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LASK-Revanche mit "Wut im Bauch"

Der Vergeltungsschlag für die unglückliche Niederlage hat sowas von gesessen:

LASK-Revanche mit Foto: © GEPA

Perfekter Abschluss eines traumhaften Herbstes im internationalen Geschäft für den LASK!

Am letzten Spieltag der Europa-League-Gruppenphase gelingt den Linzern ein hochverdienter 3:0-Sieg über den portugiesischen Top-Klub Sporting Lissabon (Spielbericht>>>) und damit die Revanche für eine mehr als unglückliche 1:2-Pleite vor ein paar Wochen in Portugal.

Eine im Vergleich zum Hinspiel auf acht Positionen veränderte Lissaboner Mannschaft, bei der vor allem der gelbgesperrte Top-Star Bruno Fernandes an allen Ecken und Ende fehlte, ging auf der Gugl ordentlich baden.

"Ein Faktor war sicher, dass Lissabon nicht in bester Besetzung gekommen ist. Aber das hat für uns keine Rolle gespielt. Ich glaube einfach, dass wir mit einer Wut im Bauch aus dem Hinspiel aufgetreten sind", analysiert LASK-Coach Valerien Ismael nach der nächsten eindrucksvollen Leistung seiner Athletiker.

"Keine Selbstverständlichkeit"

Die Portugiesen, bei denen gleich vier Jugendspieler, die eigentlich in der zweiten Mannschaft zuhause sind, in der Startelf aufgeboten wurden, konnten sich gegen hochmotivierte Linzer überhaupt nicht zur Wehr setzen. Der LASK trat von Beginn an so auf, als würde ein Pflichtsieg gegen einen Underdog auf dem Tagesprogramm stehen.

Tatsächlich stand mit Sporting einer der prestigeträchtigsten Klubs Portugals auf der Gegenseite des Linzer Rasens, der mit Luis Figo oder Cristiano Ronaldo einige der prägendsten Fußballspieler in diesem Jahrtausend hervorbrachte und das siebenfache Etat der Linzer aufweisen kann.

"Es ist auf keinen Fall selbstverständlich, auch wenn sie nicht mit der besten Mannschaft gespielt haben, haben sie noch immer einen viel höheren Marktwert als wir und so viele Stars in der Gruppe. Mit Leidenschaft und Kampfgeist schlägt man aber Star-Sein", bringt es Reinhold Ranftl auf den Punkt.

Trauners Tor als "Dosenöffner"

Auch Coach Ismael sieht das ähnlich: "Das bringt uns natürlich Selbstvertrauen für die Zukunft, auf diesem Niveau aufzutreten. Auch wenn Lissabon nicht mit der besten Mannschaft antritt, musst du die erstmal 3:0 schlagen."

Kapitän Gernot Trauner fügt an: "Es soll nicht zur Selbstverständlichkeit werden, dass wir solche Spiele immer gewinnen. Wir müssen immer an unsere Leistungsgrenzen gehen, damit wir erfolgreich sein können. Diesmal haben wir das wieder geschafft. Und darum stehen wir verdient als Gruppensieger da." Der Innenverteidiger sorgte mit seinem bereits fünften Saisontor für den "Dosenöffner". "Das war sehr wichtig in dieser Phase. Weil wir uns gerade am Anfang schwergetan haben, Chancen zu kreieren."

Alle fünf Treffer von Trauner 2019/20 konnte dieser per Kopf erzielen, jedes Mal war Peter Michorl per Standard der Vorbereiter. Dieses Mal setzte sich der 27-Jährige nach einer Ecke am Fünfer gegen gleich fünf Portugiesen durch und nickte ein.

"Immer wieder passt es halt mal. Jetzt habe ich eh schon wieder ein paar Wochen kein Tor gemacht. Es freut mich, dass ich wiedermal getroffen habe. Die Standards kommen einfach gut bei uns, wir überlegen uns auch immer was", hält sich Trauner im Jubeln zurück.

"Wird man in 30, 40 Jahren noch lesen"

"Das kann man uns nie mehr wegnehmen, das bleibt für immer. In 30, 40 Jahren kann man noch immer die Zeitung aufschlagen und sehen, dass wir auf Platz eins stehen. Das war die Krönung."

Valerien Ismael

Wie schon in Lissabon lagen die Linzer schon nach gut 20 Minuten in Front, dieses Mal geriet der Sieg aber zu keiner Minute in Gefahr. Nach 38 Minuten verwandelte Joao Klauss einen selbst herausgeholten Elfmeter zu 2:0. Übeltäter und Keeper Renan Ribeiro musste mit Rot vom Feld.

"Sie haben eine Rote Karte bekommen, deswegen war es ein komplett anderes Spiel. Wir waren einfach effektiver, wir standen wieder bombenfest hinten und wir haben fast alles richtig gemacht", erläutert Ismael die Unterschiede zum Hinspiel, das für den Franzosen trotz der Niederlage "unser stärkstes Spiel war".

"Vom Ergebnis war das die Krönung, weil du gewonnen hast und Erster bist. Das kann man uns nie mehr jemand wegnehmen, das bleibt für immer. In 30, 40 Jahren kann man noch immer die Zeitung aufschlagen und sehen, dass wir auf Platz eins stehen. Das war die Krönung", bekommt der Franzose glänzende Augen.

Der Gruppensieg und die dadurch deutlich bessere Ausgangslage für das Sechzehntelfinale (Die möglichen Gegner des LASK>>>) war schlussendlich mehr als verdient. Einzig beim 0:0 in Eindhoven war der österreischische Vizemeister nicht die bessere Mannschaft, aus Lostopf vier gezogen dominierten die Linzer alle ihre zum Teil deutlich höher eingeschätzen Gegner.

"Es ist einfach unglaublich, wenn man sich den Marktwert von Eindhoven und Lissabon ansieht, und du kommst einfach her und wirbelst das durcheinander", kann Ismael das unfassbar hohe Niveau des LASK kaum fassen.

Pogatetz mit Standing Ovations verabschiedet

Durch den positiven Spielverlauf und den nie gefährdeten Sieg der Linzer blieb gegen Ende der Partie auch noch Raum für Sentimentalitäten: Emanuel Pogatetz, der im Winter seine Bundesliga-Karriere beendet, zu den FC Juniors OÖ wechselt und sich dort auf den Einstieg in die Trainerkarriere vorbereitet, wurde in der 88. Minute eingewechselt und bekam einen gebührenden Abschied von den LASK-Fans.

"Ich bedanke mich bei 'Emi' für seinen Einsatz für den Verein, für alles was er geleistet hat - vor meiner Zeit und seit Sommer mit der Reise, die wir mit der Champions-League-Qualifikation angefangen haben, wo er Unglaubliches geleistet hat", richtet Ismael dem mittlerweile 36-jährigen Ex-ÖFB-Internationalen aus.

Pogatetz, der erst im Sommer 2017 und damit mitten im Erfolgslauf des LASK in der Stahlstadt anheuerte, wurde mit Standing Ovations bei seiner Einwechslung verabschiedet, jeder Ballkontakt des Innenverteidigers wurde vom Linzer Publikum grölend bejubelt.

Für Ismael eine notwendige Geste: "Es ist mir ganz wichtig und es war mir persönlich ein Anliegen, dass ein verdienter Spieler einen würdigen Abschied bekommt. Der Plan ist aufgegangen. So sollte ein verdienter Spieler verabschiedet werden."

Ismael: "Pogatetz hat richtigen Zeitpunkt gefunden"

"Mad Dog" drückte erst im September zusammen mit unter anderem Zlatko Junuzovic, Florian Klein oder Mario Sonnleitner die Schulbank zur UEFA-B-Lizenz, bei den Juniors wird er als Individual-Coach eine Assistenztrainer-Rolle einnehmen. Gut möglich, dass man ihn in wenigen Jahren in der Bundesliga als Trainer zurückbegrüßen darf - vielleicht sogar beim LASK. Mit Ismael, der als Spieler ebenfalls ein beinharter Innnenverteidiger war, hätte er bereits ein gutes Vorbild.

"Ich freue mich für ihn und auch, dass er entscheiden konnte, wann es zu Ende geht. Es ist nicht immer einfach, dass du den richtigen Zeitpunkt findest, wann es zu Ende ist. 'Emi' hat das Glück, dass er diesen Zeitpunkt gefunden hat. Und es geht für ihn auch weiter, er bleibt dem Verein erhalten. Das ist eine große Geste und ein großer Gewinn für den Verein. Ich freue mich für ihn. Es gibt nichts zu sagen als 'Danke'", erklärt Ismael, der selbst 34-jährig aufgrund anhaltender Knieprobleme seine aktive Laufbahn beenden musste.

Die Geschichte seither ist bekannt: 2011 machte der Ex-Bayern-Kicker seine Trainerlizenz, nach einer erfolglosen Aufgabe in Nürnberg geriet er 2015 in den Fokus des LASK, wurde aber von Oliver Glasner ausgestochen. Also ging es für ein halbes Jahr nach Wolfsburg, dann für kurze Zeit nach Griechenland und im Sommer 2019 endlich nach Linz, wo der Franzose seither mit einem Punkteschnitt von 2,28 der mit Abstand erfolgreichste Coach in der Klubhistorie ist.

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