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Sturm Graz: Lange nahe an der Perfektion

Trainer Ilzer spricht ein großes Lob aus und vermisst nur die "Explosion" gegen einen Gegner, der die Serie A und die Europa League gewinnen kann.

Sturm Graz: Lange nahe an der Perfektion Foto: © GEPA

"Die Leistung war eine Stunde lang nahezu perfekt. Ein ganz starker Auftritt. Wir haben einen Top-Gegner wie Lazio Rom eine Stunde lang mit Aggressivität und Intensität dominiert."

Wenn ein Trainer ein Match so analysieren kann, ist einiges richtig gelaufen. Christian Ilzer konnte das nach dem Europa-League-Duell mit dem Spitzenklub aus der Serie A mit bestem Gewissen tun.

Was zur Perfektion fehlte? Ein Fußball-Spiel dauert nun mal nicht 60 Minuten, und in dieser ersten Stunde haben die Steirer keine ihrer vorhandenen Top-Chancen genutzt. Dazu kam in der Schlussphase der Ausschluss von Jusuf Gazibegovic.

"Daher muss man am Ende zufrieden sein, wenn man einen Punkt mitnimmt", erklärt Ilzer nach der Nullnummer.

Auch wenn es das berühmte weinende Auge schon auch gab, überwog bei den "Blackies" das lachende. Zu gut spielte man lange Zeit, zu sehr riss man das Publikum mit, zu gekonnt brachte man den prominenten Gast ins Schwimmen.

"Lazio hätte sich nicht beschweren können, wenn wir mit einer Führung in die Halbzeit gehen", meint David Affengruber.

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Die eigenen Stärken ausgespielt

"In der ersten Halbzeit wäre sehr viel möglich gewesen, wenn wir unsere Chancen nutzen. Es ist schade, dass wir uns nicht den Vorteil eines Tors erarbeitet haben. Wie man sieht, haben wir die Null gehalten, also hätte das eine Tor schon gereicht", rechnet Jörg Siebenhandl.

Für den Sturm-Torhüter ist es das dritte zu Null in Folge. Gegentore setzte es nur in einem der vergangenen sieben Pflichtspiele, da jedoch bei der 0:6-Packung bei Feyenoord Rotterdam heftig viele.

"Wir haben einen Punkt gegen Lazio Rom gemacht. Nach dem letzten Europacup-Spiel ist das definitiv etwas Gutes. Wir wollten zeigen, dass wir es besser können", resümiert der Routinier daher.

Man habe von Beginn an seine Stärken ausgespielt. "Das Pressing war gut. Wir haben es ihnen schwer gemacht, ihr Spiel aufzuziehen. Mit dem Ball war es auch richtig gut. Wir haben die Räume gut bespielt, deswegen hatten wir auch die Torchancen", so Siebenhandl.

Siebenhandl: "Er ist halt nicht so schlecht"

Erst in der Schlussphase geriet Sturm durchaus noch ins Wanken. Einerseits wurde man in Unterzahl in die Defensive gedrängt, andererseits kamen die Italiener schon vor der Gelb-Roten Karte besser ins Spiel.

Die VAR-Entscheidung sorgte für Erleichterung
Foto: © GEPA

Als Ciro Immobile den Ball ins Netz schoss, glaubten wohl alle Besucher im ausverkauften Stadion in Liebenau, dass dies auch tatsächlich den Rückstand für die Grazer bedeutete - der Stürmer-Star stand jedoch laut VAR hauchdünn im Abseits.

"Es war eine knappe Angelegenheit, im Spiel hat es sich klarer angefühlt. Aber Abseits ist Abseits", betont Gregory Wüthrich.

Siebenhandl grinst: "Ich habe probiert, das eins gegen eins zu lösen, aber er ist halt nicht so schlecht, den kann man nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Dann hat er mich schön stehen gelassen. Zum Glück haben es die Schiedsrichter dann richtig entschieden."

Spaß mit Immobile

Star-Spieler hin oder her, auch Immobile kam nicht richtig ins Spiel, wie auch Superstar Sergej Milikovic-Savic bei seiner Rückkehr nach Graz.

"Es hat Spaß gemacht, gegen Immobile zu verteidigen. Gegen solch einen Weltklasse-Stürmer ist es eine riesige Herausforderung. Ich liebe solche Spiele, in denen ich mich mit Weltklasse-Spielern messen kann. Daraus kann man immer viel lernen", erklärt Wüthrich und zieht ein erfreuliches Resümee:

"Wenn man sie dann auch noch gut im Griff hat wie heute über weite Strecken, gibt das natürlich ein sehr gutes Gefühl und auch Selbstvertrauen."

Selbstvertrauen kann die ganze Mannschaft aus dieser Leistung ziehen. Denn Lazio hat dieses Spiel nicht auf die leichter Schulter genommen, wie vielleicht am Spieltag davor das 1:5 beim FC Midtjylland. "Wir haben dieses Spiel auf mentaler Ebene nicht unterschätzt", unterstreicht Coach Maurizio Sarri und spricht von zu vielen taktischen Fehlern gegen Sturm.

Ilzer: Lazio kann Serie A und Europa League gewinnen

Ilzer wiederum musste doch eine Art "Niederlage" einstecken.

"Ich bin nicht Maurizio Sarri, ich durfte keine Emotionen zeigen, er hat mir gleich Gelb gegeben", kann der 44-Jährige darüber lachen, dass er verwarnt wurde und sein nicht weniger aufgeregtes Gegenüber nicht.

"Lazio hat mich nicht enttäuscht. Es war meine Mannschaft, die mich über weite Phasen des Spiels beeindruckt hat."

Christian Ilzer

An der Klasse des Gegners hat sich für Ilzer sowieso nichts geändert: "Ich bin nach wie vor der Meinung, Lazio hat die Qualität, die Serie A und auch die Europa League zu gewinnen."

Daher stellt er klar: "Lazio hat mich nicht enttäuscht. Es war meine Mannschaft, die mich über weite Phasen des Spiels beeindruckt hat. Wir haben es geschafft, dass Lazio nicht in den Rhythmus kommt und zum gewohnten Spiel findet. Wir haben es geschafft, das Tempo vorzugeben. Wir waren das dominantere Team."

Dann wäre die Stimmung explodiert

Entsprechend stolz sei er nach dieser "Top-Leistung" auf seine Mannschaft. Einzig ein aus der Überlegenheit resultierendes Tor habe eben gefehlt.

"Dann wäre hier die Stimmung explodiert", ist sich Ilzer sicher, "es wäre angerichtet gewesen, dass wir gewinnen."

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