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LASK will mehr: "Reise noch nicht zu Ende"

"Sind bereit für hohe Aufgaben!" Die Linzer wollen in der Europa League mehr:

LASK will mehr: Foto: © GEPA

Wer hätte damit im Sommer gerechnet?

Der LASK beendet das Kalenderjahr 2019 trotz der Abgänge des Erfolgs-Trainerteams rund um Oliver Glasner und wichtigen Spielerverlusten als Gruppensieger bei der allerersten Europa-League-Teilnahme und befindet sich auch in der Meisterschaft voll im Rennen um den Titel.

Die Linzer gingen aus Lostopf vier und damit faktisch als Underdog in ihre erste internationale Gruppenphase seit 23 Jahren und steigen nach dem 3:0 gegen Sporting Lissabon (Spielbericht>>>) als lachender Erster einer der schwierigeren EL-Gruppe hervor.

"Dass der LASK Gruppensieger in der Europa League ist, hätten wir uns davor nicht erträumen können. Kompliment an die Mannschaft dafür, wie sie aufgetreten ist. Wir waren immer da und es war sehr beeindruckend, wie wir viele Spiele angegangen sind. Aber die Reise ist für uns noch nicht zu Ende", will sich Kapitän Gernot Trauner nicht mit dem Sechzehntelfinale zufrieden geben.

"Haben noch was vor"

Der Innenverteidiger blickt besonders gespannt auf die Auslosung der Zwischenrunde (13 Uhr im LIVE-Ticker) am Montag: "Wir haben noch was vor, jetzt schauen wir mal, auf welche Mannschaft wir dann treffen."

Eines ist jedenfalls klar: Mit dem Gruppensieg sind die Linzer gesetzt und entgehen damit dem einen oder anderen Brocken. Gegen so manchen möglichen Gegner würden die Athletiker gar als Favorit gehandelt werden.

Und auch wenn es eine Aufgabe der schwierigeren Sorte à la Club Brügge, Eintracht Frankfurt oder AS Rom wird, kann Trauner damit leben: "Egal wer kommt, wir versuchen, dem Gegner das Leben so schwer wie möglich zu machen." So etwas wie Angst sucht man beim LASK vergebens: "Ich denke, wir sind bereit für hohe Aufgaben."

Einen Wunschgegner traut sich kein LASK-Akteuer zu nennen, auch Reinhold Ranftl nicht. Der Rechtsverteidiger betont: "Es gibt keinen schlechten Gegner mehr, wir nehmen was kommt."

Linzer "Tornando" will einiges niederreißen

Respekt vor großen Namen wird in Linz - wenn überhaupt - ohnehin nur öffentlich verkündet. Große Ansagen sucht man im Vergleich zu Salzburg, wo schon vom Titel gesprochen wird, zwar vergebens, aber auch Coach Valerien Ismael traut seinem Team viel zu:

"Wir haben bis jetzt überall gewirbelt. Der Trainer von Brügge hatte uns finde ich sehr gut beschrieben: Wir sind wie ein Tornado und dann schauen wir, was noch übrigbleibt. Und genau so sind wir aufgetreten. Frankreich, Deutschland, Spanien, England – wo auch immer die Reise hingeht, wir werden wieder wirbeln."

Der Linzer Tornado ist in dieser internationalen Saison schon durch Basel, Brügge, Lissabon, Eindhoven und Trondheim gefegt und hat jederorts seine Spuren hinterlassen. Für Trauner, der den ersten europäischen Herbst seiner Karriere bestreiten durfte, keine Selbstverständlichkeit:

"Es ist absolut nicht selbstverständlich, dass man am Ende des Tages in dieser Gruppe am ersten Platz liegt. Es hat vieles zusammengepasst dieses Jahr, aber ich denke, es war trotzdem beeindruckend, wie wir aufgetreten sind. Auswärts in Lissabon schon und heute auch wieder. Es waren viele Spiele dabei, wo wir ans Limit gegangen sind."

Ranftl: "Jeder hat einen Riesenschritt gemacht"

Wenn man sieht, wo die meisten vor ein paar Jahren waren, ist das nicht selbstverständlich und auch nicht alltäglich. Jeder hat so einen Riesenschritt nach vorne gemacht und sich in seiner Persönlichkeit und auch fußballerisch so viel weiterentwickelt. Sonst kommt sowas wie heute nicht zustande.

Reinhold Ranftl

Für Ranftl ist der Gruppensieg und überhaupt die großartige Gesamt-Situation, in der sich der LASK befindet, Ergebnis harter Arbeit:

"Wenn man sieht, wo die meisten vor ein paar Jahren waren, ist das nicht selbstverständlich und auch nicht alltäglich. Jeder hat so einen Riesenschritt nach vorne gemacht und sich in seiner Persönlichkeit und auch fußballerisch so viel weiterentwickelt. Sonst kommt sowas wie heute nicht zustande."

Ranftl, der sich jahrelang bei seinem Ausbildungsklub SK Sturm hinten anstellen musste und erst vor zwei Jahren im Alter von 25 Jahren seinen endgültigen Bundesliga-Durchbruch schaffte, geht die rasante Entwicklung der Stahlstädter fast schon zu schnell: "Man kann es noch gar nicht so genießen, das kommt erst in der Winterpause, wenn du dir mal ein bisschen Gedanken darüber machst, was du da erreicht hast. Es ist einfach unbeschreiblich, jeder kann stolz auf sich sein."

Auch Stürmer Marko Raguz sehnt den Jahresabschluss herbei: "Nach dem Sonntagsspiel (gegen Sturm, Anm.) geht es in den wohlverdienten Urlaub, dann wird einmal realisiert, was da wirklich geschafft worden ist."

Von der Regionalliga ins EL-Sechzehntelfinale

Den LASK-Kickern wird die Verschnaufpause wohl gut tun. Selbst im schnelllebigen Fußballgeschäft ist es bemerkenswert, welche Achterbahnfahrt die Linzer in den letzten Jahren im Eiltempo durchgemacht haben: An gleicher Stelle, an der die Stahlstädter am Donnerstag nach dem Gruppensieg in der Europa League ihre Jubelrunden drehten, unterlagen die Oberösterreicher erst vor sechseinhalb Jahren dem FC Liefering im Relegationsduell um den Aufstieg aus der Regionalliga in die Erste Liga.

Noch im Dezember des selben Jahres, also 2013, nahm der Ex-Päsident der Linzer, Peter-Michael Reichel, nach 13 Jahren seinen Hut. Die "Freunde des LASK" übernahmen die Geschicke, seither geht es unter Anleitung von Präsident Siegmund Gruber und Vize Jürgen Werner stetig und äußerst rasant bergauf.

"Ich freue mich für die Mitarbeiter des Vereins und der Geschäftsstelle. Die haben sich das auch verdient, weil sie wirklich extrem viel arbeiten. Ich freue mich für den LASK, dass dieser erfolgreiche Weg weiter vorgeführt worden ist und wir das auf ein neues Level gebracht haben", bedankt sich Ismael bei seinen Vorgesetzten.

"Werden alles erst in ein paar Jahren begreifen"

Der Franzose, der den Klub schon Jahre vor seiner Bestellung zum Cheftrainer intensiv verfolgte, weiß, welch historische Leistung er gemeinsam mit seinem Team vollbracht hat:

"Alles was wir geleistet haben, ist einfach unglaublich. Ich glaube, dass wir erst in ein paar Jahren begreifen werden, was das bedeutet: Gruppensieger, 13 Punkte am Konto und wie souverän wir eigentlich durch diese Gruppenphase gegangen sind."

Neben seiner Mannschaft bedankt sich der 44-Jährige vor allem bei seiner Familie: "Danke auch an meine Familie für die Unterstützung. Es war kein einfaches Jahr für uns. Es war eine schwierige Zeit, die wir hatten und immer noch haben, aber durch den LASK haben wir das gut überstanden."

Ein Highlight jagt das nächste

Wir haben immer wieder gedacht, das ist jetzt das Highlight der Saison – dann kommt das nächste, dann das nächste und so weiter.

Valerien Ismael

In einem hoffentlich weniger schwierigen Jahr 2020 geht es für Ismael mit dem LASK nun also im Sechzehntelfinale der Europa League weiter, gespielt wird am 20. und 27. Februar. Durch den Gruppensieg haben sich die Oberösterreicher einige Hammerlose erspart, einfach wird es in dieser Phase des Turniers aber gegen keinen Gegner (Die möglichen Gegner des LASK>>>). Viel mehr wartet auf den LASK ein neuer Höhepunkt - schon wieder. Ismael bringt es auf den Punkt: "Wir haben immer wieder gedacht, das ist jetzt das Highlight der Saison – dann kommt das nächste, dann das nächste und so weiter."

Von diesen Superlativen lassen sich die Linzer Kicker aber nicht beeindrucken. Viel mehr wird weiter hart und intensiv gearbeitet. Das Ziel ist stets Verbesserung.

"Was mich am meisten beeindruckt, ist, dass die Mannschaft es immer wieder geschafft hat, zu begreifen, worum es im Fußball geht: Nicht zufrieden zu sein, immer weiterzugehen und zu wissen, dass erst am Ende abgerechnet wird. Es ist das schwierigste, diese Mentalität in eine Mannschaft reinzubekommen. Die Arbeit im Vorfeld ist schon gemacht worden und wir haben das auf ein anderes Level gebracht", bringt Ismael die Mentalität der Athletiker auf den Punkt, die schon von seinem Vorgänger Oliver Glasner implementiert wurde.

Doppelbelastung: Eher Vorteil als Nachteil

Vor der Saison wurde darüber spekuliert, dass der LASK durch die erstmalige Doppelbelastung womöglich einen herbstlichen Einbruch hinnehmen werden muss, das genaue Gegenteil ist aber der Fall. Die Linzer stehen trotz einer Bombensaison der Salzburger in der Bundesliga nur zwei Zähler hinter dem Serienmeister und sind im Cup problemlos ins Viertelfinale eingezogen. Ismael erklärt die Hintergründe:

"Durch die internationalen Spiele hat die Mannschaft Selbstvertrauen gewonnen und dann noch mehr an sich geglaubt. Wir sehen, wie wir Sporting an die Wand spielen, Eindhoven an die Wand spielen – dann hast du keine Angst."

Im Frühjahr gilt es nun, die alles andere als einfache Aufgabe zu bewältigen, an die bisher herausragende Saison anzuknüpfen. Auch Ismael weiß um die Größe dieser Bürde, streicht aber hervor:

"Das ist momentan eine besondere Saison, was alles passiert. Es ist klar, dass es immer schwieriger wird. Man hat nach dem zweiten Platz letzte Saison gedacht: Das zu toppen, wird schwierig. Jetzt hat man gesehen: Es geht."

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