news

Rapid: "Brav ist international zu wenig"

Rapid war in der Europa League zu grün hinter den Ohren - was international fehlte:

Rapid:

Wie ist das Scheitern des SK Rapid in der Europa League richtig einzuordnen?

Ein schwieriges Unterfangen, denn die Meinungen gehen weit auseinander. Kritiker fanden in Rapids 2:2 im "Finale" um den Aufstieg ins Sechzehntelfinale gegen Molde (Spielbericht>>>) ein gefundenes Fressen, andere sprachen sogar von einer Blamage. Doch auch Didi Kühbauer hatte recht, indem er meinte, dass den Gegnern in der äußeren Wahrnehmung nicht genug Respekt gezollt wurde.

In einer Gruppe mit Arsenal war Platz eins nie ein ernsthaftes Thema, gegen Dundalk mühte man sich zwei Mal unnötig, fuhr jedoch die zwei Pflichtsiege ein. Somit kam es so, wie schon im Vorfeld prognostiziert: Gegen Molde ging es um Platz 2.

Auf der einen Seite konnte Rapid in beiden Spielen gegen die Norweger nicht zur Top-Form auflaufen. Auf der anderen Seite überraschte der Gegner mit gepflegtem Fußball - nicht umsonst sah Jan-Aage Fjörtoft bei Molde eine neue goldene Generation wie davor bei Rosenborg Trondheim heranreifen.

Doch wie ordnet Rapid selbst das Aus in der Gruppenphase nach dem Remis im hochstilisierten Endspiel gegen Molde ein? "Wir haben es brav gemacht, aber brav ist international zu wenig", stellte Rapid-Trainer Kühbauer klar.

"Das muss jeder Spieler mitnehmen"

Man habe es sich selbst zuzuschreiben, wie es schlussendlich gekommen ist - international wohlgemerkt. Denn alles lässt sich der 49-jährige Burgenländer nicht schlecht reden. Man sei auch weit davon entfernt, alles in Frage zu stellen.

Ein gewisser Lernprozess wird nach dem Erlebten aber mit Sicherheit eintreten, die eine oder andere positive Erfahrung kann man ebenso mitnehmen wie die negativen.

Kühbauer gibt seinen Spielern deshalb folgende Aufgabe mit auf den Weg: "Was wir auf jeden Fall mitnehmen müssen, ist, dass man in sechs Spielen auf sehr hohem Niveau spielen muss. Da reicht es nicht wie manchmal in Österreich - und das meine ich nicht abwertend - dass man auch einmal runterfährt. Du musst auf einem guten bis sehr guten Niveau spielen, weil einfach die körperlichen Zweikämpfe weit anders geführt werden wie national."

Gerade gegen Molde hat man zwei Mal gesehen, dass es mit einer Leistung weit entfernt von hundert Prozent nicht funktioniert. "Das muss jeder Spieler mitnehmen, dass du in diesen Spielen, in diesen 90 Minuten da sein musst. Und da gibt es auch keine Ausreden, weil da hast du sechs Spiele und da brauchst du Punkte."

"Wenn mich das aus der Bahn werfen würde..."

Die Enttäuschung, nicht zum dritten Mal in der Europa League zu überwintern, ist verständlicherweise groß. Die Möglichkeit war da, das Endspiel hatten sich die Wiener selbst verdient, doch das Verpassen der K.o.-Phase traf alle Beteiligten dann umso mehr.

Auch Kühbauer, der davor noch guten Mutes und überzeugt war, dass seine Mannschaft auf dieses "Finale" gegen Molde brennt. Gesehen hat man davon jedoch zu wenig. Auf die Frage, ob es für ihn selbst emotional die größte Enttäuschung als Trainer sei, obwohl er als Spieler und Coach schon so viel erlebt hat, gibt sich der Ex-Profi zurückhaltend.

"Die Gründe habe ich gesagt, warum es nicht gereicht hat: Weil wir es in den zwei Spielen nicht so gut gemacht haben wie Molde. Das hat dazu geführt, dass wir jetzt ausgeschieden sind", bezieht sich Kühbauer anfangs noch auf die Niederlage in Norwegen und das Remis im Allianz Stadion.

Allgemein gesehen muss er die Enttäuschung jedoch relativieren. "Aber im Leben gibt es so viele Aufgaben. Wenn das mich oder die Mannschaft aus der Bahn werfen würde, wäre das der falsche Weg. Es gibt weit schlimmere Dinge, es ist nur Fußball. Trotzdem bedeutet der Fußball mir und der Mannschaft sehr viel und wir hätten es uns wirklich gewünscht, in der Europa League zu überwintern. Deshalb wird uns das nur eine Leichte (Anm.: Watsch'n, Rückschlag) mitgeben, aber wir stehen wieder auf, da mache ich mir keine Sorgen."

Angespannte Situation: "Haben nicht Kader wie LASK oder Salzburg"

Eigentlich wollte sich der Trainer bei seiner Analyse das Fass der Belastungen im Herbst nicht erneut aufmachen, doch er kommt um das Thema nicht herum. Denn noch immer stehen drei Spiele bis zur Winterpause aus, die Europa League hat ihre Opfer gefordert. Mehrfach betont er jedoch, dass er dies keineswegs als Ausrede gelten lassen will.

"Wir wissen ganz genau, dass die Personalsituation sehr angespannt ist - das darf man nicht vergessen. Ohne es als Ausrede zu nehmen, ist die Situation seit März - oder davor schon - immer angespannt, weil wir immer improvisieren mussten. Wenn du das über Monate machen musst, fehlt dir hinten raus was", weiß Kühbauer, dass die Mannschaft schon am Zahnfleisch geht.

"Viele Spieler müssen dann öfter spielen, weil wir nicht diesen großen Kader haben wie zum Beispiel der LASK, auch wenn sie oft mit den gleichen Spielern spielen, aber sie haben die Möglichkeit zu wechseln. Und von Salzburg rede ich gar nicht. Das ist bei uns schon sehr schwierig. Aber ich mache mir jetzt keine Sorgen", führt der Coach ausführlich aus. Dabei spielt er etwa auf die Verletzung von Kapitän Dejan Ljubicic an, den man ein, zwei Spiele ersetzen kann, aber nicht länger. Oder auch ein Taxiarchis Fountas, der derzeit keinen Rhythmus hat, sei ein enorm wichtiger Spieler, der zuletzt fehlte.

Was das nun für die verbleibenden Aufgaben bedeutet? Am Wochenende geht es daheim gegen WSG Tirol, dann folgt ein weiteres "Endspiel" in der 3. ÖFB-Cup-Runde auswärts bei RB Salzburg, ehe am letzten Bundesliga-Spieltag die Admira auswärts wartet. "Wir sind jetzt ausgeschieden, wissen warum, aber in der Meisterschaft gibt es noch immer die Möglichkeit, dass wir vorne dabei bleiben. Wenn man die Situation bei uns seit Monaten sieht, machen es die Jungs gut. Aber trotzdem sind wir nicht weiter, das tut mir weh, und jedem Spieler und Rapid-Fan sicher auch", fasst Kühbauer zusammen.

"International hat uns das Quäntchen gefehlt"

Noch ein paar Stunden wird man sich der Europa League in der Nachbetrachtung und Analyse widmen. Prinzipiell war das Kapitel für den Chefbetreuer mit dem Schlusspfiff geschlossen, da man das Scheitern ohnehin nicht mehr ändern kann.

"Wenn man die Europa League hernimmt, haben wir es nicht geschafft. Den Schuh müssen wir uns anziehen. Wenn aber jemand national ein Problem mit uns hat, würde ich das nicht verstehen", lässt Kühbauer keine generelle Kritik an den Leistungen der Herbstsaison gelten. "Bis zu diesem Zeitpunkt waren das wirklich gute Leistungen."

Im Frühjahr kann man sich gezielter auf die Meisterschaft konzentrieren. Ob der Cup als Zuckerl bleibt, hängt davon ab, ob man RB Salzburg nach zwei Cup-Siegen in Folge vorzeitig aus dem Bewerb kicken kann. Die Trauer über das beendete Europacup-Abenteuer wird somit schnell ad acta gelegt werden müssen.

Deshalb meint Kühbauer abschließend: "Wir werden jetzt nicht alles in Frage stellen, dafür haben wir es national zu gut gemacht. International hat uns das Quäntchen gefehlt."

Kommentare