"Es hätte auch der Zeugwart treffen können"
Es lag allerdings nicht nur an der Spurs-Defensivabteilung rund um den Österreicher. Der 23-jährige Brennan Johnson avancierte im Finale zum Goldtorschützen. Der Engländer, 2023 für 55 Millionen Euro von Nottingham gekommen, kann seine Gefühle kaum beschreiben:
"Wir mussten unbedingt eine Trophäe gewinnen. Es ist so ein toller Klub. Auch wenn es in der Liga nicht lief, wir wussten, es war eine riesige Chance. Uns wurde gesagt, das ist ein spezieller Wettbewerb - genau so war es heute."
Ob das Goldtor nun ihm zugeschrieben wird, oder doch als Eigentor gewertet worden wäre, spielt für Johnson keine Rolle: "Gib es mir, gib es dem Verteidiger. Es hätte auch der Zeugwart treffen können. Mir ist es völlig egal."
Die vergangen Tage wäre der 23-Jährige noch recht nervös gewesen, fühlte sich aber auch selbstbewusst: "Jetzt genieße ich es einfach nur."
Son ist der "glücklichste Mensch der Welt"
Heung-Min Son stand gemeinsam mit Harry Kane in den vergangenen Jahren wie kaum ein anderer für den Verein Tottenham - und damit auch für die Titellosigkeit. Zehn Jahre schon läuft der Südkoreaner für die Lilywhites auf, holte zahlreiche (individuelle!) Titel und ist mittlerweile sogar Kapitän der Spurs.
Dementsprechend erleichtert wirkt Son auch nach Abpfiff: "Ich bin überglücklich - der glücklichste Mensch der Welt, glaube ich. Danke an alle - ich bin so dankbar."
Über das vergangene Jahrzehnt wurde ihm offenbar eines klar: "Du brauchst alles, um einen Titel zu gewinnen: Charakter, Qualität, Leistung. Am Ende des Tages haben wir den Pokal und sollen einfach feiern."
Der Glaube daran, dass der große Wurf noch gelingen kann, wäre immer da gewesen: "Ich habe immer daran geglaubt." Zum Abschluss schickt Son noch einen Gruß in Richtung seines langjährigen Teamkollegen, der ja ebenso seinen ersten Titel (mit den Bayern) holte: "Was soll ich sagen? Harry, wir haben auch den Pokal gewonnen!"
Postecoglou: Der Halb-Grieche und seine Prophezeiung
Einen großen Anteil am Ende der fast zwei Jahrzehnte andauernden Titel-Dürre hatte natürlich auch Manager Postecoglou. Vor der Saison lehnte sich der in Griechenland geborene Australier weit aus dem Fenster und meinte: Normalerweise gewinne ich in meiner zweiten Saison etwas. Ich korrigiere mich - ich gewinne nicht gewöhnlich, sondern immer etwas in meinem zweiten Jahr."
Was darauf folgte, war eine fast beispiellos schlechte Premier-League-Saison. Schlussendlich hatte Postecoglou nun aber doch recht - und gewinnt mit den Spurs in seiner zweiten Saison die Europa League.
Das zu realisieren, wird bei Postecoglou noch ein wenig Zeit in Anspruch nehmen: "Ich versuche immer noch, das alles zu verdauen. Ich weiß, was es für diesen Verein bedeutet. Leider ist es manchmal umso schwieriger, diesen Kreislauf zu durchbrechen, je länger er andauert."
Wie groß die Angst vor dem Versagen war, spürte der Cheftrainer: "Ich konnte die Nervosität bei allen im Verein spüren, weil sie schon einmal in dieser Situation waren."
Spurs-Party in Bilbao! Die besten Bilder des EL-Finales
Die Highlights des EL-Finals im Video: