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Sturm Graz traut sich "Riesen-Sensation" zu

Internationaler Reifeprozess. Trainer Ilzer glaubt ans Weiterkommen, schaut auch nicht auf starke Gegner und sieht weiter Luft nach oben.

Sturm Graz traut sich Foto: © GEPA

Auch in dieser schweren Gruppe sei noch "einiges möglich", meinte Christian Ilzer nach dem 0:0 in der UEFA Europa League gegen Lazio Rom.

Was der Sturm-Trainer damit konkret meint?

"Die Gruppe ist ausgeglichen. Wir spielen noch ein Mal gegen jeden Gegner, zwei Mal davon auswärts. Wenn wir weiterkommen, wäre es eine Riesen-Sensation. Aber an die glauben wir und die trauen wir uns zu."

Nach der "Hinrunde" halten alle vier Vertreter der Gruppe F bei vier Punkten. Das Turnier beginnt also quasi neu.

Dass die Steirer noch Aufstiegs-Ambitionen hegen, zeigt den Reifeprozess, den sie im Vergleich zur Gruppenphasen-Teilnahme in der Vorsaison hingelegt haben. Damals wurden in sechs Spielen zwei Zähler geholt.

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Affengruber: "Wir haben einfach gelernt"

"Wir sind erfahrener. Fast alle haben schon eine Europa-League-Saison hinter sich. Bei vielen ist es die zweite, manche haben natürlich schon mehrere. Ich denke, wir haben einfach gelernt", erklärt David Affengruber.

Auch Gregory Wüthrich sieht Fortschritte: "Die Kurve zeigt sicher nach oben. Man merkt, dass viele Spieler europäisch schon einige Partien gemacht haben, dass wir vom letzten Jahr gelernt haben. Das ist ein Reifeprozess."

Man kann auch kurzfristiger lernen, zum Beispiel aus dem bislang einzigen Auswärtsspiel in dieser Gruppenphase. Das 0:6-Debakel in Rotterdam hat Sturm letztlich nicht aus der Bahn geworfen.

"Gegen Feyenoord haben wir als Mannschaft versagt, ganz klar. Aber man sieht: Wenn wir voll da sind und unsere Leistung abrufen, können wir gegen solche Gegner mithalten", unterstreicht Jusuf Gazibegovic, der mit Gelb-Rot vom Platz geflogen ist.

Auch gegen Lazio mutig

Die Leistung - zumindest jene in den ersten 60 Minuten - ist es auch, die nach dem Kräftemessen mit Lazio im Mittelpunkt steht.

Ilzer sieht noch realistisch Luft nach oben
Foto: © GEPA

Selbige fand Ilzer "nahezu perfekt", wenngleich zur Perfektion zumindest schon mal eine bessere Chancenauswertung fehlte.

Das ändert jedoch nichts daran, dass es durchaus mitreißend war, wie Sturm gegen ein Spitzenteam aus der Serie A agiert hat.

"Wir sind sehr mutig aufgetreten. Dann ist bei uns zu Hause mit unseren Fans im Rücken immer etwas möglich. Die Stimmung war überragend", erklärt Wüthrich.

Auch besagter Mut gehört für Wüthrich zu den internationalen Fortschritten: "Das ist auch Einstellungssache, dass man sagt, wir haben zwar Respekt vor dem Gegner, aber wir verstecken uns auf keinen Fall. Das haben wir bei der Matchbesprechung so gesagt. Auf dem Spielfeld konnte man auch sehen, dass wir gewinnen wollen."

Das eigene Spiel auf ein immer höheres Level bringen

Die Selbsterkenntnis, dass man auch gegen Gegner auf diesem Niveau sein Ding durchziehen kann, ist eine besonders wichtige.

"Ich bin überhaupt kein Fan davon, dass man immer nur anpasst und, wenn die Gegner größer sind, denkt: Was macht der Gegner? Was müssen wir defensiv strukturell machen, um den Gegner in seinem Spiel einzuschränken?"

Christian Ilzer

Ilzer: "Es ist natürlich Erfahrungssache, dass du dir einfach zutraust, auf diesem Level dein Spiel zu spielen. Aber ich bin überhaupt kein Fan davon, dass man immer nur anpasst und, wenn die Gegner größer sind, denkt: Was macht der Gegner? Was müssen wir defensiv strukturell machen, um den Gegner in seinem Spiel einzuschränken?"

Da ist dem 44-Jährigen der proaktive Ansatz, auf sich selbst zu schauen, lieber. "Mir ist wichtig, dass wir unser eigenes Spiel auf ein immer höheres Level bringen und auch nach einer Negativerfahrung, wie wir sie in Rotterdam hatten, nicht gleich denken, dass wir international ganz anders spielen müssen. Das sind für mich Entwicklungsschritte", verdeutlicht Ilzer.

Mit jedem positiven Ergebnis würden seine Spieler diese Denkweise auch immer mehr verinnerlichen.

Es gibt noch realistisch Luft nach oben

Abgeschlossen ist die Entwicklung des Sturm-Kaders logischerweise noch nicht. Aber auch das ist für den Coach eine erfreuliche Erkenntnis.

"Der Weg passt, es war eine starke Leistung. Trotzdem gibt es noch in allen Bereichen Details, wo wir es noch besser machen können", findet Ilzer und betont:

"Es ist wichtig, dass die Spieler merken, dass sie auf diesem Level bestehen können und trotzdem noch Luft nach oben haben - und zwar realistisch Luft nach oben, das können wir uns zutrauen. Diese Verbesserungen sind in unserem Potenzial. Man muss nur immer versuchen, Potenzial in Qualität umzuwandeln."

Punkte, die es zu verbessern gilt, gibt es - beginnend mit der Effizienz - viele. Als ein Beispiel nennt Ilzer, dass es genügend Momente gegeben habe, in denen man noch besser in die Rückräume sprinten hätte können: "Dann hätten wir Lazio vor noch größere Probleme stellen können."

Siebenhandl: "Es liegt an uns"

In den kommenden Wochen wird es darauf ankommen, wie Sturm mit dem intensiven Programm umgeht. Ilzer kündigt an, dass er nicht zu früh rotieren wolle, dass es jedoch bereits bald der Fall sein werde, dass er gewisse Spieler rausnehmen muss.

Auch in Sachen Steuerung der Doppel- und Dreifachbelastung kann Sturm auf Erfahrungswerte aus dem Vorjahr zurückgreifen.

Wollen die "Blackies" die Riesen-Sensation tatsächlich schaffen, wird es jedenfalls notwendig sein, auch auswärts deutliche Fortschritte zu machen. Angesichts der anstehenden Gastspiele bei Lazio und beim FC Midtjylland kann man bald beweisen, dass auch hier gelernt wurde.

Die Ausgangslage könnte zusätzliche Kräfte beim Underdog dieser Gruppe freisetzen. "Wir sind mittendrin statt nur dabei. Es ist immer noch alles offen. Es liegt an uns, wie es am Ende ausschaut", weiß Jörg Siebenhandl.

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