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Brotloses 3:3 des LASK sorgt für Furore

Zwar steht LASK mit leeren Händen da, geknickt müssen Linzer aber nicht sein.

Brotloses 3:3 des LASK sorgt für Furore Foto: © GEPA

Es ist eine Glanzleistung mit Beigeschmack, die der LASK am Donnerstag beim 3:3-Remis gegen Tottenham auf das Grün im "Stadion der Stadt Linz", wie die Heimstätte der Athletiker im Europacup heißt, gezaubert hat.

Die Oberösterreicher waren dem Tabellenführer der englischen Premier League lange Zeit überlegen, vor allem die erste Halbzeit gestalteten die Linzer nach Belieben. Ein Traumtor durch Peter Michorl ließ bereits leise Träume nach einem Sieg gegen die übermächtigen Engländer aufkommen.

Doch eine Szene kurz vor der Pause war emblematisch für die Partie am Donnerstag. LASK-Verteidiger Andrade bekommt den Ball nach einer Hereingabe in den Strafraum an die Hand, der Schiedsrichter entscheidet auf Strafstoß für Tottenham. Gareth Bale verwandelt diesen mit dem Pausenpfiff zum Ausgleich. 

Die harte Arbeit, die die LASK-Elf investiert hatte, schlagartig war sie in Punkten wenig wert. Dies ist auch als Metapher für das gesamte Spiel zu verstehen. Der LASK zeigte ein couragierte, aufopfernde Leistung gegen maue Londoner, die sogar deren Trainer, Jose Mourinho Respekt abverlangte (Alle Infos >>>). Doch am Ende zählt dies wenig. Das hart erkämpfte Unentschieden markiert das Ende der Linzer Europa-League-Reise, als Dritter der Gruppe J mit aktuell sieben Punkten, ist ein Aufstieg in die Zwischenrunde unmöglich.

Das Auswärtsspiel bei Ludogorets beim designierten Schlusslicht, das nach fünf Spielen immer noch ohne Punkte dasteht, nichts mehr als eine lästige Pflichtaufgabe, die in diesem intensiven Abschnitt vor Weihnachten wohl keinen Jubel bei den Verantwortlichen des LASK auslöst, auch wenn Trainer Dominik Thalhammer nicht die totale Rotation in Aussicht stellt.

Nichtsdestotrotz kann der LASK stolz auf das Remis gegen eine Mannschaft sein, die normalerweise in allen Bereichen überlegen sein müsste.

"Es war eine richtig gute Leistung meiner Mannschaft", resümiert Cheftrainer und Sportdirektor Dominik Thalhammer nach dem Spiel gegen Tottenham.

"In der Kabine waren die Jungs enttäuscht darüber, nur Unentschieden gespielt zu haben. Das zeigt finde ich, wie gut die heutige Leistung war: Taktisch sind wir sehr stark aufgetreten, in den ersten 20 Minuten haben wir sehr viel angepresst und Tottenham zu Fehlern gezwungen. Daraufhin hat der Gegner ausschließlich mit langen Bällen gearbeitet", so der 50-Jährige, der wie Mourinho eine Niederlage der Athletiker als ungerechtfertigt angesehen hätte: "Aber nicht nur gegen den Ball, auch mit dem Ball war es eine starke Leistung – alles andere als ein Punktgewinn wäre nicht dem Spielverlauf entsprechend gewesen.

"Tabellenführer der Premier League beherrscht"

Auch die Zahlen rund um das Spiel sprechen deutlich für Athletiker. Der LASK hat vierzehn Schüsse in Richtung des Kastens von Joe Hart abgegeben, fünf davon gingen direkt auf's Tor.

Tottenham hat nur acht Schüsse abgegeben, dafür raschelte es bei allen drei Versuchen auf das Tor von Alexander Schlager hinter dem LASK-Torhüter.

Dabei sollte die Entstehung der drei Treffer durchaus berücksichtigt werden. Das 1:1 von Bale und das 3:2 durch Dele Alli waren jeweils Elfmeter-Tore. Der 2:1-Führungstreffer durch Son entstand aus einem Fehler im Spielaufbau der Linzer und einer blitzsauber ausgespielten Umschaltaktion.

Der Treffer des Südkoreaners geht als einziger aus dem Spiel herausgespielter Schuss aufs Tor in die Annalen dieser Partie ein. Kein Wunder, dass LASK-Trainer Thalhammer eine dominante Vorstellung seines Teams gesehen hat.

"Ich sehe es extrem positiv, wie wir den Tabellenführer der Premier League beherrscht haben. Wir haben unsere Sache extrem gut gemacht. Sie haben ihre wenigen Situationen ausgenutzt. Die Leistung war phänomenal, die taktische Herangehensweise, wie wir Tottenham dominiert haben. Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft", sagt Thalhammer bei Puls 4.

Tottenham eiskalt

Die Spurs hätten jeden Fehler ausgenutzt, analyisert der 50-Jährige weiter: "Gegen so einen Gegner muss man über 90 Minuten hoch konzentriert bleiben".

Das Unentschieden gegen die Londoner gebe dem Team auch Inspiration, lassen Thalhammers Worte vermuten. Das Messen mit einer Mannschaft von europäischem Top-Format wird als Gradmesser angesehen.

"Die Mannschaft hat sich in vielen Bereichen gut entwickelt, nicht nur gegen den Ball, auch mit dem Ball", so Thalhammer über sein eigenes Team. Nachsatz: "Es zeigt den Weg, wohin wir gehen müssen, um eine absolute Spitzenmannschaft zu sein."

Letzendlich beendeten die Athletiker das Spiel mit mehr Ballbesitz und mehr Pässen.

Trotz der schwierigen Aufgabe in Linz war natürlich auch der Spielstand im Parallelspiel zwischen Ludogorets und Antwerpen von besonderem Interesse für die Oberösterreicher.

"In der Halbzeit wussten wir davon. Auch im Verlauf der zweiten Halbzeit.", sagt Thalhammer bei der Pressekonferenz nach dem Spiel.

Das Remis der Linzer hätte nur bei einer Niederlage von Antwerpen die Chancen auf die Zwischenrunde am Leben gehalten, doch die Belgier gewannen in Bulgarien mit 2:1, weswegen sich Thalhammer damit auch nicht weiter beschäftigen wollte.

"Heute steht für mich die Spielleistung des heutigen Tages im Fokus. Mit der bin ich sehr zufrieden", resümiert Thalhammer, der die Ursache für das unnötige Europa-League-Aus bennent.

"Ich denke, jeder weiß, wo letztendlich die Punkte liegengelassen wurden – nämlich im Heimspiel gegen Antwerpen", sagt der 50-Jährige. "Den heutigen Tag sehe ich sehr, sehr positiv und da bin ich mit der Leistung sehr zufrieden."

Man of the match "belohnt" sich mit Sperre

Obwohl keine Zuschauer im Stadion zugelassen waren, ließen es sich die Linzer nicht nehmen, einen "Man of the Match" nach dem Spiel auf der Video-Leinwand auszurufen.

Diese "Auszeichnung" ergatterte Peter Michorl, der mit seinem ersten Treffer in der Europa-League-Gruppenphase die Athletiker in Führung brachte.

Und was für ein Treffer war es, den der 25-Jährige im Tor von Joe Hart unterbringen konnte. In der 42. Minute fasste sich der Mittelfeldmotor des LASK ein Herz und zog aus ca. 25 Metern ab, der Ball schlug im langen Eck ein, keine Chance für den Tottenham-Goalie.

"Wir haben ein unglaubliches Spiel gegen den Tabellenführer der Premier League gezeigt", sagt Michorl nach dem Spiel bei Puls 4. "Wir sind zweimal einem Rückstand nachgelaufen. Aber wir waren immer am Drücker."

Das Spiel gegen die Mannschaft aus dem Norden Londons wird dem Team wohl noch lange in Erinnerung bleiben, wie Michorl andeutet. "Wir haben eine unglaubliche Performance gezeigt. Ein 3:3 gegen Tottenham - da kann man noch lange davon zehren."

Auch der 25-Jährige, der sich durch seine dritte Gelbe Karte im Rahmen der Gruppenphase die Pflichtübung in Rasgrad erspart, weiß, wo der Hauptgrund für das bittere Aus in der Gruppe trotz Remis gegen die Spurs liegt.

"Haben es gegen Antwerpen verkackt"

"Wir haben es gegen Antwerpen verkackt, das war nicht unser bestes Spiel", bringt es Michorl ähnlich treffsicher wie auf dem Spielfeld auf den Punkt. "Aber wir können erhobenen Hauptes abtreten. Mit zehn Punkten kommst du in der Europa League oft weiter, heuer sind wir leider ausgeschieden."

Für die Linzer endet die Europa-League-Reise für diese Saison also unglamourös im Auswärtsspiel gegen Ludogorets Rasgrad. Doch Thalhammer, Michorl und Co. müssen nicht verzagen, trotz Ausscheidens zeigten die Atheltiker beinahe durchwegs ansprechende Leistungen.

Die Kantersiege in der Qualifikation gegen Dunajska Streda und Sporting kommen da in den Sinn, auch das Auswärtsspiel gegen Antwerpen und der Zittersieg gegen Ludogorets konnten sich sehen lassen.

Letztendlich war es eine Rote Karte und ein Freistoß gegen die Belgier, die den LASK nun mit leeren Händen dastehen lassen.

Womöglich nicht für lange, denn die Linzer sind in der Bundesliga wieder auf dem besten Weg, auch in der kommendem Saison europäisch unterwegs zu sein.

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