Schon nach der Pleite gegen Ferencvaros erklärte Letsch sinngemäß, im erst 18-jährigen Franzosen einen hochtalentierten Spieler zu sehen, der sich aber viel zu einfach von Fehlern aus der Bann bringen lässt.
Am vergangenen Donnerstag sah Gadou beim 2:1 nicht allzu gut aus und spielte danach binnen kurzer Zeit gleich drei Mal (!) direkt in gegnerische Beine, schüttelte dazwischen aber auch einen sensationellen Pass auf Yorbe Vertessen, den der Belgier eigentlich in ein Tor ummünzen hätte müssen, aus dem Knöchel.
"Phasen, in denen wir nachlässig sind"
Gadou ist freilich aber nicht allein- oder gar hauptverantwortlich für die Pleite in Bologna. Mit Ausnahme von Rasmussen stellten sich auch die restlichen beiden Mitglieder der Viererkette teils inferior an, von den Sechsern und den Flügelspielern kam zu wenig Unterstützung in der Rückwärtsbewegung.
Zwar sei seine Mannschaft speziell im Pressing immer wieder richtig giftig und lästig gewesen, "aber dann haben wir einfach Phasen, in denen wir nachlässig sind, in denen wir hinterherlaufen und uns auch individuell nicht so clever anstellen, das muss man ganz klar sagen", seufzt Letsch.
Dazu käme freilich die hohe individuelle Qualität der "Rossoblu".
Damit erwischten die "Bullen" speziell defensiv einen absoluten Fehlstart in den letzten Block des Jahres. Nach drei Gegentoren beim 2:3 gegen die WSG Tirol klingelte es diesmal gleich vier Mal im Kasten des da wie dort chancenlos geblieben Alexander Schlager.
Etwas kurios: In beiden Partien ging die zweite Halbzeit mit 0:3 verloren. "Das spricht für sich", ächzt Letsch.
Mehr Torchancen als erwartet
"Ich habe im Vorfeld gesagt: Gegen Bologna wird man sicherlich keine zehn Hochkaräter bekommen. Aber wir hatten fünf Hochkaräter!"
Natürlich zeigte sich der Deutsche aber auch mit seiner Angriffsreihe unzufrieden.
Vertessen fand nach erwähntem Gadou-Traumpass eine Riesenchance auf den Doppelpack vor, der eingewechselte Petar Ratkov vergab einen Hunderter, scheiterte nach einer starken Aktion an der Latte und wurde einmal einzig von einer hauchdünnen Abseitsstellung am Torerfolg gehindert.
Letsch sträubt sich eindringlich dagegen, nach einer derart deutlichen Niederlage von positiven Erkenntnissen zu sprechen, am ehesten noch in diese Richtung geht, "dass man gegen eine Mannschaft, die in den letzten Spielen keine Tore bekommen hat, sehr viele Torchancen herausgearbeitet hat. Aber Torchancen nützen nichts."
"Ich habe im Vorfeld gesagt: Gegen Bologna wird man sicherlich keine zehn Hochkaräter bekommen. Aber wir hatten fünf Hochkaräter! Dann muss halt nicht nur einer rein, dann müssen mehrere rein", fordert der 57-Jährige mehr Kaltschnäuzigkeit von seinen Stürmern ein.
"Bullen" schon wieder die jüngsten im ganzen Bewerb
Genau diese legte die Bologna-Offensive rund um die routinierten, (ehemaligen) italienischen Nationalspieler Federico Bernardeschi und Ricccardo Orsolini an den Tag.
"Das ist eine abgezockte, erfahrene Männertruppe, die sich nicht umsonst in der Serie A mit genau solchen Mannschaften misst", sagt Letsch in Bezug auf die im Schnitt 2,7 Jahre ältere Mannschaft aus der Emilia-Romagna.
Der Deutsche schickte die drei jüngsten Startelfen aller Teilnehmer der bisherigen Europa-League-Saison auf das Feld; jene am vergangenen Donnerstag war sogar "nur" die zehntjüngste.
"Das ist unser Weg. Den gehen wir auch weiter, dazu haben wir uns alle committed", betont Letsch.
Gleichzeitig sucht er auf "Sky" darin auch einen der Gründe, warum Salzburg in europäischen Spielen auf oftmals unnötige Weise den Kürzeren zieht: "Natürlich ist es dann so, dass wir in den entscheidenden Phasen einfach Fehler machen. So würde ich es formulieren."
"Am Schluss stehen wir wieder mit der gleichen Story da"
So vorsichtig Letschs Formulierung auch ausfällt, aus ihr lässt sich die Frage herauslesen, ob der Salzburger Jugendwahn mit internationaler Konkurrenzfähigkeit kombinierbar ist.
Diese Thematik begleitet die "Bullen" mittlerweile seit mehr als einem Jahrzehnt, die Diskussionen darum drehten sich in diesen Zeitraum eigentlich ständig nur im Kreis.
Ähnliches lässt sich in Bezug auf die Auf- und Abs unter Letschs bald einjähriger Ägide in Salzburg feststellen. Immer, wenn es so wirkte, als würde seine Mannschaft in Fahrt kommen, setzt es teils derbe Rückschläge.
"Die Geschichte wird nicht besser. Wir arbeiten an Sachen, sprechen es an, aber am Schluss stehen wir wieder mit der gleichen Story da", ist sich auch Letsch gegenüber "Sky" dieses Umstands bewusst.