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"Toxisch" - Sturms EL-Gegner Rangers in Krisenstimmung

Den Rückhalt der Fans hat Trainer Russell Martin, der eigentlich einen Umbruch einläuten sollte, bereits verloren.

Foto: © getty

Nach einem geschäftigen Transfer-Sommer spielen die Rangers bisher eine schaurige Saison.

Der Großclub aus Glasgow kommt nach internationalen Rückschlägen und gar nur als Tabellen-Achter der schottischen Fußball-Liga zum Europa-League-Spiel bei Sturm Graz. Besonders in der Kritik steht vor der Donnerstag-Partie (21:00 Uhr, im LIVE-Ticker >>>) der neue Trainer Russell Martin. Da hilft auch der erste Ligasieg zuletzt wenig.

Das Verhältnis zwischen Fans und Coach ist zerrüttet. Seit dem Aus im Champions-League-Play-off, als der 55-fache schottische Champion gegen den Salzburg-Bezwinger Club Brügge in ein 1:9-Debakel (1:3, 0:6) schlitterte, fordern die Anhänger die Absetzung des in England geborenen, ehemaligen schottischen Nationalspielers.

Auch beim Fehlstart in die Europa League, als beim 0:1 gegen Genk einige Plätze im Ibrox Stadium aus Protest frei blieben.

"Toxische" Atmosphäre

Die Atmosphäre bei Heimspielen sei für den Trainer inzwischen "toxisch", stellt der Guardian fest. Beschreibungen, die man in Zusammenhang mit dem Rangers-Fußball der vergangenen Wochen öfter liest: Langsam, lethargisch und schwach im defensiven Drittel. Immerhin hat der schottische Rekordmeister beim 2:1 in Livingston am Wochenende mit einem Tor in letzter Minute einen Sieg feiern können.

Es war der erste im sechsten Ligaspiel der Saison für die Rangers, die in den vergangenen Jahren vom Stadtrivalen Celtic deutlich abgehängt wurden. Nach 2011 gelang den Rangers, seit jeher der Klub der Protestanten und Unionisten in Glasgow, nur ein Meistertitel (2021).

Viel hat sich durch den Erfolg vom Wochenende nicht geändert. Die Fans wünschen den "boss" an der Seitenlinie weiter zum Teufel, wie Sprechchöre bei der Partie deutlich machten. "Ihn aus diesem Chaos zu befreien, wäre eigentlich ein Akt der Barmherzigkeit", stellte Keith Jackson, der Fußball-Chefreporter der Scottish Daily Record, daraufhin fest. "Die erste Halbzeit war die beste, die wir in dieser Saison gespielt haben", hielt Martin dagegen. "Amazing football."

Traditionsclub im Besitz eines US-Konsortiums

Die Mannschaft steckt in der ersten Saison seit der Mehrheitsübernahme durch ein US-Konsortium offenbar in der Findungsphase. Im Mai waren die Rangers vom milliardenschweren Investor Andrew Cavenagh und dem Investment-Unternehmen 49ers Enterprises, einer Tochterfirma der NFL-Franchise San Francisco 49ers, zu deren Portfolio auch Leeds United gehört, übernommen worden. Viele Spieler verließen den Europa-League-Viertelfinalisten, darunter mit Cyriel Dessers, Vaclav Cerny und Hamza Igamane die drei treffsichersten Akteure. 14 neue - darunter gleich vier Leihspieler aus der Premier League - kamen.

Sein neuformiertes Team - angeführt weiter vom verlässlichen Kapitän James Tavernier - wachse trotz aller Widrigkeiten zusammen, betonte Martin. Zu den Anfeindungen gegen seine Person habe er "keine Meinung". "Wenn wir mehr Spiele gewinnen, macht das die Leute glücklich. Mehr als das kann ich nicht beeinflussen."

Bei der Neuauflage des Champions-League-Duells von 2000 in Graz steht also das Auswärtsteam mehr unter Druck als Österreichs ebenfalls mit einer Niederlage in die Europa League gestarteter Meister. Vor 25 Jahren kassierte Sturm in der Gruppenphase zunächst eine 0:5-Klatsche in Glasgow, ehe Sergey Yuran und Gilbert Prilasnig die Osim-Elf zu einem 2:0-Erfolg in Graz schossen. Dies bedeutete die Tabellenführung und gipfelte nach einem 2:2 bei Galatasaray Istanbul im historischen erstmaligen Einzug eines ÖFB-Clubs in die damalige Zwischenrunde.

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