lassen.

Für Schwab, der schon damals dabei war, ist der erneute Einzug in die K.o.-Phase sogar noch schöner als damals: "Beim ersten Mal ist es sicher ein richtig geiles Gefühl. Aber das ein zweites Mal zu schaffen und zu bestätigen, ist wunderschön und sicher noch einmal höher einzuschätzen, weil wir heuer in der Liga solche Probleme haben."

Früherer Frühjahrsstart durch EL-Aufstieg

Zwei Monate bis zur nächsten Runde klingen lang, sind sie aber nicht. Rapid wird sogar früher als geplant in die Vorbereitung starten müssen, da das Duell im Sechzehntelfinale bereits vor dem Frühjahrsstart in der Bundesliga erfolgt - nicht unbedingt ein Vorteil aufgrund der fehlenden Spielpraxis.

Das Hinspiel steigt am 14. Februar, das Rückspiel eine Woche später am 21. Februar. Das wird nicht nur Auswirkungen auf Rapids Viertelfinal-Duell gegen den TSV Hartberg haben, das für 16. Februar geplant ist, sondern auch auf den Bundesliga-Start am 23. Februar.

Schwab hält dazu fest: "Da muss man halt dann einmal vier, fünf Tage früher anfangen, aber das ist kein Problem. Diese Chance zu nützen, wenn man dann über den Winter im Europacup dabei sein kann, ist einfach nur schön. Es gibt nicht mehr viele, die das erleben dürfen. Von dem her sind wir froh, dass wir im Frühjahr dabei sind und ich sehe das nur positiv."

Rapid genießt den Moment, das hat sich das Team verdient. Nicht nur sportlich, auch finanziell ein großer Erfolg. Bisher haben die Wiener in dieser Saison allein aus UEFA-Prämien laut Geschäftsführer Christoph Peschek 5,82 Millionen Euro kassiert, dazu kommen Einnahmen aus dem Marktpool und den Heimspielen.

Jubelstimmung also in Hütteldorf, auch wenn alle Beteiligten wissen, dass am Sonntag im Wiener Derby gegen die Austria verlieren verboten ist, sonst lässt sich die Achterbahnfahrt in der Liga nicht mehr länger durch den internationalen Erfolg kaschieren.

Europa League ist dann doch etwas anderes 

Schwab weiß: "Wett macht das die Saison sicher nicht, aber es gibt uns und den Fans, die sind ja auch gebeutelt, ein bisschen was zurück. Es ist sicher nicht unser Anspruch, dass wir in der Bundesliga herumgurken. Aber wir sind es, denen das Kopfzerbrechen bereitet und denen es nicht gut damit geht. Es ist nicht so, dass das irgendwem wurscht ist in der Mannschaft. Das ist absolut nicht der Fall. Wir versuchen viel, überlegen viel, sitzen oft mit der Mannschaft zusammen und arbeiten viel um den Turnaround zu schaffen."

Trotzdem taten die Europa-League-Auftritte der Mannschaft sichtlich gut. Ohne viel Druck und geringer Erwartungshaltung wuchs die Mannschaft teilweise über sich hinaus und fuhr nicht umsonst die meisten Siege in der Gruppe G ein, auch wenn es schlussendlich "nur" für Platz zwei reichte.

Auch die Rapid-Fans zeigten sich international von ihrer besten Seite in puncto Support, was Schwab ins Schwärmen brachte: "Sensationell. Einfach die ganze Europacup-Saison war nur ein Gänsehautgefühl. Das macht einfach richtig Spaß im Europacup auch zu Hause zu spielen, das müssen wir in der Liga auch ummünzen."

Dieser Ansicht ist auch Kühbauer. Das Erreichte erfüllte ihn mit Stolz, seinen Spielern sprach er ein Riesen-Lob aus, weil sie trotz des Wissens, dass ein Remis gegen die Rangers zum Aufstieg reicht, 90 Minuten dagegen gehalten haben und sich mit dem Sieg sogar noch belohnt haben.

"Kein Zaubertrank", aber ein Mentalitätswandel 

Auch für den Trainer war es das bisher größte Erlebnis auf der Trainerbank. "Es ist ein unglaubliches Gefühl. Wir sind jetzt aufgestiegen und für mich auch absolut verdient", so jener Mann, der noch vor drei Monaten den SKN St. Pölten betreute und nun im Europacup aufzeigt.

Besonders beachtlich an diesem Abend war, dass die Mannschaft den Kampf angenommen hatte und vor allem körperlich keinerlei Schwächen mit Fortlauf der Partie zeigte. Das war nicht nur zuletzt oft in der Liga der Fall, sondern auch im Hinspiel in Glasgow das große Manko.

"Es ist einfach so, dass ich ihnen das schon mitgeben will. Diese hundert Prozent müssen sie abrufen, sonst geht es nicht. Wenn einer fertig ist, wird er vom Platz genommen. Ich wollte nie, dass sie nur an die 80 Prozent herangehen, sondern immer an die 100 Prozent. Seit ich gekommen bin, haben sie das besser umgesetzt. Es ist jetzt nicht so, dass ich einen Zaubertrank habe, sondern die Mentalität ist besser geworden. Das muss aber noch besser werden."

Kühbauer freut sich aber nicht nur für seine Jungs, sondern auch für sich selbst. Nach dem schwierigen Start hätten wohl nur wenige geglaubt, dass er Goran Djuricins Vermächtnis nach dessen Qualifikation für die Gruppenphase und dem Sieg gegen Spartak Moskau mit dieser Mannschaft erfolgreich zu Ende führen könnte und sogar den Aufstieg schafft.

Deshalb ist es auch für den Neo-Rapid-Coach ein außergewöhnlicher Moment: "Natürlich ist es für meine Person eine unglaubliche Geschichte, es hat ja am Anfang nicht so danach ausgeschaut. Mein erstes Spiel haben wir 1:3 verloren (Anm: in Glasgow), dann sind wir in Spanien abgezogen worden (Anm: 0:5 bei Villarreal), aber die Jungs sind super zurückgekommen. Die Jungs hinten haben das Spiel entschieden. Wir haben wirklich dagegenhalten, das ist ein sehr wichtiges Element im Fußball. Sie haben das gut umgesetzt. Ich freue mich einfach, für mich, die Jungs und den ganzen Klub."

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