Boten die ersten beiden Pflichtspiele des SK Rapid noch Anlass zur Sorge hinsichtlich der Abläufe in der neu formierten Offensive, wurde das 4:2 über Decic Tuzi zum Gegenbeweis, dass es auch anders gehen wird.
Die Fehlerquote wurde schon binnen vier Tagen nach dem zähen Auftritt bei Wacker Innsbruck drastisch heruntergeschraubt.
Vor allem der vorschnell gescholtene Petter Nosa Dahl zeigte in den 45 Minuten, die er am Platz stand, auf: Mit dem ersten Tor und der starken Vorbereitung des zweiten Treffers, nach dem der Abend quasi durch war.
Dazu präsentierte sich das Mittelfeld, in dem Lukas Grgic seinen ersten Einsatz in dieser Spielzeit bekam und mit Romeo Amane der beste Spieler des Abends werkte, kompakter und stabiler.
Nie gab es das Gefühl, dass die Montenegriner irgendwie für eine überraschende Wende sorgen könnten. Trotz der zwei Tore, die ihnen aus Standards gelangen.
"Vor allem in der ersten Halbzeit haben wir richtig gut gekickt. Ich glaube, dass man schon gesehen hat, dass nach vorne mehr geht, dass wir mutig sind und die Räume bespielen", freute sich mit Matthias Seidl auch der Kapitän stellvertretend für alle Spieler über einen Auftritt, der lockerer aus den Beinen kam.
Nicht eingeimpft, nur herausgeholt
Das sorglose Überstehen dieser ersten Hürde in der Conference-League-Qualifikation war kein Anlass für irgendeine Art von Euphorie in Hütteldorf, wohl aber kann den nächsten Aufgaben etwas beruhigter entgegengesehen werden.
Peter Stöger war sowieso immer ein Ruhepol, sah sich nun bestätigt: "Viele Dinge, über die wir in den letzten Wochen gesprochen haben, haben wir ordentlich umgesetzt. Wir haben die Fehlpässe klar reduzieren können, waren von der Positionierung her besser. Dadurch gibt es die Möglichkeit, rund um den Strafraum Bälle zu spielen, die dann gefährlich werden."
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Alles Dinge, über die sich der Neo-Rapid-Trainer nach den Hinspiel in Montenegro und dem Cup-Auftritt in Innsbruck trotz der Siege noch kritisch zeigte.
So gab es auch keinen großen Ansatz, mit dem sich der Fortschritt in wenigen Tagen erklären ließe: "Das sind ja alles Sachen, die haben sie in den Beinen. Wir haben nur in kleineren Gruppen besprochen, was wir wirklich verlangen und was gar nicht passt."
Nicht abgedreht
Auch auffällig: Rapid traf in den ersten 26 Minuten rekordverdächtige fünfmal Aluminium. Dass darüber kaum gesprochen werden musste, war nicht nur den zwei Treffern gleich im Anschluss an zwei dieser Momente zu verdanken.
Stöger erkannte darin sogar erfreuliche Aspekte: "Die Jungs waren wach, haben auf Situationen reagiert, nicht abgeschalten. Das ist das, was wir wollen - in Umschalt-, und Pressingsituationen, dass sie immer schauen, dass etwas passieren kann."
Passieren kann vor allem bei Standards immer was: Eine Ecke und ein abgefälschter Freistoß für Decic, schon sah das Ergebnis nicht mehr ganz so klar aus.
Abgezeichnet hatte sich vor allem der erste Treffer, nachdem Rapid mit Seitenwechsel etwas lascher auftrat. "Wir haben die Organisation nicht mehr so gehalten, die Positionen nicht mehr so besetzt", sah Stöger keineswegs eine über 90 Minuten zufriedenstellende Leistung seines Teams.
"Das ist für uns Trainer gut, weil man das dann zeigen kann. Vielleicht glauben sie uns dann beim nächsten Mal."
Es sei aber klar, dass "ein bisschen Spannung abfällt", wenn das Ergebnis schon so für einen Aufstieg spricht. "Aber das werden wir in der Saison auch noch reinkriegen, das Tempo 90 Minuten hochhalten zu können. Das dauert vielleicht ein bisschen."
Geduld ist eine Tugend
Apropos Dauern: Dieses Spiel wird für Stöger nun zum "Beweisstück A", dass sich die eingeforderte Geduld lohnen könnte.
"Ich verstehe, dass es im Hochleistungssport so ist, dass einer funktionieren muss, sobald er reinkommt. Aber so ist es halt nicht. Die Zeit kriegt er von mir. Vielleicht kriege ich sie nicht, aber er kriegt sie von mir auf jeden Fall", versprach der Rapid-Trainer gegenüber seinen Neuankömmlingen.
Zeit ist in diesen intensiven Wochen eben ein schwieriger Faktor. Am Sonntag startet die ADMIRAL Bundesliga ausgerechnet gegen Blau-Weiß Linz, da sind aus der vergangenen Spielzeit ja noch Rechnungen offen. Zumindest bei manchem Spieler, der nicht neu dabei ist.
Und schon in einer Woche geht es in der Conference-League-Quali weiter. Diesmal kommt mit Dundee United aus Schottland ein ganz anderes Team: Robust und kampfstark.
Die Einschätzung des Status quo bei Rapid muss diese Spiele abwarten - und wohl noch ein Weilchen länger liegen. Schließlich kann schon binnen weniger Tage viel anders funktionieren als zuvor.